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Weiß als Farbe für den Wohnraum ist "menschenfeindlich"


Farben
Reines Weiß ist "menschenfeindlich"

Farben geben einem Raum Charakter und eine eigene Stimmung. Von Bedeutung sei aber auch, ob die Farbe gedämpft oder rein ist, sagt Axel Venn, Professor für Farbgestaltung und Trendscouting an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim. Er behauptet sogar, in komplett in Weiß eingerichteten Räumen werde wenig gelacht. Im Interview erklärt der Experte für Farbpsychologie die Hintergründe.

23.01.2012|Lesedauer: 2 Min.
dpa-tmn, Simone Andrea Mayer
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Wie Farben auf die menschliche Psyche wirken, ist unterschiedlich. Orange- und Gelbtönen wird beispielsweise eine belebende Wirkung zugeschrieben, ein helles Blau steht eher für Weite und Erdtöne schaffen Behaglichkeit. Doch auch eigene persönliche Erfahrungen und viele andere Faktoren beeinflussen, wie wir Farben wahrnehmen. Professor Axel Venn ist einer der führenden deutschen Wissenschaftler auf dem Gebiet der Farbpsychologie und Farbgestaltung. Im Interview fordert er mehr Mut zur Farbe:

Professor Axel Venn ist überzeugt: Im Wohnraum ist Weiß als Farbe "menschenfeindlich".Vergrößern des Bildes
Professor Axel Venn ist überzeugt: Im Wohnraum ist Weiß als Farbe "menschenfeindlich". (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Sie sagen, reines, strahlendes Weiß im Wohnraum sollte verboten sein. Warum?

"Es gibt einen einfachen Grund dafür: Weiß bedeutet einen Verzicht zu üben, der 9.999.999 andere Möglichkeiten auslässt. Und das ist nicht einzusehen. Ich habe Verständnis für Weiß als Papier, weil man dann die Schrift besser lesen kann. Das ist also eine Funktion, die Weiß hier erfüllt. Sonst ist Weiß menschenfeindlich."

Viele Menschen richten sich fast komplett weiße Räume ein. Wie kann das gut aussehen?

"Wenn man es verwendet, muss das Weiß angetönt sein – als sogenannte Offwhites (Anm. d. Red.: gedeckte, nicht-reine Weißtöne) oder mit Sorbettönen. Das sind dann Töne, die eine Charakteristik haben: woll- oder leinenhaft, wolken- oder nebelähnlich. Ich weiß: In der Musik sind auch die Pausen wichtig. Wenn ich Weiß also als Akzent benutze, geht das auch. Weiß bedeutet für mich Pause machen von allem – von Stimmung, von Gefühlen, von Empfindungen."

Welche Farben und Farbtöne machen eine Wohnung heimelig?

"Das sind einfach warme Töne. Heimat hat viel mit dem Herzen zu tun. Die Farben dafür haben oft terrakottahafte, ja holzige Töne oder sind in Grüntönen gehalten, die für den Baum und den Wald stehen. Der Wald steht in vielen Regionen, etwa in Bayern oder Österreich, für die Heimat. Grün greift das Heimatliche auf und schafft so Wohnlichkeit. Das ist das Herzige, das An-sich-drücken. Rot- und Orange-Töne sind wunderbar, wenn sie etwas getrübt sind."

Eine der Trendfarben auf der diesjährigen Internationalen Möbelmesse in Köln war Blau – vor allem für Wände und bei Sofas. Was bewirken Blau-Töne im Wohnraum?

"Blau sagt etwas von einer gewissen Distanzierung aus. Aber Blau ist, finde ich, auch ein wichtiger Ton der Sehnsucht und der Zukunftsorientierung. 'Ins Blaue fahren', heißt es ja. Zukunft, auch Intellekt und Ästhetik werden heute immer mehr mit Blau assoziiert. Der Trend ist für mich eine wunderbare Gegenbewegung zu dieser wärmenden, aber manchmal verkitschten Gemütlichkeit."

Haben Sie sich jedoch schon für einen Farbton entschieden, erklären wir auf was Sie bei der Auswahl der richten Dispersionsfarbe, Latexfarbe oder Kalkfarbe achten sollten.

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