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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Belastungsprobe Wenn Klavier und Aquarium für den Deckenboden zu schwer sind
Berlin (dpa/tmn) - Ein Wasserbett, eine Bibliothek, ein Flügel und Aquarien - wann sind sie zu schwer für den Deckenboden? Gerade in Altbauten kann die niedrige Traglast ein Problem sein.
Vorsicht ist daher vor allem dort geboten, wo keine Bauunterlagen mehr vorhanden sind, aus denen die ursprüngliche Statik hervorgeht.
Holzbalkendecke oder Beton
Decken und Tragwerke im Hochbau werden in Deutschland nach einer Norm berechnet. Diese schreibt für Wohngebäude eine Nutz- beziehungsweise Verkehrslast durch Möbel und Menschen von 150 bis 200 Kilogramm pro Quadratmeter vor - gleichmäßig über die Fläche verteilt. "Man kann also davon ausgehen, dass die Bausubstanz auch schwere Lasten trägt", sagt Florian Becker vom Bauherren-Schutzbund in Berlin. Bei alten Gebäuden kann das aber anders aussehen.
Die Holzbalkendecke war Standard in Wohnhäusern bis in die 1950er Jahre. In der Nachkriegszeit wurde zwar schon der etwas stärkere Beton verbaut, aber mit anderen Materialstärken. "Da gab es Deckenstärken von 12 bis 14 Zentimetern, heute sind sie mit 18 bis 20 Zentimetern deutlich robuster", erklärt Heinrich Bökamp, Präsident der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen.
Mit Bauunterlagen und Experten
Da man die Decke meist nicht öffnet, um nachzuschauen, was verbaut worden ist, hilft ein Blick in die Bauunterlagen oder gegebenenfalls die Expertise eines Fachmanns. Mieter sollten sich dafür an ihren Vermieter wenden. Das Gewicht eines Möbels lässt sich berechnen oder etwa bei Musikinstrumenten beim Hersteller erfragen.
Als Beispiel das Klavier: "Das sind meist 300 bis 350 Kilogramm, bei Flügeln bis zu 600 Kilogramm", weiß Marc Ellinger vom Verband Privater Bauherren. Dazu kommt für die Rechnung das Gewicht des Pianisten. Da die Eigenlast des Instruments aber über drei Füße abgeht, verteilt sie sich über den Deckenboden und angrenzende Wände, sofern es in einer Raumecke aufgestellt wird. Aufpassen muss man nur beim Einzug: "Der Moment des Hereintragens ist der mit der größten Belastung, da stehen noch drei bis vier Möbelpacker im Umfeld des Klaviers", so Ellinger.
Schwere Bücherregale und Aquarien
Auch für andere Gegenstände gibt es in der Regel Entwarnung. "Als Faustformel rechnet man, dass ein Quadratmeter Bücher, einreihig im Regal, etwa 80 Kilogramm wiegen", erklärt Reiner Wild vom Berliner Mieterverein. Und selbst, wenn es mehr ist: "Wenn die Regale an der Wand befestigt sind, ist dies unproblematisch. Der Boden wird hierdurch entlastet." Nur wer eine private Bibliothek plant, deren Regale in mehreren Reihen quer durch den Raum aufgestellt werden sollen, riskiert eine zu große Last auf dem Deckenboden.
Auch ein 400-Liter-Aquarium kann in einem normalen, statisch unauffälligen Wohngebäude im zweiten Stock stehen. Zumindest solange es das einzige Aquarium im Raum ist. "Wer Fischfanatiker ist und in einem Raum zehn Aquarien aufstellen will, sollte darüber nachdenken, ob nicht die Traglast überschritten ist", sagt Wild. Grundsätzlich lässt sich sagen: Die Frage, ob die Statik ausreicht, stellt sich vor allem bei Einrichtung mit einem Gesamtgewicht ab 500 Kilogramm.
Ist das Wasserbett zu schwer?
Bei einem Wasserbett ist eine Traglast von 150 Kilogramm pro Quadratmeter schnell überschritten. "Eine 15 Zentimeter hohe Wassersäule wiegt je Quadratmeter schon 150 Kilogramm", erklärt Bökamp. Dazu kommt noch das Gewicht der sonstigen Bett-Materialien wie ein Holzrahmen und das Gewicht eines oder mehrerer Schläfer auf dem jeweiligen Quadratmeter Bettfläche. Insbesondere für Holzbalkendecken seien Wasserbetten nicht ausgelegt - selbst wenn man das Bett wie etwa Regale an die Wand stellt, so Bökamp.
Anders sieht das der Fachverband Wasserbett: Er verweist auf den Sockel der Betten, der das Gewicht verteile. Außerdem sorge die Position des Bettes an einer Wand für Entlastung. Auf Beton-, Estrich- und Holzbalkendecken stehe ein Wasserbett sicher, so der Verband. Aber auch er nennt Ausnahmen: Ungeeignet seien nicht ausgebaute Dachräume, die nicht für eine Bewohnung konzipiert wurden. Prüfen im Einzelfall müsse man Häuser in Leichtbauweise sowie jene, die vor 1945 gebaut wurden.
Schwingprobe und Risse
Erste Anzeichen, ob die Traglast für den Einrichtungsgegenstand ausreicht, erkennt man Verformungen des Deckenbodens. Als zusätzlichen Tipp empfiehlt Ellinger eine Schwingprobe durchzuführen: Dazu mit dem Körper auf einer Stelle des Deckenbodens hin- und herwippen. Ist die darauf folgende Schwingung unter den Füßen stark spürbar, kann sie darauf hinweisen, dass die Fläche wenig belastbar ist. Auch eine erhöhte Rissbildung an den Wänden sollte warnen.
Es kann auch sein, dass die Statik der Räume durch Baumaßnahmen gelitten hat - und diese daher anfälliger sind für schwere Gewichte.