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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Werkzeuglexikon Was gute Gartenhandschuhe ausmacht
Gute Gartenhandschuhe müssen einiges aushalten. Sie sollen die Hände einerseits vor der Witterung, andererseits aber auch vor Dornen schützen. Zugleich will man in den Handschuhen nicht zu stark schwitzen und braucht noch genügend Fingerspitzengefühl. Außerdem darf das, was die Hände ja eigentlich schützen soll, natürlich auch nicht giftig sein. Immer wieder gerieten Gartenhandschuhe jedoch in Verruf, weil viel zu viele Schadstoffe enthalten sind. Wir erklären, worauf Sie bei der Auswahl achten sollten und was gute Gartenhandschuhe kosten dürfen.
Gartenarbeit kann die Hände ganz schön mitnehmen. "Ich brauche einen Multifunktionsschutz", sagt Gärtnermeisterin Katharina Taubert. Gute Handschuhe müssten vor Kälte und Nässe schützen, aber die Haut auch wirksam vor Stichen und Abschürfungen schützen. Pünktlich zum Start in die neue Gartensaison ließ das WDR-Magazin "Servicezeit" Taubert und zwei weitere Probanden Gartenhandschuhe zu Preisen zwischen 3 und 13 Euro testen.
Nässeschutz und Fingerspitzengefühl in Gartenhandschuhen
Die Handschuhe müssen sich im Praxistest beim Austopfen von Pflanzen bewähren. Der Gartenhandschuh der Obi-Eigenmarke – mit 10,49 Euro immerhin das zweitteuerste Produkt der "Servicezeit"-Stichprobe – enttäuscht die Tester. "Ich hatte die erste Pflanze ausgetopft und hatte gleich diese Nässe, die sofort eingezogen ist", zieht Taubert ein negatives Fazit.
"Für Detailarbeiten nicht geeignet", ergänzt Gartendesigner Peter Burg, ebenfalls einer der drei Tester. Er vermisst Fingerspitzengefühl. Besser schneiden die Handschuhe von Gardena für nur knapp fünf Euro ab. Auch in ihnen hat Gartnermeisterin Taubert nach relativ kurzer Zeit nasse Fingerspitzen, trotzdem schlagen sie sich besser als das doppelt so teure Obi-Produkt. "Das Fingerspitzengefühl ist super", lobt Taubert. Ebenso fällt das Urteil beim teuersten Produkt im Test aus – den Gartenhandschuhen von Wolf Garten für knapp 13 Euro. "Mit denen kann man schonmal ganz gut arbeiten", findet die dritte Probandin, Hobby-Gärtnerin Verena Klaus. Vollständig gegen Nässe geschützt sind die Hände aber auch in diesen Markenhandschuhen nicht.
Das Problem der Hersteller: Für hochwirksamen Nässeschutz müssten die Handschuhe aus einem komplett wasserdichten Material gefertigt sein. Der Verbraucher möchte in seinen Gartenhandschuhen aber auch nicht über Gebühr schwitzen, weshalb fast immer atmungsaktives Textilgewebe mit eingearbeitet wird. Das ist dann aber nicht komplett wasserdicht. Bei den Produkten von Gardena und Wolf Garten blieben die Hände im "Servicezeit"-Test zumindest eine gewisse Zeit lang trocken. Für Gartenarbeiten wie das Reinigen der Dachrinne oder Arbeiten im Gartenteich sollte man dennoch lieber zu echten Gummi- statt zu Gartenhandschuhen greifen. Sie sind komplett wasserdicht und die Hände bleiben trocken.
Gartenhandschuhe schützen kaum vor Dornen
"Gartenhandschuhe sind letztlich nichts anderes als Arbeitshandschuhe", findet das Verbrauchermagazin Öko-Test, das im Frühling 2014 Produkte von 17 Herstellern getestet hat*. "Wie Schutzhandschuhe ordnen einige Hersteller sie nach dem Grad der Beanspruchbarkeit in verschiedene Klassen ein und geben über bestimmte Nummernkombinationen an, wie fest sie gegen Abrieb, Weiterreißen, Schnitte und Durchstiche sind." Die meisten Gartenhandschuhe seien aber nicht besonders robust.
Dieser Eindruck bestätigt auch der WDR-Test. Wirksamen Schutz beim Schneiden dornenbesetzter Pflanzen boten weder die günstigen noch die teuren Gartenhandschuhe. "Da braucht man richtig dickes Leder", zieht Gartendesigner Burg Bilanz. Darin allerdings wäre dann das Fingerspitzengefühl für filigrane Arbeiten stark eingeschränkt. Den einen perfekten Gartenhandschuh, der für alle anfallenden Arbeiten gleichermaßen taugt, und den von Gärtnerin Taubert gewünschten Multifunktionsschutz bietet, gibt es also nicht.
Besserer Halt durch Gartenhandschuhe
Dafür sorgt der richtige Handschuh für einen festen und sicheren Griff und schützt vor Blasen. Vor allem bei robusten Tätigkeiten wie der Arbeit mit Spaten, Hacke oder Axt ist das wichtig. Um zu testen, wie gut man in den Handschuhen arbeiten kann, graben die Probanden im WDR-Test den Erdboden um.
Einige Gartenhandschuhe haben Noppen auf der Handinnenseite. Das verbessert den Gripp. Trotzdem ist Tester Burg von den noppenbesetzten Gartenhandschuhen von Town & Country – mit einem Preis von drei Euro die günstigsten im Test – enttäuscht. "Die Noppen haften am Spaten, aber es zieht einem sofort den Handschuh aus." Genauso gut hätte man ein altes Handtuch um den Spaten wickeln können, stimmt Taubert zu. Den besten Eindruck beim Umgraben machen die teuren Handschuhe von Wolf Garten und die von Garten Star. Letztere liegen mit knapp acht Euro im mittleren Preissegment.
Wer Gartenhandschuhe überwiegend für schwere Arbeiten benötigt, sollte Produkte wählen, die innen gepolstert sind, empfiehlt Öko-Test, "damit das Arbeiten mit schwerem Gerät nicht gleich zu Schwielen führt". Das geht dann aber wieder zu Lasten des Fingerspitzengefühls.
Billige Gartenhandschuhe fallen im Labortest durch
"Wer billig kauft, kauft zweimal", lautet eine Binsenweisheit, die sich oft genug als falsch entpuppt. Bei vielen Produktgruppen kann man durchaus Schnäppchen machen, die ebenso stabil und haltbar sind wie teure Markenprodukte. Bei Gartenhandschuhen jedoch scheint der Preis durchaus Aufschluss darüber zu geben, wie gut die Produkte verarbeitet sind. Für den "Servicezeit"-Test werden die fünf Handschuhe ins Labor geschickt. Ergebnis: Die beiden teuersten Produkte – die Gartenhandschuhe der Obi-Eigenmarke sowie die von Wolf Garten – schnitten am besten ab. Auch die Handschuhe von Garten Star konnten bei der Prüfung der Reißfestigkeit noch überzeugen. Die günstigen Produkte von Town & Country und Gardena rissen deutlich schneller.
Schadstoffe in Gartenhandschuhen
Ähnlich auch das Ergebnis bei der Schadstoffuntersuchung. Immer wieder fielen gerade Gartenhandschuhe bei Tests in der Vergangenheit unangenehm dadurch auf, dass sich krebserregende oder allergieauslösende Stoffe in ihnen fanden. Bei Öko-Test schnitten rund zwei Drittel der getesteten Produkte deswegen mit der schlechtesten Bewertung "ungenügend" ab. Damals waren die Gardol Gartenhandschuhe von Bauhaus "gut" und das Modell der Dehner Gartencenter immerhin "befriedigend". Auch der WDR-Test fördert bedenkliche Ergebnisse zu Tage: Die beiden günstigsten Testprodukte enthielten sogar mehr giftige Weichmacher als vom Gesetzgeber erlaubt.
Auch ein hoher Verkaufspreis ist kein Garant für Schadstofffreiheit. Zwar fielen beim jüngsten Test die beiden günstigsten Produkte besonders negativ auf. Doch noch vor einem Jahr bildeten bei Öko-Test ausgerechnet die vergleichsweise teuren Gartenhandschuhe von Markenhersteller Fiskars das unrühmliche Schlusslicht bei der Schadstoffuntersuchung. Verbrauchern, die großen Wert auf schadstoffarme Produkte legen, bleibt nur, sich über aktuelle Tests auf dem Laufenden zu halten.
*zum vollständigen Testbericht von Öko-Test geht es hier.