Aus für Öl und Gas ab 2024? Das kostet der Heizungsumbau
Ein neuer Vorstoß von Bundeswirtschaftsminister Habeck trifft Hausbesitzer: Sollten sie jetzt sofort ihre Heizung umrüsten und was würde das kosten?
Jetzt soll es womöglich doch schneller gehen als zunächst geplant: Nach dem Willen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) soll der Einbau von Öl- und Gasheizungen schon ab 2024 verboten werden - also ein Jahr früher als bislang kommuniziert.
Dann wären nur noch der Einbau von Biomasse-Anlagen, Wärmepumpen oder die Nutzung von Fernwärme möglich. Ausnahme: Geht eine bereits bestehende Öl- oder Gasheizung kaputt, hat der Besitzer drei Jahre lang Zeit umzustellen.
Hausbesitzer und Bauherren sind beunruhigt, Handwerksbetriebe sind alarmiert: Welche Kosten und Probleme kommen jetzt auf sie zu?
Vierstellige Kosten für Umbau
Im Ein- und Zweifamilienhaus ist momentan die Wärmepumpe die erste Wahl, wenn man seine bestehende Öl- oder Gasheizung ersetzen müsste, sagt Tim Geßler, Redakteur und Heizungsexperte der Fachzeitschrift "SBZ Sanitär. Heizung. Klima".
Die Wärmepumpe ist in den vergangenen Jahren vom Nischen- zum Trendprodukt unter den Heizungen im Privatbau geworden – auch mit Unterstützung in Form einer guten staatlichen Förderung. Tief in die Tasche greifen muss der Verbraucher aber trotzdem.
Kosten: Für die Wärmepumpentechnologie muss man mit Kosten von mindestens 20.000 bis 30.000 Euro rechnen. Hinzukommen können Kosten für Umbauten, die notwendig werden, um die Anlagen effizient betreiben zu können. Zum Beispiel ein Heizkörpertausch.
Förderungen: Die staatlichen Förderungen sehen derzeit so aus: Beim Tausch eines Ölkessels durch eine Wärmepumpe werden 45 Prozent der Investitionskosten erstattet. Beim Austausch von Gasheizungen 35 Prozent.
"Will man zum Beispiel eine Wärmepumpe noch mit einer kleinen Solaranlage kombinieren, ist man schnell bei weiteren 25.000 Euro", rechnet Handwerksmeister Marcus Bonin vor, der in Berlin seinen Meisterbetrieb für Heizungs-, Sanitär- und Solartechnik betreibt.
Verbraucherschützer: "An gerechte Kostenverteilung denken"
Peter Lassek, Energie-Experte der Verbraucherschutzzentrale Hessen fordert eine gerechte Kostenverteilung: "Aus Verbrauchersicht ist es von ganz zentraler Bedeutung, dass sie den geplanten Umstieg auf neue Heizungen auch finanziell stemmen können. Insofern muss nicht nur an ausreichende Übergangsfristen, sondern auch an einen entsprechenden finanziellen Ausgleich und eine gerechte Kostenverteilung bezüglich technischer Nachrüstungen beziehungsweise kompletter Umrüstungen gedacht werden."
Probleme durch Material- und Fachkräftemangel
Für alternative Heizungstechnologien muss man derzeit also viel Geld mitbringen und auch viel Geduld. Denn der Mangel an Material und Handwerkern macht es selbst Umbauwilligen fast unmöglich, schnell auf eine neue Anlage umzurüsten.
"Mein Auftragsbuch ist voll", sagt Meister Bonin. "Wenn ich jetzt einen Auftrag für einen Komplettumbau reinbekäme, könnte ich den frühestens im August ausführen." Das ist eine Vorlaufzeit von mindestens 20 Wochen, die auch mit dem Materialmangel zusammenhängt. Auf eine Wärmepumpe wartet Meister Bonin zurzeit neun Monate.
Bonin kann sich nicht vorstellen, wie der Vorstoß Habecks in die Praxis umgesetzt werden soll. "Der Herr Habeck macht die Leute verrückt", sagt er und rechnet mit einem riesigen Auftragsstau. Außerdem werden seiner Erfahrung nach dann auch die ohnehin wöchentlich kletternden Kosten weiter in die Höhe schießen – für das Material, die Arbeitsleistung, die Zinsen für Finanzierungen und auch die Wartung.
Bonin: "Für viele Hausbesitzer ist das ein Schock. Mir tun vor allem ältere und nicht so gut betuchte Menschen leid. Geht denen in den kommenden Monaten die alte Ölheizung kaputt, müssten sie tief in die Tasche greifen oder sich gar verschulden."
- Gespräch mit Marcus Bonin, Meisterbetrieb für Heizung, Sanitär und Solar
- Material der Nachrichtenagentur dpa