Artenforschung Botaniker entdecken fleischfressende Pflanzen über das Internet
Botaniker haben sechs neue Arten einer Pflanzengattung entdeckt. Der Fund ereignete sich am Schreibtisch – mithilfe von Hobbyfotografen aus dem Internet.
Feldforschung ist für Botaniker unerlässlich, um neue Arten zu entdecken. Für manche Funde müssen sie den heimischen Schreibtisch dennoch nicht verlassen. Der scharfe Blick vieler Naturliebhaber und das Internet helfen ihnen dabei.
Die sozialen Medien sind zu einer Fundgrube für Artenforscher geworden: Vier von sechs neuen fleischfressenden Pflanzen hat ein deutsch-australisches Wissenschaftsteam jüngst nicht bei Feldforschungen in Westaustralien entdeckt, sondern in den sozialen Netzwerken identifiziert. Sie waren dort von Naturfotografen gepostet worden, wie es in einer Mitteilung zur Studie hieß.
Wertvolle Quelle für die Wissenschaft
Solche oft zufällig, teils absichtlich publizierten Daten von Hobbyfotografen und Bürgerwissenschaftlern seien inzwischen zu einer wertvollen Quelle für Biodiversitätsforscher geworden.
Und damit von großer Bedeutung für den Schutz vieler Tier- und Pflanzenarten, betonte Andreas Fleischmann von der Botanischen Staatssammlung München und der Ludwig-Maximilians-Universität München. "Vor allem die Ermittlung von Verbreitungsgebieten sehr seltener Arten wäre uns ohne diese zusätzliche Datenfülle gar nicht möglich."
Er und sein Team hatten sechs bisher unbekannte, in Westaustralien vorkommende fleischfressende Sonnentau-Arten beschrieben und die Ergebnisse der Untersuchungen in der Fachzeitschrift "Biology" veröffentlicht. Bislang waren nur drei Arten aus dem sogenannten Drosera-microphylla-Artkomplex bekannt.
Die Verdienste der Hoppyforscher
Obwohl im 21. Jahrhundert weltweit viele Arten aussterben, werden noch immer neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt. "Ein Wettlauf gegen die Zeit", betonten die Wissenschaftler. Ohne die intensive Arbeit von Artenforschern "würden viele Lebewesen aussterben, ohne vorher jemals gekannt worden zu sein".
Inzwischen gebe es gerade bei den optisch auffälligen fleischfressenden Pflanzen weit mehr Beobachtungsdaten von Laienwissenschaftlern in sozialen Netzwerken und sogar in wissenschaftlichen Biodiversitäts-Datenbanken als Daten aus Forschungssammlungen, hieß es in einer Mitteilung der Staatssammlung zur Studie. Beispielsweise sei eine Sonnentau-Art aus Südafrika 2018 von drei historischen Herbarbelegen und sieben Fotos auf einer Citizen-Science-Webseite bekannt gewesen.
Heute befänden sich auf der Internetplattform bereits 307 Beobachtungen von 131 naturinteressierten Hobbyforschern. "Die Anzahl der bekannten Herbarbelege des Sonnentaus aus Südafrika in den naturwissenschaftlichen Sammlungen ist unterdessen gleich geblieben."
- Nachrichtenagentur dpa