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Wenn Frauen ihren Intimbereich chirurgisch optimieren lassen


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Vaginaverengung nach Schwangerschaft
Wenn sich Frauen im Intimbereich chirurgisch optimieren lassen

Nicola Wilbrand-Donzelli

06.03.2017Lesedauer: 4 Min.
Nach der Geburt ist das weibliche Becken oft geschwächt.Vergrößern des Bildes
Nach der Geburt ist das weibliche Becken oft geschwächt. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Nach der Geburt eines Babys hadern viele Frauen nicht nur mit überschüssigen Pfunden rund um die Hüften, sondern auch mit ihrem weiblichen Innenleben – dem geweiteten Beckenboden. Trotz Gymnastik lässt er sich nicht immer optimal zurückbilden. Manche wünschen sich sogar eine OP, um "wie vorher" zu sein. Medizinisch notwendig ist das allerdings nur selten.

Der weibliche Beckenboden ist ein mehrteiliges Gefüge, das durch mehrere Schichten Muskulatur, Bindegewebe und Bänder aufgebaut ist. Bei einer natürlichen Geburt wird diese flexible Gewebestruktur zusammen mit der Haut der Vagina beim Durchtritt des Kindes zusätzlich geweitet. Diese anatomischen Veränderungen nehmen Mütter gerade nach der Geburt des ersten Kindes besonders intensiv wahr.

Beckenboden: Zu alter Form mit Rückbildungsgymnastik

"Die Schwächung des Beckenbodens bemerken viele Frauen nach der Geburt dadurch, dass sie vorübergehend das Wasser und manchmal auch den Stuhl nicht halten können", erläutert der Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte Dr. med. Christian Albring. "Durch eine schnelle Rückbildungsgymnastik und Gewichtsreduzierung zum Beispiel in den Wochenbettkursen, die unbedingt lange genug durchgeführt werden müssen, kann der Beckenboden aber wieder sehr viel von der vorigen Festigkeit zurückgewinnen."

Nicht immer führt Rückbildungsgymnastik zum Erfolg

Nachhaltige Effekte haben solche nachgeburtlichen Übungen aber nicht bei jeder Frau – zum Beispiel dann nicht, wenn sie ein sehr großes Kind bekommen hat oder die Entbindung sehr lang war. "Wenn im Lauf der Monate klar wird, dass auch durch konsequente Gymnastik die Festigkeit des Beckenbodens nicht mehr erreicht werden kann, dann wird der behandelnde Gynäkologe nicht nur die aktuellen Symptome erfragen wie etwa Inkontinenz oder sexuelle Probleme, sondern auch mit speziellen Methoden untersuchen, welche Strukturen Schaden genommen haben", so Albring.

Helfen könnten dann ein angeleitetes Training beispielsweise durch speziell geschulte Physiotherapeuten oder ein kleinerer Eingriff, bei dem der Beckenboden gestützt werde. "In anderen Fällen", ergänzt der erfahrene Gynäkologe, "sind anspruchsvolle, mehrschichtige Operationen notwendig und wirkungsvoll."

Schlechter Sex durch geweiteten Geburtskanal?

Wie unangenehm manche frischgebackenen Mütter die Veränderungen ihres Unterleibes nach einer Geburt empfinden, wird beispielsweise in einschlägigen Foren deutlich. Hier klagen Frauen oftmals nicht nur über Inkontinenz, sondern häufig auch über das unangenehme Gefühl, "irgendwie ausgeleiert zu sein".

Außerdem wird immer wieder thematisiert, dass sich die Gewebedehnung negativ auf das Liebesleben auswirkt. "Nach der Geburt meiner beiden Kinder ist meine Vagina viel weiter geworden", erzählt eine Frau im Chat. "Sex macht deshalb nicht mehr so viel Spaß wie vorher! Ich habe gehört, dass man sich die Vagina chirurgisch enger machen lassen kann. Da wir keinen Nachwuchs mehr haben wollen, überlege ich, ob ich das machen lassen soll."

Vaginaverengung: Die Operation sollte medizinisch begründet sein

Frauenarzt Albring warnt vor Eingriffen dieser Art ohne medizinische Indikation. Für befriedigenden Sex seien in erster Linie gemeinsame Lust, Vertrauen und Zuneigung wichtig. Wenn außerdem nur die Vagina im Sinne einer kosmetischen Operation enger genäht werde – zum Beispiel von einem ästhetischen Chirurgen ohne genaue Kenntnis der Beckenbodenanatomie – so habe das allenfalls einen kurzfristigen Effekt für die Intensität des sexuellen Erlebnisses. "Außerdem sind die Nerven hochempfindlich für Schmerzen, weil Narbengewebe nicht elastisch ist."

Gefährlicher Trend: Kosmetische Intim-Chirurgie

Über die Risiken solcher Operationen sind sich die Betroffenen häufig nicht im Klaren. So wünschen sich seit Jahren immer mehr Frauen auch andere chirurgische "Optimierungen" im Intimbereich: Im Fokus steht dann meist die Verschönerung der äußeren Genitalien.

Bereits 2009 bezeichneten die renommierte Diplompsychologin Ada Borkenhagen von der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig mit anderen Fach-Autoren im "Deutschen Ärzteblatt" den Trend, kosmetische Operationen unter der Gürtellinie durchführen zu lassen, als gefährlich. Insbesondere die Verkleinerung der Schamlippen – die häufigste ästhetische OP in dieser Körperzone – würde oft als "kleiner Eingriff" bagatellisiert.

"Komplikationen können aber auch hier schwerwiegende Funktions- und Empfindungseinschränkungen zur Folge haben", so die Experten. Dazu gehören Infektionen, Narben, Verwachsungen und Schmerzen beim Gehen, Sitzen, beim Sport und beim Geschlechtsverkehr. Beeinträchtigungen also, die nicht nur das Sexualleben sondern die gesamte Lebensqualität beeinflussen können.

Die Mode der Intimrasur fördert den Wunsch nach "perfekter" Schamzone

In Deutschland werden mittlerweile im Jahr mehr als 7.000 Operationen an den Schamlippen durchgeführt, so die Zahlen für 2013 von der Deutschen Gesellschaft der Plastischen Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC). Dahinter stecke meist, so die Analyse im Ärzteblatt, eine Mischung aus körperlichen Beschwerden, Problemen beim Sex und einem angeschlagenen Selbstwertgefühl.

Einen weiteren Grund für die Zunahme solcher ästhetischer Korrekturen sieht Ada Borkenhagen in der Mode der Komplett-Intimrasur. Dadurch fielen die individuellen Unterschiede der weiblichen Genitalien stärker auf. Natürliche Asymmetrien oder ein stärker gewölbter, weniger flacher Venushügel würden nicht selten als Stigma empfunden.

Jugendliches Schönheitsideal auch unterhalb des Bauchnabels

Noch ein Problem: Betroffene Frauen - darunter auch viele junge – geraten dadurch zunehmend unter Druck, einem jugendlichen Schönheitsideal, das auch medial verbreitet wird, zu entsprechen. "Gefragt ist ein Genital, das wie das eines jungen Mädchens aussieht und der Oberseite eines Brötchens gleicht, wobei die äußeren Schamlippen die inneren verdecken und die Schamlippen in engen Tangas oder Bikinihosen nicht auftragen", heißt es dazu im Ärzteblatt.

Experten: Kosmetischen Operationen beheben keine psychischen Probleme

Kritisch zu diesem Thema äußert sich auch die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Sie fordert, dass die Motive für die Operation vor dem Eingriff immer genau abgeklärt werden. Patienten müssten zudem darüber informiert werden, dass bisher keine ausreichend wissenschaftlichen Daten darüber vorliegen, ob solche kosmetischen Eingriffe auch zu anhaltenden psychischen Verbesserungen führen.

Oftmals spielten bei diesen Operationen nämlich seelische Faktoren die zentrale Rolle. So könnten sich dahinter Depressionen, narzisstische Störungen, Reifungskonflikte oder Sexualstörungen verbergen – psychische Probleme also, die nicht automatisch durch eine chirurgische Maßnahme "wegoperiert" werden können.

So stehen viele Experten auf dem Standpunkt, dass Eingriffe im Genitalbereich immer medizinisch begründet sein müssen und dass mancher Patientin mit dem Wunsch nach einer maßgeschneiderten Intimzone mit einer psychologischen Betreuung besser geholfen wäre.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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