Geburtenrate Darum kriegen Deutsche so wenig Kinder
Eine Frage, die Politiker und Wissenschaftler inzwischen seit Jahren beschäftigt: Warum bekommen die Deutschen so wenige Kinder? Die Antwort scheint einfach zu sein: Sie kosten zu viel Geld. So lautete jedenfalls die häufigste Antwort bei einer Umfrage der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen.
"Die Unsicherheit, ja fast schon Angst vor der Familiengründung hält bei vielen Bundesbürgern an", sagt der wissenschaftliche Leiter der Stiftung, Professor Ulrich Reinhardt. 1,36 Kinder bekommt eine Frau in Deutschland im Schnitt, im EU-Durchschnitt sind es 1,57.
Umfrage: Darum bekommen die Deutschen so wenig Kinder
Hohe Kosten von Kindern, Angst vor dem Verlust der eigenen Unabhängigkeit und Sorge um die Karriere - das sehen die Bürger als die wesentlichen Ursachen für die niedrige Geburtenrate in Deutschland an. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage, die die Stiftung für Zukunftsfragen veröffentlicht hat. Für die Untersuchung waren im Juni und Juli dieses Jahres 2000 Menschen ab 14 Jahren befragt worden.
Das sind die zehn am häufigsten genannten Gründe, warum viele Bürger in Deutschland keine Kinder bekommen:
- Kinder kosten (zuviel) Geld (67 Prozent)
- Wollen lieber frei und unabhängig sein (60 Prozent)
- Karriere wichtiger als Familiengründung (57 Prozent)
- Karriere nur schlecht mit Familie vereinbar (54 Prozent)
- Staatliche Voraussetzungen (zum Beispiel Kita-Plätze) fehlen (45 Prozent)
- Unsichere Zukunft für die eigenen Kinder (39 Prozent)
- Der richtige Partner fehlt (39 Prozent)
- Es ist nie der richtige Zeitpunkt für Nachwuchs (25 Prozent)
- Kinder sind kein erfüllender Lebensinhalt (20 Prozent)
- Angst vor Scheidung und Alleinerziehung (18 Prozent)
Bürger fordern bessere staatliche Voraussetzungen
"Derzeit gibt es zahlreiche Argumente der Bürger gegen eine eigene Familie. Zweifellos lassen sich diese Sorgen und Befürchtungen nicht einfach von heute auf morgen entkräften", erklärt Reinhardt. Gefordert seien sowohl die Politiker, die Rahmenbedingungen zu stellen, als auch die Unternehmen, flächendeckend eine Karriere mit Kind zu ermöglichen.
Seit dem 1. August 2013 gibt es zwei einschneidende Veränderungen in der Familienpolitik: Zum einen wurde der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für ein- und zweijährige Kinder gültig, zum anderen startete das umstrittene Betreuungsgeld. Ob diese Maßnahmen sich positiv auf die Geburtenrate auswirken, wird sich zeigen. Dass zumindest der Kita-Ausbau eine sinnvolle Entscheidung war, darauf deutet auch die Umfrage der Stiftung für Zukunftsfragen hin. Denn: Jeder zweite Bürger führte fehlende staatliche Voraussetzungen an, etwa nicht ausreichende Kita-Plätze. Ein Argument, das im Westen deutlich öfter zu hören sei als im Osten, wie die Stiftung mitteilt.
Finanzieller Aspekt wird immer wichtiger
Mit 67 Prozent nannten jedoch die meisten Befragten die hohen Kosten als Grund, warum viele Menschen in Deutschland keine Familie gründen. Dieser Wert habe sich besorgniserregend erhöht. 2011 seien es lediglich 58 Prozent gewesen, so Reinhardt. "Der finanzielle Aspekt ist immer weiter nach vorne getreten." Auch die Meinung, Karriere lasse sich nur schlecht mit Familie vereinbaren, wurde öfter angegeben als noch vor zwei Jahren (54 statt 48 Prozent).
"Die Gründung einer Familie lohnt sich in jedem Fall"
"Auch die Bürger sollten umdenken. Es gibt keine absolute Sicherheit im Job oder bei der Partnerwahl, der richtige Zeitpunkt ist nie da und die Einschränkungen bei der Freiheit und dem Lebensstandard zahlen sich ebenso kurzfristig wie auch langfristig aus", appelliert Stiftungsleiter Reinhard an die Deutschen selbst und bricht dabei eine Lanze für das Familienleben: "Seien es die zahllosen Glücksmomente mit den Kindern, der Zusammenhalt in der Familie oder die Sicherheit, im Alter nicht allein zu sein - die Gründung einer Familie lohnt sich also in jedem Fall."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.