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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erbliche Veranlagung Mit dieser Krankheit kann Heuschnupfen zusammenhängen
Niesattacken, tränende Augen, laufende Nase: Fliegen Pollen, leiden Allergiker. Oft entzündet sich auch die Haut. Schuld ist Neurodermitis.
Heuschnupfen und Neurodermitis hängen oft zusammen. Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche Hautkrankheit, die häufig von Allergien begleitet ist. Leiden Menschen mit Neurodermitis unter Heuschnupfen, verschlechtert sich ihr Hautbild durch die Pollen oft erheblich.
Neurodermitis und Heuschnupfen – ein häufiges Problem
Bis zu 40 Prozent aller Personen mit Neurodermitis (Atopische Dermatitis) haben eine allergische Form der Erkrankung. Diese plagt besonders häufig Heuschnupfen und allergisches Asthma. Etwa ein Drittel der Kinder mit Neurodermitis bekommen bis zum sechsten Lebensjahr zusätzlich allergisches Asthma oder Heuschnupfen. Neben Pollen gehören unter anderem Tierhaare, Hausstaubmilben und bestimmte Nahrungsmittel zu den weiteren möglichen Allergenen.
Der Heuschnupfen kann sich unterschiedlich auf die Hautkrankheit auswirken: "Manche Menschen haben ausgeprägte Heuschnupfen-Symptome und zeigen kaum Hautreaktionen. Bei anderen sind die Beschwerden wie laufende Nase, Niesen und tränende Augen nur gering ausgeprägt – dafür reagieren sie mit einem starken Neurodermitis-Schub auf die Pollen. Wieder andere haben sowohl mit der Heuschnupfen-Symptomatik als auch mit Hautausschlägen zu tun", sagt Dr. Ellen Meyer-Rogge, Hautärztin in Karlsruhe und Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD).
Gestörte Barrierefunktion ist genetisch bedingt
Dass Neurodermitis häufig mit Allergien wie Heuschnupfen einhergeht, hat verschiedene Ursachen. Ein Grund ist, dass Betroffene anfälliger für Allergene sind, da die Schutzfunktion ihrer Haut geschwächt ist und allergieauslösende Stoffe leichter eindringen können. Über Hautkontakt finden die meisten Sensibilisierungen statt.
Zur Person
Dr. Ellen Meyer-Rogge ist Hautärztin in Karlsruhe und Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD). Ein Schwerpunkt der Fachärztin liegt auf der Behandlung von Neurodermitis.
Die Barrierestörung der Haut ist genetisch bedingt: Wie der Allergieinformationsdienst am Helmholtz Zentrum München mitteilt, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass auch das Kind betroffen sein wird, bei 60 bis 80 Prozent, wenn beide Eltern an Neurodermitis leiden.
Wie hängen Heuschnupfen und Neurodermitis zusammen?
Darüber hinaus neigt das Immunsystem von Neurodermitikern dazu, eigentlich harmlose Stoffe als Gefahr einzustufen und fälschlicherweise zu bekämpfen. Möglicherweise deshalb, weil es über die Haut ständig mit Stoffen "geflutet" wird. Reagiert das Immunsystem beispielsweise auf Pollen, bildet es zur Abwehr des Allergens Antikörper, die wiederum Entzündungen der Haut begünstigen.
"Im Zentrum der Hautkrankheit Neurodermitis stehen die gestörte Hautschutzbarriere sowie überschießende Reaktionen des Immunsystems. Das erklärt die höhere Empfindlichkeit der Haut sowie die hohe Anfälligkeit für allergische Reaktionen", erklärt Meyer-Rogge. "Viele Betroffene haben sogar mehrere allergische Erkrankungen."
Gendefekt an einem Eiweiß schwächt Hautbarriere
Hinzu kommt, dass ein Teil der Neurodermitis-Betroffenen infolge eines Gendefekts zu wenig eines bestimmten Eiweißes – Filaggrin – in der Haut hat. Dieses ist für die Bildung der schützenden Barriere in der Oberhaut bedeutsam. Um diese Schwachstelle zu beschützen und zu verhindern, dass Erreger und Allergene von außen eindringen, sorgt das Immunsystem für eine vermehrte Ansammlung von Immunzellen in der Haut – was eine mögliche Überreaktion auf harmlose Stoffe sowie abwehrende Entzündungsprozesse zusätzlich fördert.
"Bei der Allergie gegenüber Pollen ist das Immunsystem doppelt gefordert: Es versucht, die Pollen abzuwehren, die über die Atemwege eindringen, sowie die Pollen, welche an die Haut gelangen", erklärt Meyer-Rogge. "Die Folgen sind in der Regel eine Verschlechterung des Hautbildes sowie das Auftreten der Heuschnupfen-Symptome. Im Laufe der Zeit kann sich der Heuschnupfen von den oberen Atemwegen in die unteren Atemwege verlagern und allergisches Asthma entstehen."
Haut vor Pollen schützen: 5 Tipps
Fünf Tipps helfen, die durch Pollen verursachten Hautreaktionen abzumildern:
- Achten Sie auf eine konsequente Hautpflege. So können Sie die Hautbarriere stabilisieren.
- Waschen Sie abends die Haare und den Körper, um Pollen zu entfernen und diese nicht auf dem Bettzeug zu verteilen. Cremen Sie die Haut nach dem Duschen ein.
- Lagern Sie Ihre Kleidung außerhalb des Schlafzimmers und waschen Sie diese regelmäßig, um Pollen herauszuspülen. Trocknen Sie Ihre Wäsche nicht im Freien.
- Gehen Sie mit Ihrem Dermatologen ins Gespräch, welche Präparate Ihnen bei akuten Reaktionen Linderung verschaffen können. Fragen Sie auch, ob eine Nasendusche mit Kochsalzlösung für Sie empfehlenswert ist. Auch eine Hyposensibilisierung kann unter Umständen eine Option sein.
- In den eigenen vier Wänden kann ein HEPA-Filter die Pollenbelastung minimieren. Wählen Sie Ihre Zimmerpflanzen sorgfältig aus. Für Fenster und Türen gibt es spezielle Pollenschutzgitter. Auch für Staubsauger gibt es Pollenfilter.
"Das Meiden von Reizstoffen spielt bei der Neurodermitis-Behandlung eine bedeutende Rolle – neben der Basistherapie zur Hautpflege und dem Einsatz bestimmter Medikamente zur Symptomlinderung", sagt Meyer-Rogge.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Interview mit Dr. Ellen Meyer-Rogge
- allergieinformationsdienst.de: "Neurodermitis oder atopisches Ekzem – Was ist das?". Online-Information des Allergie-Informationsdienstes am Helmholtz Zentrum München. (Stand: Aufgerufen am 12. Juli 2024)
- kinderaerzte-im-netz.de: "Neurodermitis – nützliche Hinweise". Online-Information des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ). (Stand: Aufgerufen am 12. Juli 2024)
- daab.de: "Neurodermitis und Pollenflug. Wenn die Luft zur Herausforderung wird". Online-Information des Deutschen Allergie- und Asthmabunds e. V. (DAAB). (Stand: 30. April 2024)
- daab.de: "Was ist Neurodermitis?". Online-Information des Deutschen Allergie- und Asthmabunds e. V. (DAAB). (Stand: Aufgerufen 12. Juli 2024)
- sozialministerium.at: "Tipps bei Pollenallergie". Online-Information des Österreichischen Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. (Stand: 8. Mai 2023)
- awmf.org: "S3-Leitlinie Atopische Dermatitis (AD)". Leitlinie (PDF) der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) und des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD). AWMF-Register-Nr.: 013-027. (Stand: 2023)
- gesundheitsinformation.de: "Neurodermitis (atopisches Ekzem)". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 20. Januar 2021)
- kindergesundheit-info.de: "Neurodermitis (atopische Dermatitis) bei Kindern". Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (Stand: 17. November 2019)