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Zum journalistischen Leitbild von t-online.So wirkt Taping Mit bunten Pflastern gegen Schmerzen
Von den einen skeptisch beäugt – von den anderen gefeiert: Taping-Verbände sollen durch Druck und Zug an den richtigen Stellen Schmerzen in Muskeln und Gelenken lindern und sogar Sportverletzungen vorbeugen.
Kinesio-Tapes sind an der Haut fixiert. Sie wird bei Bewegung gegen das darunterliegende Gewebe verschoben. Von dem durchblutungsfördernden Effekt profitieren nicht nur Sportler. In welchen Bereichen die bunten Pflasterverbände zum Einsatz kommen – und wo ihre Grenzen liegen.
Was ist Taping?
Von Sportlern wird Taping schon lange praktiziert. Doch auch Menschen mit chronischen Gelenksbeschwerden können im Rahmen von Behandlungen die Pflaster kennenlernen. Die Pflasterverbände, auch Kinesio-Tapes oder Physio-Tapes genannt, kleben in unterschiedlichsten Formen, Stärkegraden und Farben unter anderem auf Schultern, Rücken, Handgelenken und Knien. Taping wird zum Beispiel eingesetzt, um Muskeln und Gelenke beim Sport zu entlasten oder die Heilung bestehender Gelenk- oder Muskelverletzungen zu unterstützen. Auch bei chronischen Muskel- und Gelenkserkrankungen finden die Tapes Anwendung.
Wie helfen Tapes?
"Tapes werden eingesetzt, um bestimmte Körperbereiche zu entlasten und zu stabilisieren, Schmerzen zu lindern und die Durchblutung unter der Haut zu verbessern", sagt Professor Dr. Ingo Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln. "Ausreichend wissenschaftlich bewiesen ist die Wirkung der Kinesio-Tapes noch nicht. Doch viele Sportler machen in der Selbstanwendung gute Erfahrungen mit den Pflasterverbänden. Auch Orthopäden, Chiropraktiker und Physiotherapeuten berichten von positiven Effekten der Tapes bei ihren Sportlern und Patienten."
Vorbeugender Einsatz beim Sport
Tapes werden im Sport häufig als vorbeugende Maßnahme zum Schutz von Muskeln, Bändern, Sehnen und Gelenken eingesetzt, um das Risiko von Sportverletzungen zu senken. Kinesio-Tapes dienen in erster Linie der Stabilisierung des beklebten Körperbereichs, ohne dabei die Beweglichkeit einzuschränken.
"Werden die Pflaster beispielsweise in Richtung von Sehnen und Bändern aufgeklebt, kann möglicherweise eine zusätzliche Stabilität erreicht und die Funktionsfähigkeit unterstützt werden. Es wird vermutet, dass durch den Zug auf die Haut sensorische Informationen an die Muskeln weitergegeben werden, die muskelstimulierend wirken", erklärt Froböse.
Anwendung bei Gelenkbeschwerden
Bei bereits bestehenden Verspannungen und Schmerzen, etwa verursacht durch Verletzungen oder Gelenkverschleiß (Arthrose), wird den Tapes ebenfalls ein lindernder Effekt nachgesagt, da durch den Zug auf die Haut eine Entlastung des betroffenen Bereichs bewirkt werden soll. Auch sollen die Tapes die Durchblutung verbessern und so die Heilung unterstützen können.
Die Grenzen von Tapes
"Allerdings sollten sich weder Sportler mit akuten Beschwerden noch Menschen mit chronischen Gelenkbeschwerden dazu verleiten lassen, die Schmerzen einfach wegzupflastern und ohne ärztliche Untersuchung weiter zu belasten", warnt der Sportexperte. "Sonst drohen möglicherweise schwerere Verletzungen, die eine lange Heilungszeit benötigen."
Professor Ingo Froböse ist Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln. Er ist dort Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung und Leiter des Instituts für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation.
Bergen Tapes Risiken?
Um von den möglicherweise positiven Effekten der Tapes zu profitieren, ist es wichtig, dass diese an der richtigen Stelle mit dem richtigen Zug aufgeklebt werden. "Bei bestehenden Beschwerden wie Schmerzen sollten die Tapes mit professioneller Unterstützung angebracht werden, etwa von einem Orthopäden oder einen Physiotherapeuten", rät Froböse. "Dieser kann zudem einschätzen, welche körperliche Belastung möglich ist, ohne weitere Schäden zu riskieren."
Wer selbst kleben möchte, sollte sich entsprechend anlernen lassen, um Fehler zu vermeiden. Wird beispielsweise zu straff getapt, können Durchblutungsstörungen auftreten. Wird das Tape unsachgemäß angebracht, können Bewegungseinschränkungen die Folge sein oder Schwellungen entstehen. Bei Wunden und Infektionen der Haut sind die Tapes tabu.
Tapes: Unter professioneller Anleitung ein Versuch wert
"Wer entsprechend geschult ist, kann bei chronischen Muskel- und Gelenkbeschwerden die Tapes auch selbst anbringen – die ärztliche Zustimmung vorausgesetzt", sagt Froböse. "Auch wenn wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit der Bänder noch ausstehen, sind sie dennoch ein Versuch wert. Viele Sportler und Therapeuten äußern sich positiv zu der unterstützenden Wirkung."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Kinesio-Tapes – Bunter Spaß oder steckt mehr dahinter? Youtube-Video des Kanals Formel Froböse. (Stand: 16. August 2021)
- Passive Behandlungen: Massagen, Wärme und manuelle Therapien. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de. (Stand: 30. Januar 2019)
- Kinesiotape bei Kreuzschmerzen: Wirkung nicht erwiesen. Online-Information des Departments für evidenzbasierte Medizin und Evaluation an der Donau-Universität Krems sowie von Cochrane Österreich: www.medizin-transparent.de. (Stand: 20. Mai 2019).