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Corona-Impfungen: Deshalb darf ein Tierarzt nicht gegen Covid impfen


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Corona-Beschlüsse
Deshalb darf ein Tierarzt nicht gegen Corona impfen


Aktualisiert am 08.12.2021Lesedauer: 6 Min.
Impfung beim Tierarzt (Symbolbild): Sobald der rechtliche Rahmen gegeben ist, könnten auch Tiermediziner gegen Corona impfen.Vergrößern des Bildes
Impfung beim Tierarzt (Symbolbild): Sobald der rechtliche Rahmen gegeben ist, könnten auch Tiermediziner gegen Corona impfen. (Quelle: SNA/imago-images-bilder)

Bis Weihnachten sollen rund 30 Millionen Menschen gegen Corona geimpft werden. Doch wer soll das alles schaffen? Mittlerweile sind unter anderem Apotheker und Zahnärzte im Gespräch. Was sie dazu sagen.

Aktuell werden rund 800.000 Corona-Impfungen täglich verabreicht – Tendenz steigend. Trotzdem sind viel zu viele Menschen noch ungeimpft oder ungeboostert. Deshalb fordert der künftige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), dass bis Weihnachten 30 Millionen Impfungen verteilt werden sollen. Damit das umsetzbar ist, haben sich Bund und Länder darauf geeinigt, dass Zahnärzte, Apotheker oder Pflegekräfte in die Impfkampagne einbezogen werden können. Auch Tierärzte sind im Gespräch. Die sind zwar bereit, sehen aber noch einige Probleme.

Zahnärzte: Zu früh, um nach Impfterminen zu fragen

Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) erklärten zu den politischen Beschlüssen, noch sei es zu früh, um in den Praxen einen Impftermin zu vereinbaren. Grund dafür: Technische und juristische Vorbereitungen und die Impfstofflogistik sind noch nicht final geklärt. Beispielsweise müsse erst eine entsprechende Gesetzesänderung vorgenommen werden. Zudem brauche es spezielles technisches Equipment sowie Software-Tools, damit zum Beispiel Beratungsunterlagen bereitgestellt, QR-Codes für Impfzertifikate erstellt oder Meldungen über eine Impfung an das Robert Koch-Institut (RKI) versendet werden können. Und schließlich muss auch Impfstoff bestellt und geliefert werden können.

"Auch wenn die Videoschaltkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Ländern beschlossen hat, dass Zahnärzte nun potentiell Corona-Schutzimpfungen geben dürfen, heißt das noch nicht, dass es ab morgen schon losgeht. Impfungen beim Zahnarzt in der Praxis sind nicht ab sofort möglich. Wir bitten daher alle Patientinnen und Patienten, von Anrufen in der Zahnarztpraxis abzusehen. Die Information zum Start kommt rechtzeitig", bekräftigt Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der BZÄK.

Zahnärzte wollen ärztliche Kollegen in Impfzentren unterstützen

Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV, ergänzt: "Wir stehen gemeinsam mit unseren Teams Gewehr bei Fuß, um in externen mobilen Einheiten, Arztpraxen und Impfzentren unsere ärztlichen Kollegen zu unterstützen und zu entlasten. Sobald entsprechende rechtliche und sonstige Rahmenbedingungen geklärt sind, können wir dann unsere Impfleistungen perspektivisch auch direkt in Zahnarztpraxen erbringen."

Ähnlich sieht es auch der Bundesvorsitzende des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ) Harald Schrader: "Das Know-how ist da und die Bereitschaft der Kollegenschaft auch." Auch er warb aber zugleich für mehr Besonnenheit. Denn: Nicht nur das Berufsrecht müsse dafür angepasst werden, sondern auch Haftungsfragen seien zuvor zu klären. Denn während bei Impfschäden die Staatshaftung greife, decke die zahnärztliche Berufshaftpflichtversicherung lediglich medizinische Maßnahmen innerhalb der Zahnheilkunde ab – beispielsweise die Spritze zur Anästhesie im Rahmen zahnmedizinischer Eingriffe – aber nicht bei einer Impfung. Entsprechende Anfragen an Versicherer habe man bereits gestartet.

Zudem dürfe keine Konkurrenzsituation zur Ärzteschaft entstehen. "Wir helfen gerne, wenn wir dürfen. Aber nicht, wenn dadurch Impfstoff in Arztpraxen und Impfzentren fehlt", betonte Schrader.

Tierärzte: So ist die rechtliche Lage

Auch wenn Tierärzte bereits im Gespräch für Unterstützung bei der Impfkampagne sind: Gesetzlich ist ihnen das Impfen von Menschen noch verboten. Das erklärt auch der Präsident der Bundestierärztekammer, Dr. Uwe Tiedemann, auf t-online-Anfrage: "Tierärzten ist das Impfen von Menschen unter Strafe verboten. Wenn die Bundesregierung jedoch die rechtlichen Voraussetzungen dafür schafft und somit Rechtssicherheit gegeben ist, ist die Tierärzteschaft auch bereit, Impfungen durchzuführen."

Das bestätigt auch Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte. Im Gespräch mit t-online erklärt sie, solange das Impfen durch Tierärzte noch nicht ins Infektionsschutzgesetz aufgenommen sei, sei es Tierärzten verboten, Menschen zu impfen: "Das muss im Gesetz verankert sein, damit die rechtliche Grundlage geschaffen ist."

Können Tierärzte theoretisch auch Menschen impfen?

"Das Medizinstudium ist nahezu identisch und das Impfen als Handlung ist für Tierärzte absolut kein Problem", betont Behr, "aber Tatsache ist auch, dass beim Tierarzt die medizinische Behandlung natürlich auf Tiere beschränkt ist. Genauso darf der Humanmediziner kein Tier impfen."

Schwierigkeiten sieht sie eher bei der praktischen Umsetzung der Corona-Impfungen in Tierarztpraxen. Wichtig sei vor allem der rechtliche Rahmen, aber auch Organisatorisches: "Wie kann der Impfstoff gelagert werden? Wie wird Impfstoff bestellt? Wie wird das Impfen vergütet? Wenn eine Ampulle geöffnet wird, müssen auch sechs Impflinge bereitstehen, damit kein Impfstoff verworfen werden muss", erklärt sie.

Wie könnte die praktische Umsetzung aussehen?

"Das Einfachste und Sicherste wäre, wenn Tierärzte bereit sind, sich an der Impfkampagne zu beteiligen, dass sie dann in einem mobilen Impfteam oder einem Impfzentrum mithelfen", sagt Astrid Behr. Dort seien auch Humanmediziner dabei. Denn: Ein Tierarzt könne zwar erkennen, wenn jemand einen allergischen Schock erleidet, er darf dann aber nicht handeln. "Auch das müsste geklärt werden – und das gilt auch für Apotheker oder Zahnärzte. Das muss alles erst einmal politisch geklärt sein – dann kann man schauen, wie und wo das Impfen für Tierärzte möglich ist."

Grundsätzlich steht Astrid Behr dem Ausweiten der Impfkampagne auch auf Tierärzte aber positiv gegenüber: "Ich kann nicht beurteilen, ob die Humanmediziner es schaffen können, 30 Millionen Menschen zu impfen. Wenn sie es schaffen können, dann ist es natürlich sinnvoll, die Impfungen auch in ihren Händen zu lassen. Wenn es allerdings nicht zu schaffen ist und wir eben etwas gegen die Pandemie tun müssen: Dann ist es sicherlich sinnvoll."

Apotheken: Räumliche Voraussetzungen wichtig

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening erklärt zu den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz: "Es ist richtig, dass Bund und Länder gemeinsam den Kampf gegen die Corona-Pandemie verstärken und dabei insbesondere die Impfanstrengungen intensivieren wollen. Die Impfung ist und bleibt das wichtigste Instrument bei der Bewältigung der Pandemie."

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Neben der Versorgung mit Impfstoffen, dem Bürgertesten und den Impfzertifikaten stünden die Apotheken nun auch für Covid-19-Impfungen bereit. "Nun kommt es auf das schnelle, aber auch genaue Ausarbeiten des rechtlichen und fachlichen Rahmens an, woran wir uns gerne beteiligen. Nicht alle, aber viele Apotheken werden schnell in der Lage sein, den Menschen mit Impfungen zu helfen", kündigt Overwiening an. "Von der Delegation des Impfens von Ärzten auf Apotheker, wie sie als kurzfristige Lösung angedacht wurde, verspreche ich mir allerdings keine wesentlichen Effekte. Wirkungsvoller könnte es sein, wenn beide Heilberufe in dieser Notlage so viel wie möglich impfen und nicht der oder die eine dem oder der anderen diese Aufgabe überlässt."

Apotheken arbeiten seit Monaten am Limit

"Ich finde es vernünftig vor dem Hintergrund hoher Inzidenzen und des großen Wunsches sich neu impfen oder boostern zu lassen", sagte die Verbandsvorsitzende des Berliner Apothekenverbands, Anke Rüdinger, zur geplanten Unterstützung der Apotheker bei der Impfkampagne. "Aber eine solche Leistung kann sicherlich nicht von allen Apotheken angeboten werden." Rüdinger wies darauf hin, dass dafür zum einen die räumlichen Voraussetzungen gegeben sein müssten. "Wir müssen aber auch daran denken, dass die Apotheken seit Monaten am Limit arbeiten." Sie hätten in der Corona-Pandemie bereits zusätzliche Aufgaben übernommen. "Deswegen werden es etliche Apotheken auch aus personellen Gründen nicht schaffen können."

Dennoch gebe es viele Apotheker, die gerne impfen möchten und zum Teil auch schon im Rahmen des Modellprojekts Grippeimpfung dafür ausgebildet worden seien. Das gelte für knapp 200 Apotheker – berlinweit gibt es rund 700 Apotheken. "Sie könnten relativ schnell loslegen", sagte Rüdinger. "Wir sind aber auch dabei, zeitnah Schulungen vorzubereiten, damit auch die anderen Apotheker, die gerne impfen möchten, aber die Qualifikation noch nicht erworben haben, schnellstmöglich in die Lage versetzt werden, das nachzuholen."

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin hat sich allerdings dagegen ausgesprochen, Apotheken an der Impfkampagne gegen Covid-19 zu beteiligen. "Der Impfstoff reicht zurzeit nicht einmal für die impfenden Praxen. Da haben wir null Verständnis dafür, dass jetzt auch noch Apotheken mitimpfen sollen", hieß es aus dem KV-Vorstand.

Pflegekräfte: Kritik von Verbänden

Um das Impfziel zu erreichen, könnte auch das Pflegepersonal in die Impfkampagne eingebunden werden. "Sie haben das in ihrer Ausbildung gelernt und sie sind vor allem in der Langzeitpflege schon dicht an den besonders gefährdeten Menschen und deren Angehörigen dran", sagte die Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe, Christel Bienstein, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Pflegefachpersonen sollten unbedingt eigenständig impfen dürfen, wenn man bis Weihnachten 30 Millionen Menschen impfen wolle.

Dahingegen kritisiert Bernd Meurer, der Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), im RND-Bericht: "Sie können eine so wichtige Aufgabe wie das Impfen aber nicht einfach nebenbei erledigen. Die Pflegekräfte sind schon jetzt mehr als ausgelastet." Dem stimmt auch Michael H. Heinz, Präsident des Bundesverbands der Dienstleistungswirtschaft, zu: "Mit Corona müssen Pflegefachkräfte immer mehr zusätzliche Aufgaben bewältigen. Die Belastungsgrenze ist erreicht."

Der Deutsche Pflegerat spricht sich dem Bericht zufolge ebenfalls dafür aus, dass Pflegekräfte impfen dürfen und betont, dass sie für das Impfen schließlich qualifiziert seien. "Gleichzeitig könnten aus der stillen Pflegereserve Pflegende, die im Ruhestand sind beziehungsweise nicht mehr im Beruf sind, kurzfristig unterstützen", zitiert das RND die Pflegeratspräsidentin Christine Vogler.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Impfdashboard der Bundesregierung
  • Presseanfrage Bundestierärztekammer
  • Pressemitteilung Bundeszahnärztekammer
  • Interview Astrid Behr, Bundesverband Praktizierender Tierärzte
  • Presseinformation ABDA
  • Presseinformation Freier Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ)
  • Nachrichtenagentur dpa
  • RND: "Pflegekräfte sollen selbst impfen: Warum mehrere Pflegeverbände davon nichts halten", 2. Dezember 2021.
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