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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Studie liefert Hinweise Darum erkranken manche Menschen nicht an Corona
Eine große Frage ist auch in fast zwei Jahren Pandemie noch nicht geklärt: Warum erkranken einige Menschen schwer und andere gar nicht am Coronavirus? Eine Studie gibt jetzt Hinweise.
Wer sich mit SARS-CoV-2 infiziert, muss nicht zwingend auch einen schweren Verlauf oder Langzeitfolgen fürchten. Einige Covid-Infektionen verlaufen sehr mild oder ganz ohne Symptome – und andere Menschen infizieren sich gar nicht, obwohl sie intensiven Kontakt zu Covid-Patienten haben. Doch woran liegt das? Eine Studie aus Großbritannien gibt erste Hinweise auf die Antwort und macht Hoffnung auf die Entwicklung neuer wirksamer Impfstoffe.
Wie wurde die Studie durchgeführt?
Die Wissenschaftler aus Großbritannien haben ihre Forschungsergebnisse kürzlich im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht, bisher ist die Studie noch ungeprüft. Für ihre Studienergebnisse untersuchten sie Proben und Daten des britischen Klinikpersonals und konnten eine Gruppe von 58 Menschen herausfiltern, bei denen innerhalb von vier Monaten weder ein Corona-Test positiv war, noch Antikörper gegen das Virus gefunden werden konnten. Im Vergleich dazu steckten sich zahlreiche Kollegen dieser Gruppe mit SARS-CoV-2 an.
Wieso infizieren sich bestimmte Personengruppen nicht?
Die Wissenschaftler untersuchten die Proben daraufhin genauer und stellten fest, dass in 20 der Blutproben der Wert bestimmter T-Zellen erhöht war. "Ich habe so etwas noch nie gesehen. Es ist wirklich überraschend, dass die T-Zellen eine Infektion so schnell kontrollieren können", wird Shane Crotty, Immunologe am La Jolla Institute for Immunology in Kalifornien, der nicht an der Forschung beteiligt war, bei "Nature" zitiert. Es scheint, so berichtet auch NTV, als könnte das Immunsystem dieser Menschen das Virus bekämpfen, noch bevor es sich festsetzen und im Körper vermehren kann.
Was sind T-Zellen?
T-Zellen gehören zu den Lymphozyten und spielen eine wichtige Rolle im Immunsystem. Sie erkennen körperfremde Strukturen, wenn sie auf einer körpereigenen Zelle präsentiert werden. Es gibt unterschiedliche Typen von T-Zellen. So gibt es T-Zellen, die körpereigene Zellen, die von Viren infiziert wurden, erkennen und abtöten können.
Als Grund für diese schnelle Abwehr vermuten die Wissenschaftler die T-Zellen, auch bekannt als Gedächtniszellen. Möglicherweise sei das Immunsystem der Betroffenen bereits auf eine neue Krankheit vorbereitet gewesen, erklärt Leo Swadling vom University College London, der an der Studie beteiligt war, laut BBC. Den Wissenschaftlern zufolge seien die T-Zellen in der Lage, den Komplex aus mehreren Virus-Proteinen zu erkennen und zu bekämpfen, sodass das Virus sich nicht mehr vermehren kann.
Grundsätzlich wehrt unser Immunsystem das Coronavirus auf zwei Arten ab: Über die Antikörper und mithilfe der T-Zellen. Antikörper neutralisieren das Virus, bevor es eine Zelle infiziert, und T-Zellen zerstören befallene Zellen im Körper und regen so die Bildung neuer Antikörper an.
Woher kommen die T-Zellen?
Weil die T-Zellen nicht nur im Blut der Nicht-Infizierten gefunden wurden, sondern auch in Proben, die bereits vor der Pandemie entnommen wurden, kamen die Wissenschaftler zu einer Vermutung: Es sei denkbar, dass diese T-Zellen bereits vor der Pandemie im Körper entstanden sind, wenn Infektionen mit einem der vier bekannten Coronaviren stattgefunden haben. Durch die frühere Infektion, die meist nur eine Erkältung ausgelöst hat, könnte es zu einer Kreuzimmunität gekommen sein.
Solange jedoch nicht sicher sei, wieso die T-Zellen aktiviert wurden, sei das nur eine Vermutung und auch andere Ursachen seien möglich.
Was hat es mit dem Immunprotein IFI 27 auf sich?
In 19 der Blutproben fanden die Wissenschaftler zudem das Immunprotein IFI 27. Dieses Protein könnte ein Hinweis darauf sein, dass die entsprechenden Studienteilnehmer einen früheren Kontakt zu SARS-CoV-2 hatten. Aber: Statt zu erkranken habe es eine Art Infektionsabbruch gegeben. Das heißt, das Coronavirus könnte zwar in den Körper der Betroffenen gelangt sein, dort sei es aber so schnell bekämpft worden, dass es nur das Immunprotein als Hinweis hinterlassen hat.
Erkältung schützt nicht automatisch vor Covid-19
Deshalb warnen die Autoren davor, zu dem Schluss zu kommen, dass Erkältungen automatisch vor einer Corona-Infektion schützen könnten. Es sei auch zu früh, um mit Sicherheit sagen zu können, dass eine Infektion von Beginn an verhindert werden könnte. Zudem sei unklar, wie die Mechanismen bei der ansteckenderen Delta-Variante arbeiten.
Warum ist die Studie trotzdem hilfreich?
Auch wenn die Studienergebnisse keine Entwarnung für all jene geben können, die bereits eine Erkältung hatten, so könnten die Erkenntnisse dabei helfen, bessere Impfstoffe zu entwickeln.
Die Eiweiße könnten zu einem neuen Ziel der Impfstoffe werden und diese damit nicht nur wirksam gegen SARS-CoV-2, sondern gegen alle Coronaviren sein. "Wir hoffen, dass die Impfstoffe durch die Einbeziehung dieser T-Zellen sowohl vor Infektionen als auch vor schweren Verläufen schützen können, und wir hoffen, dass sie neue Varianten besser erkennen können", erklärte einer der Studienautoren bei BBC.
Doch: Bevor das möglich ist, sind noch viele weitere Studien mit Tiermodellen und Daten von Menschen notwendig. Denn während sich fast jeder schon einmal mit Coronaviren infiziert hat, hat nicht jeder auch T-Zellen entwickelt. Es könnte also auch sein, dass die Beschäftigten im Gesundheitswesen wegen ihres regelmäßigen Kontaktes zu Infektionen besser immunisiert sind.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Eigene Recherche
- Studie: "Pre-existing polymerase-specific T cells expand in abortive seronegative SARS-CoV-2", 10. November 2021.
- BBC: "Covid-resistant people inspire new vaccine tactic", 10. November 2021.
- NTV: "Warum Sars-CoV-2 manche nicht infizieren kann", 18. November 2021.
- MDR: "Kreuzimmunität: Einige Menschen offenbar super-resistent gegen SARS-CoV.2", 17. November 2021.