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Spahns Plan: Fällt jetzt auch in Deutschland die Maskenpflicht?


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Spahns Plan
Fällt jetzt auch in Deutschland die Maskenpflicht?


Aktualisiert am 14.06.2021Lesedauer: 4 Min.
Masken in den Fußgängerzonen: In vielen Städten sind sie bereits nicht mehr nötig.Vergrößern des Bildes
Masken in den Fußgängerzonen: In vielen Städten sind sie bereits nicht mehr nötig. (Quelle: Endrik Baublies/ iStock Editorial / Getty Images Plus)
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Dänemark und USA als Vorbild. In diesen Ländern gilt bereits: Der Mund-Nasenschutz ist nicht mehr überall im öffentlichen Leben Pflicht. Nun hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen Plan für Deutschland.

Spahn hält angesichts der stark sinkenden Corona-Infektionszahlen ein schrittweises Ende der Maskenpflicht für denkbar – rät aber im Zweifel dazu, weiter Mund-Nasen-Schutz zu tragen. "Bei den fallenden Inzidenzen sollten wir gestuft vorgehen: In einem ersten Schritt kann die Maskenpflicht draußen grundsätzlich entfallen", sagte Spahn den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

In Regionen mit sehr niedriger Inzidenz und einer hohen Impfquote könne die Pflicht nach und nach auch drinnen entfallen. "Als Empfehlung bleibt in jedem Fall eine einfache Regel: im Zweifel mit Maske – besonders beim Reisen und bei Treffen in Innenräumen. Mehr Sicherheit gibt es nur, wenn alle Anwesenden entweder geimpft oder regelmäßig getestet sind."

Dänemark und USA als Vorbild

In Dänemark wird ab diesem Montag die Pflicht zum Tragen einer Maske für fast alle Bereiche des öffentlichen Lebens aufgehoben. Einzige Ausnahme davon bleibt der öffentliche Nahverkehr – dort aber auch nur, wenn man nicht sitzt.

Bereits Mitte Mai verkündete US-Präsident Joe Biden: Vollständig gegen das Coronavirus Geimpfte müssen in seinem Land sowohl im Freien als auch in Innenräumen keine Maske mehr tragen. Die Seuchenschutzbehörde CDC erklärte, Menschen mit vollem Impfschutz müssten auch keine Abstandsgebote mehr in Innenräumen einhalten. Ausnahmen gelten in Krankenhäusern, in Bus und Bahn und an Flughäfen sowie Bahnhöfen. Und: Örtliche Behörden, Arbeitgeber und Geschäfte können eine Maskenpflicht weiterhin vorschreiben.

Maskenpflicht im Freien fällt weitgehend

Bereits im Mai machte das Land Niedersachsen den Vorstoß, die Maskenpflicht bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz unter 35 im Einzelhandel aufzuheben – und das unabhängig vom Impfstatus. Nach erheblicher Kritik ruderte das Land zurück.

Dennoch: In vielen Städten – nicht nur in Niedersachsen – dürfen die Menschen jetzt wieder ohne Maske in die Fußgängerzone. Das hält auch Markus Scholz, Epidemiologe an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, für vertretbar: "Mit steigender Impfquote und sinkenden Inzidenzen sollte man überlegen, wo die Maske noch getragen werden müsste. Im Freien – zumal jetzt im Sommer – sehe ich da keine Notwendigkeit."

Auch Dr. Ralf Bartenschlager von der Universität Heidelberg pflichtet dem bei. "Bei Veranstaltungen im Freien mit entsprechendem Abstand ist das möglich, nicht aber beispielsweise bei Events in geschlossenen Räumen", so der Virologe. Er stellt klar: "Das Tragen von Masken ist eine der wichtigsten Kontrollmaßnahme bei der Virusausbreitung. Es ist zumutbar, wenn auch im Sommer nicht besonders angenehm."

Auch Geimpfte können infektiös sein

Den US-amerikanischen Weg, wonach Geimpfte auch in Innenräumen weitgehend sorglos sein dürfen, hält Scholz für einen Fehler: "Dass die Amerikaner die Maskenpflicht in Teilen für Geimpfte aufheben, ist eigentlich verkehrt herum gedacht. Auch doppelt Geimpfte können das Virus weitertragen, die Wahrscheinlichkeit ist zwar gering, aber ausgeschlossen ist es nicht. Also sollten auch die Geimpften den Mund-Nasen-Schutz weiter tragen, denn sie schützen damit nicht sich, sondern die (noch) Ungeimpften."

Er gibt zu bedenken, dass Geimpfte zwar vor schweren Krankheitsverläufen geschützt seien, Menschen ohne die Immunität einer Impfung jedoch nicht. "Hier geht es vor allem um Fremdschutz."

Schnelltest oder Maske – eins muss bleiben

Im Zusammenhang mit der Diskussion um die Abschaffung der Maskenpflicht erklärt der Leipziger Epidemiologe: "Unsere Modellierungen zeigen, dass vor allem drei Maßnahmen zum Brechen der dritten Welle geführt haben: die eingeführten Schnelltests, die anhaltenden Kontaktbeschränkungen und in etwas schwächerem Maße die anlaufenden Impfungen. Schnelltests haben sich hier als besonders wirksam erwiesen, weil sie präventiv genutzt werden konnten. Mit den PCR-Tests konnten wir immer nur reagieren."

Jetzt auf beides – sowohl Schnelltests, als auch Masken – zu verzichten, hält er für falsch. "Wir sollten hier nicht vorfristig das Ende der Pandemie ausrufen."

Knackpunkt Innenräume

Kritisch bleibt weiterhin die Virusverbreitung in Innenräumen. Daher sollte die Maskenpflicht nach Meinung von Gerhard Scheuch, dem früheren Präsidenten der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin, zuerst bei Outdoor-Aktivitäten aufgehoben werden.

Auch in großen Theatern und Museen, Freibädern, Schwimm- und Sporthallen sei das Ansteckungsrisiko nicht so hoch, weil dort sehr viel Raum und Luft seien, erklärte Scheuch der Nachrichtenagentur dpa. "Da reicht die Aerosolkonzentration kaum aus, um andere zu gefährden."

In kleinen, engen, unbelüfteten Räumen sei die Gefahr am höchsten. Als Beispiel nennt er Aufzüge. "Hier sind oft nur zwei bis vier Kubikmeter Luft. Wenn Leute drin sind, noch weniger." Schon während einer kurzen Fahrt könne man sich anstecken, auch wenn man alleine ist. "Die Wolke bleibt drin."

Alle Freiheiten erst bei Herdenimmunität?

Das Dilemma bleibt: Die vollständig Geimpften fordern ihre Freiheiten zurück. "Zu Recht", so Scholz. Seine Aussicht: "Ich denke, Kontaktbeschränkungen und Schnelltestungen sollten noch bis etwa Ende Juni erhalten bleiben, alles andere wäre riskant. Wir befinden uns derzeit in einer Übergangsphase, in der immer mehr Menschen schon einen Impfschutz haben aber viele Millionen andere noch nicht, obwohl sie sich um ihren Impftermin bemühen."

Gesundheitsminister Jens Spahn verspricht, dass bis Mitte Juli 80 Prozent der Impfwilligen in Deutschland ein Impfangebot bekommen haben. Damit sind sie aber noch nicht doppelt geimpft und somit geschützt. Und ob die Quote ausreicht, um hierzulande Herdenimmunität herbeizuführen, bleibt fraglich. Wann also enden die Corona-Maßnahmen, wenn Herdenimmunität vielleicht nicht herstellbar ist?

Scholz: "Denkbar ist, dass alle Anti-Corona-Maßnahmen aufgehoben werden, wenn allen Menschen ein Impfangebot gemacht werden konnte. Wenn Sie dieses dann nicht wahrnehmen, müssen sie mit dem höheren Risiko leben. Dass zu diesem Zeitpunkt Herdenimmunität erreicht ist, ist nicht garantiert. Es kann dann aber jeder im Rahmen seiner individuellen Freiheit beziehungsweise Verantwortung entscheiden, wie weit er sich schützt und welche Risiken eingegangen werden.

Wenn aber tatsächlich alle ein Impfangebot hatten, ist die Grundlage für Freiheitseinschränkungen meines Erachtens nicht mehr gegeben."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview mit Markus Scholz (8. Juni 2021)
  • Interview mit Ralf Bartenschlager (4. Juni 2021)
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
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