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Corona | Mediziner warnen: Long-Covid kann auch Kinder treffen


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Mediziner warnen
Long-Covid kann auch Kinder und Jugendliche treffen


Aktualisiert am 25.05.2021Lesedauer: 3 Min.
Familienausflug: Spätfolgen von Covid-19 treten nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern auf.Vergrößern des Bildes
Familienausflug: Spätfolgen von Covid-19 treten nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern auf. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Spätfolgen ("Long-Covid") treten bei zehn bis 20 Prozent der Corona-Infizierten auf. Nun wird klar: Auch Kinder können gefährdet sein – und das, obwohl sie meist nur milde oder sogar symptomlose Krankheitsverläufe haben. Mediziner schlagen Alarm.

Von Long-Covid sprechen Mediziner, wenn noch lange nach einer Infektion mit dem Coronavirus teils erhebliche Beschwerden bei den Patienten zu beobachten sind. Die Symptome sind vielfältig: Erschöpfung und geringe Belastbarkeit ("Fatigue-Syndrom"), Muskelschmerzen, Atemnot, Despressionen und Angstzustände zählen dazu.

Aber auch neurologische Probleme (wie Gedächtnis- und Wortfindungsstörungen), Geschmacks- und Geruchsveränderungen, Seh- und Höreinschränkungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Beeinträchtigungen des Magen-Darm-Trakts treten auf. Nun wird klar: Das kann auch Kinder treffen.

Zwar haben sie nur selten schwere Krankheitsverläufe nach der Infektion mit Covid-19. Das Robert Koch-Institut teilt mit: "Die Mehrzahl der Kinder zeigt nach bisherigen Studien einen asymptomatischen oder milden Krankheitsverlauf." Doch das schützt sie nicht automatisch vor Langzeitfolgen.

Noch kaum Zahlen und Studien

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach verweist auf eine britische Studie, nach der sieben Prozent der jungen Infizierten Long-Covid-Symptome entwickelten.

Eine andere Studie des Office for National Statistics weist den Anteil der Kinder, die fünf Wochen nach einer Infektion noch mindestens ein Symptom zeigen (zum Beispiel Fieber oder Husten) in der Altersgruppe der Zwei- bis Elfjährigen mit knapp 13 Prozent aus. Bei den zwölf- bis 16-Jährigen sind es 14,5 Prozent.

In Deutschland gibt es noch wenige Zahlen zu dem Phänomen. Der Präsident des Robert Koch-Instituts verwies in der Pressekonferenz am Freitag (21. Mai) auf Erhebungen der Deutschen Gesellschaft der Pädiatrischen Infektiologie. Demnach mussten mit Stand 16. Mai 2021 insgesamt 1.522 Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren in Deutschland wegen Long-Covid stationär aufgenommen werden, fünf Prozent mussten intensivmedizinisch behandelt werden. Über ambulante Behandlungen der kleinen Patienten liegen bislang keine Daten vor.

Lockerungen führen zu mehr Infizierten

Klar ist jedoch: Die Zahl der von Long-Covid betroffenen Kinder könnte stark steigen, denn durch immer weitere Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen (wie zum Beispiel Schulöffnungen) werden die Infektionen in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen zunehmen. Für sie gibt es bislang keinen Impfstoff.

Zwar hat Hersteller Biontech/Pfizer eine Zulassung seines Impfstoffes für die 12- bis 16-Jährigen beantragt. Doch auch nach der Genehmigung bleibt die Gruppe der Null- bis Elfjährigen weiter ohne Schutz.

"Wir rechnen durch die Lockerungen der Maßnahmen mit mehr Betroffenen mit meist diffusen, länger anhaltenden gesundheitlichen Problemen", erklärt Markus Hufnagel, pädiatrischer Infektiologe vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsklinik Freiburg im Bayerischen Rundfunk.

Vielfältige Symptome auch bei Kindern

Auch Prof. Christoph Klein, Direktor der Münchner Kinderklinik im Haunerschen Kinderspital, beobachtet Long-Covid bei Kindern. "Das macht uns Sorge. Daher ist es wichtig, das Krankheitsbild bei Kindern besser zu verstehen", erklärte er der Nachrichtenagentur dpa.

Bei Kindern zeigten sich vor allem Symptome wie chronische Erschöpfung, Kopfschmerzen, Atembeschwerden, Kreislaufprobleme, Schlafstörungen und Aufmerksamkeitsdefizite. Im Kinderspital wurden schon mehrere Dutzend Kinder mit diesen Spätfolgen behandelt. Die Ludwig-Maximilians-Universität und die Technische Universität München richten in der bayerischen Hauptstadt nun eine Spezialambulanz zur Betreuung von kleinen Long-Covid-Patienten ein.

Bereits Ende April 2020 beobachteten britische Kinderärzte zudem eine neuartige Erkrankung als Spätfolge einer Corona-Infektion. Es handelt sich um eine sogenannte Multisystem-Entzündung bei Kindern. Das Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome ("PIMS") kann lebensgefährlich werden. Symptome sind hohes Fieber, akuter Hautausschlag, geschwollene Lymphknoten, Magen-Darm-Probleme oder Entzündungen der Herzklappen.

Nach Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) wurden seit Beginn der PIMS-Erfassung Ende Mai 2020 bis 16. Mai 2021 insgesamt 314 Kinder und Jugendliche mit diesem Syndrom gemeldet.

Triage in der Kinderpsychiatrie?

Doch nicht nur körperlich hinterlässt Corona Langzeitschäden. Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) schockierte in der "Rheinischen Post" mit der Aussage: "Es gibt psychiatrische Erkrankungen in einem Ausmaß, wie wir es noch nie erlebt haben. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien sind voll, dort findet eine Triage statt. Wer nicht suizidgefährdet ist und 'nur' eine Depression hat, wird gar nicht mehr aufgenommen."

Der Begriff der Triage wurde im Frühjahr 2020 zum Inbegriff des Schreckens, als Ärzte in Bergamo aufgrund der Überlastung der Kliniken entscheiden mussten, wen sie behandeln – orientiert an den wahrscheinlichen Überlebenschancen.

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V. widerspricht dieser Einschätzung scharf. Triage fände nicht statt. "In der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie gilt das Prinzip der Pflichtversorgung für die Kliniken. Das bedeutet: Jedes notfallmäßig und dringlich vorgestellte Kind aus dem zugehörigen Einzugsgebiet wird kinder- und jugendpsychiatrisch in jedem Einzelfall sofort versorgt. Je nach Befund wird dieses Kind entweder zur Krisenintervention oder auch längeren Behandlung direkt stationär aufgenommen. In anderen Fällen erfolgt dieses erst nach einer Wartezeit, diese fällt regional sehr unterschiedlich aus und liegt in der Regel zwischen zwei und vier Monaten."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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