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Coronavirus-Immunität: Schützen Erkältungen vor Covid-19?


Immunität durch frühere Infekte
Schützen Erkältungen vor Covid-19?


Aktualisiert am 02.10.2020Lesedauer: 3 Min.
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Husten und Schnupfen? Ein Infekt mit einem heimischen Erkältungsvirus könnte vor Corona schützen.Vergrößern des Bildes
Husten und Schnupfen? Ein Infekt mit einem heimischen Erkältungsvirus könnte vor Corona schützen. (Quelle: Westend61/imago-images-bilder)

Frühere Infektionen mit harmlosen Coronaviren könnten vor einer schweren Covid-19-Erkrankung schützen. Wie Studien zeigen, ist das Immunsystem dadurch womöglich "vorgewarnt".

Covid-19 kann von einer leichten Erkrankung mit keinen oder milden Symptomen bis zum akuten Atemnotsyndrom und zum Tod führen. Warum das Spektrum beim Verlauf der Krankheit so breit ist und welche Rolle dabei das Immunsystem spielt, beginnen Wissenschaftler erst langsam zu verstehen.

Eine Forschergruppe aus den USA könnte nun eine Antwort auf die Frage gefunden haben, warum die Immunantwort auf den Erreger SARS-CoV-2 nicht bei allen Menschen gleich ausfällt. Grund dafür könnte eine Art Hintergrundimmunität sein. Denn wer eine Erkältung mit anderen Coronaviren hinter sich hat, bei dem reagiert das Immunsystem offenbar schneller auf SARS-CoV-2.

Immunreaktion auch ohne Infektion mit Corona

Wie der Immunologe Jose Mateus vom La Jolla Institute for Immunology und seine Kollegen im Fachblatt "Science" berichten, reagieren bei manchen Menschen bestimmte Abwehrzellen im Blut – die T-Zellen – auf das neue Coronavirus SARS-CoV-2, obwohl die Betroffenen diesem Erreger bisher nicht ausgesetzt waren.

Dieser Mechanismus der körpereigenen Abwehr sprang bei jenen Probanden an, die zuvor Kontakt mit den verbreiteten Erkältungsviren HCoV-OC43, HcoV-229E, HCoV-NL63, und HcoV-HKU1 hatten. Diese gehören ebenfalls zur Gruppe der Coronaviren.

Die Aufgaben von T-Zellen bei der Immunabwehr

T-Zellen (T-Lymphozyten) sind im Knochenmark gebildete weiße Blutkörperchen, die eine wichtige Rolle beim Langzeitschutz vor Infektionen spielen. Kommt es zu einer Infektion, kann das Immunsystem für jeden Erreger in einigen Tagen einen spezifischen Typ von T-Zellen produzieren. Kommen diese Abwehrzellen des Immunsystems in Kontakt mit dem entsprechenden Krankheitserregern, beginnen sie, sich rasch zu vermehren, an die infizierten Zellen anzuheften und sie zu zerstören.

Für diese maßgeschneiderte Immunantwort übernehmen die T-Zellen unterschiedliche Aufgaben:

T-Helferzellen aktivieren durch Botenstoffe andere Immunzellen und leiten damit die spezifische Abwehr ein.

T-Killerzellen identifizieren Zellen, die von Viren infiziert wurden sowie auch Tumorzellen und zerstören sie.

T-Gedächtniszellen entstehen durch die Immunantwort und zirkulieren auch nach der abgewehrten Infektion im Blut. Diese Zellen speichern ab, wie ein Erreger erfolgreich bekämpft wurde und werden bei einer erneuten Infektion das spezifische Immunsystem schnell aktivieren.

Berichte von nicht infizierten Betroffenen, bei denen die T-Zellen dennoch auf SARS-CoV-2 reagierten, hatte es schon zuvor gegeben. Die Infektionsexperten um Mateus gingen in ihrer Untersuchung darum der Frage nach, woher diese T-Zellen stammen.

Dazu analysierten sie Blutproben aus dem Jahr 2019 von Probanden, die bis dato nicht in Kontakt mit SARS-CoV-2 gekommen sein konnten. Außerdem bestimmten sie 142 Bausteine im SARS-CoV-2-Genom, die von der Immunabwehr als Bedrohung erkannt werden. Dabei beobachteten die Forscher, dass die T-Zellen auf diese Bestandteile des Virus reagierten.

Antikörper gegen den Erreger sind für diese Art der Immunreaktion nicht nötig. Denn T-Zellen können keine spezifischen Antikörper produzieren, sondern erkennen den Erreger selbst und greifen ihn an.

Ob und wie sehr sich diese Kreuzreaktivität auf eine mögliche SARS-CoV-2-Infektion auswirkt, kann die aktuelle "Science"-Studie nicht sicher beantworten. Die Infektionsexperten um Mateus vermuten aber, dass dieser Mechanismus beeinflussen könnte, wie schwer Covid-19 verläuft.

Sollte sich dies bestätigen, wären Menschen, die zuvor Kontakt zu Erkältungserregern aus der Gruppe der Coronaviren hatten, eher vor schweren Covid-19-Verläufen geschützt. Laut den Studienautoren könnte damit ein Teil der Bevölkerung auf das neue Coronavirus vorbereitet sein. In ihrer Studie fanden sie im Blut von 20 bis 50 Prozent der Probanden T-Zellen, die SARS-CoV-2 angreifen können.

Dass T-Helferzellen den neuen Erreger erkennen können, wenn sie bei einer vorherigen Erkältung einem anderen Coronavirus begegnet sind, hatte zuvor auch schon ein Team um den Immunologen Andreas Thiel von der Charité Berlin und vom Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Analysen entdeckt. Wie die Wissenschaftler beobachteten, finden sich bei rund einem Drittel der Menschen, die noch nie mit SARS-CoV-2 in Kontakt waren, dennoch T-Gedächtniszellen, die auf das Virus reagieren.

T-Helfen reagieren nicht bei allen Covid-19-Patienten

Allerdings beobachteten die Studienautoren, dass die T-Helferzellen nicht bei allen Covid-19-Erkrankten auf das neue Coronavirus reagierten. In ihrer Ende Juli im Fachblatt "Nature" veröffentlichten Analyse vermuten sie, dass sich die T-Zellen in einem akuten oder besonders schweren Stadium einer Erkrankung außerhalb des Körpers nicht aktivieren lassen.

Die Forscher mahnen in ihrer Studie zudem: "Was wir nicht zeigen können: schützen solche Zellen nun vor SARS-CoV-2 oder nicht?" Welchen Effekt die aktivierten T-Zellen haben, wollen die Charité-Forscher in weiteren Analysen am Blut von Covid-Genesenen herausfinden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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