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Corona: Schulöffnung riskant? - Ja, sagt Epidemiologe Prof.Schulz


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Epidemiologe zu Schulöffnungen
"Die Schließung der Schulen hatte Einfluss auf die Todeszahlen"


Aktualisiert am 04.08.2020Lesedauer: 2 Min.
Schulbeginn in Mecklenburg-VorpommernVergrößern des Bildes
Schulbeginn in Mecklenburg-Vorpommern (Quelle: Jens Büttner/dpa)

Ist die Wiederaufnahme des Regelbetriebs an Schulen riskant? Ja, sagt der Epidemiologe Prof. Markus Scholz. Im Interview mit t-online.de erklärt er, was Infektionen an Schulen und auch infizierte Reiserückkehrer so gefährlich macht.

t-online.de: Die Schulen öffnen nach den Sommerferien in allen Bundesländern wieder. Manche Experten fürchten weiterhin, dass Schulen zu neuen Corona-Hotspots werden könnten. Was sagen Sie dazu?

Prof. Markus Scholz: Wenn der Regelbetrieb an Schulen wieder startet, funktionieren bisherige Hygienekonzepte wie kleinere Gruppen und teilweises Homeschooling nicht mehr. Inzwischen liefern Studien starke Hinweise, dass die Schließung von Schulen einen deutlichen Einfluss auf den Rückgang der Infektionen und der Todeszahlen hatte. Auch die Theorie, dass Kinder das Virus nicht weitergeben, kann inzwischen als widerlegt betrachtet werden.

Kinder könnten also doch genauso ansteckend sein wie Erwachsene? Das wurde bislang von vielen Experten bezweifelt.

Sie verbreiten es genauso wie Erwachsene in die Familien und darüber hinaus. Aus epidemiologischer Sicht ist der Regelbetrieb also nicht ungefährlich und muss durch überarbeitete Hygienekonzepte begleitet werden.

(Quelle: Universität Leipzig)

Prof. Markus Scholz
leitet am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE) der Universität Leipzig eine Arbeitsgruppe zur Genetischen Statistik und Systembiologie. Er beschäftigt sich mit molekularen Ursachen von komplexen Erkrankungen sowie mit deren Modellierung. Seine Arbeitsgruppe betreibt seit 15 Jahren Infektionsforschung und untersucht aktuell auch die Corona-Pandemie.

Welche Hygienemaßnahmen halten Sie in Schulen für sinnvoll?

Es sollte ein Hygienekonzept mit mehreren Komponenten geben: Dazu gehört das Lernen in kleinen Gruppen oder zumindest der Verzicht auf Kontakt zwischen mehreren Klassen und das Tragen von Masken, die erwiesenermaßen den Aerosolausstoß des Trägers in die Umgebung vermindern. Auch regelmäßige Tests von Schülern und Personal und gutes Durchlüften der Räume wären wichtig. Letzteres könnte allerdings im Herbst und Winter schwierig werden. Und auch was das Abstandhalten betrifft, kann die Theorie an der Praxis leicht scheitern. Die Kinder wollen ja auch ihre Freunde treffen.

Ein Aspekt könnten auch Temperaturmessungen beim Betreten der Schule sein. Auch diese Methode bietet zwar keine absolute Sicherheit, weil sie nur eine Momentaufnahme darstellt und nicht jeder Infizierte Fieber bekommt. Ein Baustein der Risikominimierung könnte sie aber sein.

Neben der Wiederaufnahme des Schulbetriebs besorgt auch die Wiederaufnahme des Reisens viele Experten. Was halten Sie von den Pflichttests für Reiserückkehrer?

Ich halte die Testpflicht für richtig, frage mich aber, ob die Definition der Risikogebiete so Sinn hat. Im Prinzip ist inzwischen die gesamte Welt Risikogebiet und ohne Tests für Reiserückkehrer können wir gar nicht erfahren, wo es vermehrt Infektionen gibt und woher Einträge des Virus kommen. Klar ist: Die Kombination aus Lockerungen und Einträgen des Virus sind gefährlich. Darum sind die Tests richtig – und zumindest bei Flugreisenden gut umsetzbar.

Die Amtsärzte haben die Sorge geäußert, dass die Gesundheitsämter nicht gut genug auf eine zweite Welle vorbereitet sind. Wie könnte man sie entlasten?

Eine gute Vorbereitung auf eine zweite Welle wäre der Aufbau eines Pools lokaler Helfer, die schnell und professionell auf Ausbrüche reagieren können. Auch mobile Testteams wären eine Möglichkeit, lokale Überlastungen zu vermeiden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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