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Sind Patienten nach einer Corona-Erkrankung immun?


Neue Studie klärt auf
Sind Patienten nach einer Corona-Erkrankung immun?

Von dpa
Aktualisiert am 21.07.2020Lesedauer: 3 Min.
Coronavirus: An der Studie des deutsch-chinesischen Gemeinschaftslabors in Wuhan waren neben chinesischen Experten auch drei Virologen aus Essen beteiligt.Vergrößern des Bildes
Coronavirus: An der Studie des deutsch-chinesischen Gemeinschaftslabors in Wuhan waren neben chinesischen Experten auch drei Virologen aus Essen beteiligt. (Quelle: Pornpak Khunatorn/getty-images-bilder)

Eine noch unveröffentlichte Studie hat untersucht, ob Covid-19-Erkrankte nach ihrer Genesung immun gegen das Virus sind. Das Ergebnis betrifft auch die Frage, ob und wie lange eine Impfung wirksam wäre.

Corona-Patienten haben in vielen Fällen dauerhaft so viele Antikörper, dass eine erneute Infektion mit dem Virus vermutlich abgewehrt werden kann.

Zu diesem Ergebnis kommt eine noch unveröffentlichte Studie an 327 Covid-19-Patienten im chinesischen Wuhan, welche zu den weltweit ersten infizierten Menschen gehören. Bei mehr als 80 Prozent der Patienten seien sechs Monate nach ihrer Erkrankung noch biologisch aktive Antikörper nachgewiesen worden, die fähig seien, das Virus unschädlich zu machen, sagte der Virologe Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Essen.

Eine deutsch-chinesische Zusammenarbeit

An der Studie des deutsch-chinesischen Gemeinschaftslabors in Wuhan waren neben chinesischen Experten auch drei Virologen aus Essen beteiligt, darunter Mirko Trilling, Professor am Institut für Virologiein Essen. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen in den nächsten Tagen einem Fachmagazin zur Begutachtung vorgelegt werden.

Die untersuchten Patienten seien alle im Krankenhaus behandelt worden und hätten leichte oder schwere Symptome gezeigt, so Dittmer. Die Bildung der Antikörper habe dem entsprochen, was man auch von anderen Viruserkrankungen kenne, sagte der Virologe. "Eine Antikörper-Antwort gegen Viren wird in der Regel schnell hervorgerufen.

Die Menge an Antikörpern steigt erst sehr stark an, erreicht einen Höhepunkt, fällt danach wieder ab und stabilisiert sich dann auf einem Niveau, das meistens noch Schutz gegen eine neue Infektion vermitteln kann." In den letzten zwei bis drei Monaten des jeweils sechsmonatigen Untersuchungszeitraums bei den chinesischen Covid-19-Patienten sei die Antikörper-Menge relativ stabil geblieben.

Zeit der Immunität noch nicht erforscht

"Ich glaube, dass daraus folgt, dass wir zumindest eine Zeit lang von einer Immunität nach einer durchgemachten Erkrankung ausgehen können", sagte Dittmer. Dies könne auch bedeuten, dass eine Impfung einen länger anhaltenden Schutz vermitteln könne – sofern der Impfstoff in der Lage ist, ähnlich stabile Antikörper-Antworten wie eine Covid-19-Erkrankung auszulösen. Wie lange solch eine Immunität anhalte, sei noch unbekannt. "Nach der aktuellen Studie muss man aber zumindest von mehreren Monaten, vermutlich eher Jahren, ausgehen."

Derzeit werde bei anderen Corona-Virustypen diskutiert, dass eine Immunität nur wenige Jahre anhalte. Dies sei aber noch nicht ausreichend untersucht worden. Dittmer betonte, dass weltweit bislang noch kein eindeutiger Fall bekannt sei, bei dem ein genesener Patient erneut mit dem Sars-CoV-2-Virus infiziert wurde. Dies würde ebenfalls für eine anhaltende Immunität sprechen.

Lebenslanger Schutz höchst unwahrscheinlich

In den vergangenen Wochen waren Untersuchungen bekannt geworden, die die Hoffnung auf eine lang anhaltende Immunität und damit auch auf eine lange Wirksamkeit einer möglichen Impfung gedämpft hatten. So hatten Bluttests der ersten Corona-Patienten in Deutschland, die Ende Januar in der München Klinik Schwabing behandelt wurden, in einigen Fällen ein deutliches Absinken der Anzahl von sogenannten neutralisierenden Antikörpern im Blut gezeigt.

Insbesondere nach ermutigenden Zwischenergebnissen mit ersten Corona-Impfstoffen sehen viele Forscher darin dennoch die stärkste künftige Waffe gegen die Krankheit. "Die einzige Illusion, die man nehmen muss, ist, dass eine Impfung gegen Covid-19 ein Leben lang hält", sagte Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing.

"Es könnte auch bei einem Covid-19-Impfstoff sein, dass man wie bei der Influenza-Schutzimpfung regelmäßig wieder geimpft werden muss." Es sei nicht ungewöhnlich, dass Impfungen nicht jahrelang hielten, sondern regelmäßig aufgefrischt werden müssten.

Wann ist mit einem zugelassenen Impfstoff zu rechnen?

"Man sollte sehen, was eine Impfung für uns alle bewirken kann", sagte Wendtner. Auch nach den ermutigenden Zwischenergebnissen bei der Impfstoffsuche erwarteten Experten einen in der Breite einsetzbaren und zugelassenen Impfstoff frühestens im Lauf des kommenden Jahres. "Es ist also auch weiterhin Geduld und Verständnis für die wichtigen Schutzmaßnahmen eines jeden Einzelnen gefragt."

Chinesische Forscher hatten im Fachblatt "Nature Medicine" berichtet, dass die Antikörper nach zwei Monaten vor allem bei Patienten mit symptomfreiem Verlauf stark zurückgingen, aber auch bei tatsächlich erkrankten Patienten fielen die Werte. Patienten mit wenig Symptomen hatten zudem weniger Antikörper und somit eine schwächere Immunantwort entwickelt. Symptomfreie Patienten wurden in der neuen Studie aus Essen/Wuhan allerdings nicht untersucht.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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