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Nägelkauen: So gewöhnen Sie sich das Knabbern an den Fingernägeln ab


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Tipps gegen den Knabberzwang
Nägelkauen: Warum es gefährlich ist und wie Sie davon loskommen


Aktualisiert am 21.04.2023Lesedauer: 3 Min.
Manche Menschen knabbern sich die Fingernägel bis aufs Nagelbett ab. Das sieht nicht nur hässlich aus, sondern birgt auch gesundheitliche Gefahren.Vergrößern des Bildes
Manche Menschen knabbern sich die Fingernägel bis aufs Nagelbett ab. Das sieht nicht nur hässlich aus, sondern birgt auch gesundheitliche Gefahren. (Quelle: PeopleImages / Getty Images)

Ob aus Langeweile oder als Stressventil: Nägelkauen ist eine nervige Angewohnheit. Sie verunstaltet nicht nur die Fingernägel, sondern kann auch gefährlich werden.

Onychophagie, so der medizinische Fachbegriff für Nägelkauen, ist ein weitverbreitetes Phänomen. Schätzungen zufolge ist jeder zweite Jugendliche und jeder zehnte Erwachsenen betroffen. Dahinter steckt meist eine fehlende Impulskontrolle.

In schweren Fällen sind die Nägel bis aufs Nagelbett abgeknabbert, die Ränder sind zerfressen und die Fingerkuppen blutig. Das sieht nicht nur unästhetisch aus, sondern begünstigt auch schmerzhafte Entzündungen der Nagelhaut und des Nagelbetts. Durch die eingerissenen, aufgeweichten Nagelränder können außerdem Keime in den Körper gelangen und Infektionen hervorrufen. Bei regelmäßigem, intensiven Knabbern bildet sich manchmal auch das Zahnfleisch zurück oder entzündet sich.

Hat sich das Nägelkauen erst einmal zur Gewohnheit entwickelt, ist es gar nicht so leicht, wieder davon loszukommen. Im folgenden Teil stellen wir Ihnen Methoden vor, mit denen es gelingen kann.

Die einfachste Maßnahme: Fingernägel stark kürzen

Hat das Nägelknabbern keine tiefliegende psychische Ursache, zeigen zum Teil schon einfache Maßnahmen eine große Wirkung. So kann es bereits helfen, die Nägel so kurz zu schneiden, dass keine Substanz zum Kauen da ist.

Frauen können sich manchmal das Nägelkauen abgewöhnen, indem sie sich künstliche Fingernägel modellieren lassen oder ihre Nägel aufwendig maniküren. Dadurch steigt die Hemmschwelle, das gepflegte Aussehen zu zerstören.

Tinkturen und Lacke mit Bitterstoffen

Lacke oder Tinkturen mit Bitterstoffen wie Denatoniumbenzoat oder Saccharoseoctaacetat können aufgrund ihres unangenehmen Geschmacks die Lust am Nägelkauen verderben. Die Produkte sind in Apotheken und einigen Drogerien rezeptfrei erhältlich. Wer dennoch an den präparierten Nägeln nagt, behält einen anhaltend bitteren Geschmack im Mund.

Allerdings lassen sich einige eingefleischte Nägelkauer nicht davon abhalten. Zudem besteht die Gefahr, dass man sich an den bitteren Geschmack gewöhnt und somit die Wirkung der Präparate verpufft.

Habit Reversal Training: Ersatzhandlungen schaffen

Verhaltenstherapien wie das Habit Reversal Training (HBT, zu deutsch Reaktionsumkehr) zielen darauf ab, alternative Verhaltensweise einzuüben, wenn der Kauzwang auftritt, um so den Automatismus zu unterbrechen.

Damit das gelingt, müssen Sie zunächst ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie oft und in welchen Situationen Sie den Impuls verspüren. Ein Tagebuch kann hierbei hilfreich sein. Eine Ersatzhandlung kann beispielsweise das kräftige Schließen der Faust sein, das ein Knabbern an den Nägeln unmöglich macht. Je öfter Sie die Reaktionsumkehr durchführen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie das Nägelkauen durch eine neue Gewohnheit ersetzen.

Ein wirksamer Trick kann auch sein, die Hände zu beschäftigen und so vom Kauimpuls abzulenken. Wer zum Beispiel gern abends beim Fernsehen auf den Nägeln herumkaut, kann alternativ einen Anti-Stress-Ball kneten oder auf einem Kaugummi herumkauen. Manchmal hilft es schon, sich auf die Hände zu setzen, bis der Kauzwang vorbei ist.

Entkopplungsmethode: Bewegung umlenken

Eine weitere Behandlungstechnik gegen Nägelkauen ist die Entkopplungsmethode. Sie wurde am Universitätsspital Zürich entwickelt und zielt darauf ab, die Hand bei einem entsprechenden Impuls statt zum Mund zu den Haaren, den Ohren oder zur Nase zu führen. Der Trick besteht darin, dass das alte Bewegungsmuster erhalten bleibt und nur umgelenkt wird. Die Nägel erleiden so keinen Schaden.

Bei der Entkopplungstechnik ist es besonders wichtig, die neue Bewegung regelmäßig über den Tag verteilt und bewusst durchzuführen – am besten dreimal täglich mit zehn Wiederholungen.

Entspannungstechniken: Stressabbau hilft

Nägelkauen geschieht meist in Situationen mit erhöhter Anspannung oder Leistungsanforderung. Mithilfe von Entspannungsübungen beispielsweise autogenem Training, progressiver Muskelentspannung oder Atemübungen lernen Nägelkauer gelassener mit Stress umzugehen. Auch sportliche Aktivitäten können davon ablenken, an den Nägeln herumzukauen.

Hypnose-Therapie: Kommunikation mit dem Unterbewusstsein

Da Zwänge oft vom Unterbewusstsein gesteuert werden, kann bei Nägelkauen auch eine Hypnose-Therapie einen Versuch wert sein. Der Therapeut versucht hierbei, mit dem Unterbewusstsein des Patienten zu kommunizieren. Ziel ist es, das negative Verhaltensmuster durch ein positives zu ersetzen. Das kann zu Verhaltensänderungen im Umgang mit Stress, Langeweile und Überforderung führen.

Der Erfolg der Hypnose-Therapie basiert allerdings hauptsächlich auf Erfahrungswerten. Wissenschaftliche Studien hierzu gibt es zu wenige, um eine allgemeine Empfehlung für die Behandlung auszusprechen.

Psychotherapie: Hilfe in schwierigen Fällen

Wenn Selbsthilfe und andere Maßnahmen nichts bringen, kann eine Psychotherapie sinnvoll sein. Denn manchmal steckt hinter dem Nägelkauen eine ernsthafte psychische Erkrankung wie eine Zwangsstörung, eine Angststörung oder eine Neigung zu selbstzerstörerischem Verhalten (Autoaggression).

In diesen Fällen ist es wichtig, der Ursache auf den Grund zu gehen und entsprechende psychotherapeutische Maßnahmen zu ergreifen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • www.pschyrembel.de: "Nägelkauen". Online-Informationen des Psychrembel, Abruf: 19.4.2023.
  • Erdogan, H. K., et al.: "Prevalence of onychophagia and its relation to stress and quality of life", Acta Dermatovenerol Apl Pannonica Adriat , März 2021
  • www.pharmawiki.ch: "Nägelkauen". Online-Informationen auf Pharma Wiki, Stand: 2.11.2022
  • Ghanizadeh A. Nail biting; etiology, consequences and management. Iran J Med Sci, 2011, 36(2), 73-9, publiziert auf pubmed.ncbi.nlm.
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