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Hyalomma-Zecke in Deutschland: Wie gefährlich ist sie?


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Hyalomma-Zecke in Deutschland – wie gefährlich ist sie?


Aktualisiert am 25.06.2023Lesedauer: 4 Min.
Illustration einer Hyalomma-ZeckeVergrößern des Bildes
Zecken der Gattung Hyalomma haben gestreifte Beine und sind etwa doppelt so groß wie die in Europa häufigste Zecke, der Gemeine Holzbock. (Quelle: Eraxion via www.imago-images.de/imago-images-bilder)

Zecken können viele Krankheiten auf den Menschen übertragen. Erfahren Sie, inwieweit die Hyalomma-Zecke als Neuzugang in Deutschland das Risiko erhöht.

Zecken sind blutsaugende Parasiten, die Mensch und Tier befallen können. Hat ein Mensch in Deutschland einen Zeckenstich, stammt dieser meist von derselben Zeckenart: dem Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus). Andere Zecken in Deutschland stechen den Menschen nur ausnahmsweise – darunter die Hyalomma-Zecke.

Schon gewusst?

Einen Zeckenstich als Zeckenbiss zu bezeichnen ist eigentlich falsch. Eine Zecke sticht eher: Um Blut zu saugen, ritzt sie die Haut ihres "Opfers" mit ihren scherenartigen Mundwerkzeugen an und schiebt dann ihren mit Widerhaken besetzten Stech- und Saugrüssel in die Wunde.

Der Gemeine Holzbock ist hierzulande die häufigste Zeckenart. Er kann Erreger der Borreliose und der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) in sich tragen und beim Blutsaugen weitergeben. Hingegen taucht die Hyalomma-Zecke erst seit einiger Zeit immer wieder einmal in manchen Regionen Deutschlands auf. Dabei hat sie auch neue Krankheitserreger im Gepäck.

Welche Krankheiten die Hyalomma-Zecke übertragen kann, worin sie sich noch von heimischen Zecken unterscheidet und vieles mehr können Sie in den nachfolgenden Fragen und Antworten zu dem Parasiten nachlesen.

Woher kommt die Hyalomma-Zecke?

Die Hyalomma-Zecke ist in Nordafrika und Asien weitverbreitet. Zudem kommt sie in einigen Regionen Süd- und Osteuropas vor. In Deutschland ist der Blutsauger bislang nur vereinzelt anzutreffen – überwiegend eingeschleppt durch Tiere.

Von sich aus kommen Zecken nicht besonders weit. Doch mithilfe der Tiere, an denen sie Blut saugen, können sie sogar in andere Kontinente gelangen. So befällt die Hyalomma-Zecke vor allem Zugvögel und Huftiere (wie Rinder, Pferde, Schafe, Ziegen, Kamele, Hirsche und Wildschweine): Auf diesen Wirten legt sie teils sehr weite Strecken zurück.

Auch der Mensch kann für die Verbreitung der Hyalomma-Zecke sorgen – zum Beispiel, indem er selbst als Wirt für eine Zecke dient und mit dem Parasiten auf Reisen geht oder indem er befallene Nutztiere im- oder exportiert.

Schon gewusst?

Gerade in der Nutztierhaltung kann es leicht zu einem starkem Befall mit Hyalomma-Zecken kommen: Es ist nicht ungewöhnlich, dass auf einem einzigen Tier bis zu 100 dieser Parasiten sitzen.

Kann die Hyalomma-Zecke in Deutschland dauerhaft leben?

Zecken durchlaufen in ihrer Entwicklung vier Stadien: Ei, Larve, Nymphe und ausgewachsene, geschlechtsreife Zecke. Fachleute schätzen, dass die Hyalomma-Zecke im Larven- oder Nymphenstadium jedes Jahr millionenfach mit Zugvögeln nach Deutschland kommt.

Ausgewachsene Hyalomma-Zecken scheinen hierzulande dennoch vergleichsweise selten zu sein. Zwar können sie Temperaturen bis minus 40 Grad Celsius überleben. Jedoch sterben die Larven und Nymphen der Hyalomma-Zecke in Deutschland bei tiefen Temperaturen eher ab.

Nur wenn genug Larven und Nymphen die kalte Jahreszeit überdauern, kann sich die Hyalomma-Zecke in Deutschland langfristig vermehren. Ob das wirklich gelingt, ist noch unklar. Mit fortschreitender Klimaerwärmung steigt jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass der Parasit in Zukunft einige deutsche Regionen dauerhaft besiedeln könnte.

Bislang bevorzugt die Hyalomma-Zecke Regionen, wo Mittelmeerklima herrscht. Das heißt: geringe bis mäßige Luftfeuchtigkeit und lange, trockene Sommer. Die Zecke findet sich in unterschiedlichen Lebensräumen, darunter trockene offene Flächen, Sümpfe und Gestrüpp. In den Laub- und Mischwäldern Deutschlands, wo sich der heimische Gemeine Holzbock wohlfühlt, ist sie noch nie aufgetaucht.

Schon gewusst?

Hyalomma-Zecken können wochenlang auf ihrem Wirt bleiben. Ausgewachsene Zecken paaren sich dort auch. Ist eine weibliche ausgewachsene Hyalomma-Zecke vollgesogen, lässt sie sich vom Wirt fallen, legt bis zu 7.000 Eier im Boden ab und stirbt. Nach 20 bis 40 Tagen schlüpfen die Larven.

Woran ist die Hyalomma-Zecke zu erkennen?

Die Hyalomma-Zecke fällt durch ihre Größe auf: Sie ist etwa doppelt so groß wie die hierzulande häufigste Zecke, der Gemeine Holzbock. Darum ist sie auch als Riesenzecke bekannt. Ein weiteres äußerliches Merkmal, das sie von den heimischen Zecken unterscheidet, sind ihre gestreiften Beine.

Schon gewusst?

Zecken sind keine Insekten, sondern gehören zu den Spinnentieren. Ab dem Nymphenstadium haben sie acht Beine.

Auch das Verhalten des eingeschleppten Parasiten weicht von dem des Gemeinen Holzbocks ab: Während Letzterer auf einer Pflanze sitzt und darauf wartet, von einem vorbeikommenden Menschen oder Tier abgestreift zu werden, sucht die Hyalomma-Zecke ihre Wirte aktiv auf.

Dazu sucht sich die Hyalomma-Zecke ein Versteck am Boden, von wo sie nach einem geeigneten Wirt Ausschau hält: Der Parasit hat gut entwickelte Augen, mit denen er ein größeres Tier oder einen Menschen aus mehreren Metern Entfernung erkennen kann.

Auch andere bestimmte Signale – wie Erschütterungen, Kohlendioxid aus ausgeatmeter Luft oder Körperwärme – können die Hyalomma-Zecke auf sich nähernde Tiere oder Menschen aufmerksam machen. Sobald die Zecke einen potenziellen Wirt wahrnimmt, krabbelt sie auf ihn zu. Falls nötig, verfolgt sie ihn sogar minutenlang.

Dabei bewegt sich die Hyalomma-Zecke mit einer Geschwindigkeit fort, die höher ist als die der heimischen Zecken: Bei einer mehrminütigen Verfolgungsjagd kann sie eine Strecke von bis zu 100 Metern zurücklegen.

Warum könnte die Hyalomma-Zecke gefährlich sein?

Mit der Hyalomma-Zecke könnten sich in Deutschland Krankheiten ausbreiten, die hier bislang nur vereinzelt als eingeschleppte Fälle auftreten. So ist der Blutsauger in Europa und Asien der wichtigste Überträger eines Virus, das beim Menschen das hämorrhagische Krim-Kongo-Fieber verursachen kann. Dieses

  • beginnt ähnlich wie Grippe plötzlich und heftig (vor allem mit hohem Fieber),
  • kann in späteren Stadien mit großflächigen inneren Blutungen einhergehen und
  • endet bisweilen tödlich.

Allerdings trägt längst nicht jede Hyalomma-Zecke in ihrem üblichen Verbreitungsgebiet das Virus in sich. Fachleute halten das Risiko, dass Zugvögel das hämorrhagische Krim-Kongo-Fieber über Zecken nach Deutschland einschleppen, für sehr gering.

Anders sieht es bei Bakterien aus der Gattung der Rickettsien aus: Diese Erreger ließen sich bereits in Hyalomma-Zecken nachweisen, die über Zugvögel nach Deutschland gelangt sind. Rickettsien können beim Menschen das Zeckenstichfieber (auch bekannt als "Rocky Mountain Fleck Fieber) auslösen. Typische Symptome hierfür sind Fieber mit Kopf- und Gliederschmerzen sowie ein fleckig-knotiger Hautausschlag.

Was bietet Schutz vor der Hyalomma-Zecke?

Um sich vor der Hyalomma-Zecke zu schützen, sind allgemeine Maßnahmen zur Zeckenabwehr geeignet. Dazu gehört beispielsweise, im Freien – etwa bei Spaziergängen in der Natur oder auf Wanderungen – geschlossene Schuhe, lange Hosen und langärmlige Oberteile tragen, damit die Parasiten sich nicht so leicht festsetzen können.

Auch Zeckenschutzmittel zum Auftragen auf die Haut und/oder die Kleidung können helfen, Zeckenstiche zu verhindern. Allerdings sind gängige Präparate, die sich gegen heimische Zecken wie den Gemeinen Holzbock bewährt haben, gegen die Hyalomma-Zecke womöglich weniger wirksam. So kann beispielsweise mit Permethrin imprägnierte Kleidung den Parasiten manchmal erst recht dazu anregen, sich in der Haut festzusetzen.

In jedem Fall ist es ratsam, möglichst bald nach einem Aufenthalt in der Natur die Kleidung und vor allem den Körper gründlich nach Zecken abzusuchen. Wie Sie Zecken richtig entfernen, können Sie hier nachlesen.

Fazit: Das Wichtigste in Kürze

Seit einiger Zeit gibt es einen Neuzugang unter den Zecken in Deutschland: die Hyalomma-Zecke. Dieser meist über Zugvögel eingeschleppte Parasit könnte Krankheitserreger mit sich bringen, die hierzulande bislang noch nicht vorkommen. Grund zur Panik besteht aber nicht: Aktuell scheint die Hyalomma-Zecke nicht in der Lage, Deutschland dauerhaft zu besiedeln. Mit fortschreitender Klimaerwärmung könnte sich das jedoch irgendwann ändern.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 19.5.2023)
  • Online-Informationen des Projekts ZePaK am Robert-Koch-Institut: www.zepak-rki.de (Abrufdatum: 19.5.2023)
  • "Hyalomma marginatum – Factsheet for experts". Online-Informationen des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC): www.ecdc.europa.eu (Abrufdatum: 19.5.2023)
  • "Zecken: So schützen Sie sich vor FSME und Borreliose". Online-Informationen der Stiftung Warentest: www.test.de (Stand: 12.4.2023)
  • "Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Zecken, Zeckenstich, Infektion". Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 16.9.2022)
  • "Zeckenstich". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 6.9.2022)
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