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Mütterrente abschaffen? Neue Studie zeigt, welche fatalen Folgen das hätte


DIW-Studie
Abschaffung der Mütterrente: So viel weniger hätten Rentnerinnen

Von t-online, cho

Aktualisiert am 05.08.2024Lesedauer: 3 Min.
Besorgte Frau: Ein Wegfall der Mütterrente würde vor allem ärmere Rentnerinnen treffen.Vergrößern des Bildes
Besorgte Frau: Ein Wegfall der Mütterrente würde vor allem ärmere Rentnerinnen treffen. (Quelle: KucherAV/getty-images-bilder)
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Noch immer ringt die Ampel um den Haushalt. Erhebliches Sparpotenzial steckt bei der Mütterrente. Doch eine Abschaffung hätte schwere Folgen.

Schon bei ihrer Einführung vor zehn Jahren war sie umstritten und auch jetzt würde so mancher Politiker und Ökonom sie gerne abgeschafft sehen: die Mütterrente. Gerade in Zeiten klammer Kassen wirkt das Sparpotenzial verlockend. Fiele die Mütterrente weg, könnte die Bundesregierung laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) jedes Jahr rund 14 Milliarden Euro sparen. Doch das sei nicht zu empfehlen, mahnen die Wissenschaftler.

Wir zeigen, warum das so ist, wer überhaupt Mütterrente bekommt und wie viel weniger Rente den betroffenen Frauen dann bliebe.

Was ist die Mütterrente?

Die Mütterrente ist eine besondere Rentenregelung, die darauf abzielt, die Erziehungsleistung von Eltern bei der Rentenberechnung zu berücksichtigen. Sie wurde eingeführt, um insbesondere Müttern, die wegen der Erziehung von Kindern beruflich zurückgetreten sind, eine höhere Rente zu ermöglichen.

Konkret geht es darum, dass Eltern, die Kinder erzogen haben, zusätzliche Entgeltpunkte für die gesetzliche Rentenversicherung erhalten. Diese Entgeltpunkte beeinflussen die Höhe der späteren Rente. Je mehr Entgeltpunkte Sie haben, desto höher fällt Ihre Rente aus.

Es gibt zwei Versionen der Mütterrente:

  • Mütterrente I (ab 2014): Für Kinder, die vor dem 1. Januar 1992 geboren wurden, werden zwei Jahre Erziehungszeit pro Kind anerkannt.
  • Mütterrente II (ab 2019): Für Kinder, die vor dem 1. Januar 1992 geboren wurden, wurde die Kindererziehungszeit um weitere sechs Monate angehoben, sodass insgesamt zweieinhalb Jahre pro Kind angerechnet werden.

Diese Regelung betrifft besonders Mütter, da sie historisch gesehen häufiger die Kindererziehung übernommen haben, doch auch Väter können davon profitieren, sofern sie die Erziehungszeiten wahrgenommen haben. Die Mütterrente verbessert also die finanzielle Absicherung im Alter für Eltern, die Kinder erzogen haben.

Was würde eine Abschaffung der Mütterrente bedeuten?

In einer aktuellen Studie auf Basis von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) hat das DIW berechnet, dass die Mütterrente einen deutlichen Beitrag zur Armutsrisikoreduktion für Gruppen leiste, die ohnehin einem hohen Armutsrisiko ausgesetzt seien. "Insbesondere träfe es Frauen aus den unteren Einkommensgruppen, Frauen mit mehr als drei Kindern und geschiedene Frauen", teilen die Forschenden mit.

Sollte die Mütterrente abgeschafft werden, würde das monatliche Einkommen von etwa neun Millionen Rentnerinnen um durchschnittlich 107 Euro sinken. Ohne diese Unterstützung stiege die Armutsrisikoquote von Frauen ab 65 Jahren von 19,4 auf 22,3 Prozent.

"Die Mütterrente rückgängig zu machen ist nicht nur rechtlich fragwürdig, es hätte auch finanziell erhebliche negative Folgen", sagt Studienautorin Annica Gehlen aus der Abteilung Staat des DIW. Die unteren Einkommensgruppen würden demnach im Verhältnis deutlich stärker belastet als die oberen Einkommensgruppen: Während die reichsten 20 Prozent nur gut 1 Prozent Einkommen einbüßen würden, kämen die ärmsten 20 Prozent auf gut 8 Prozent weniger. Rentnerinnen mit mehr als vier Kindern hätten im Schnitt sogar Einkommenseinbußen von rund 15 Prozent.

Was schlagen die Forscher stattdessen vor?

"Sicherlich ließe sich kurzfristig mit der Abschaffung der Mütterrente Geld sparen. Langfristig sinnvoller wäre es, Ungleichheit und Altersarmutsrisiken schon während der Erwerbsphase anzugehen", sagt Johannes Geyer, stellvertretender Leiter der Abteilung Staat beim DIW. Dazu müssten Maßnahmen ergriffen werden, die die Erwerbstätigkeit von Frauen erhöhen und es möglich machen, Kinderbetreuung und Haushalt partnerschaftlicher zu teilen.

Konkret hieße das, die Plätze in Kitas und in der Ganztagsbetreuung an Grundschulen auszubauen sowie die Pflegeinfrastruktur zu verbessern. Auch sollten steuerliche Fehlanreize wie das sogenannte Ehegattensplitting reformiert werden (mehr dazu hier).

Wie wahrscheinlich ist der Wegfall der Mütterrente?

Nicht sehr wahrscheinlich. Zwar fordert Finanzminister Christian Lindner Kürzungen "im konsumtiven Bereich", eine Abschaffung der Mütterrente dürfte mit der SPD aber kaum umzusetzen sein. Schließlich hat diese das Instrument zusammen mit der Union eingeführt.

Rückendeckung hätte Lindner allerdings von manchen Ökonomen. So hat sich etwa Veronika Grimm, Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ("Wirtschaftsweisen"), bereits im November für eine Abschaffung der Mütterrente starkgemacht. "Prinzipiell sind Einsparungen bei den Renten möglich. Zum Beispiel die Rente ab 63 oder die Mütterrente könnte man zur Disposition stellen", sagte sie damals den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Deutsche Rentenversicherung erklärte daraufhin, dass laufende Renten nicht gekürzt werden könnten.

Statt einer Abschaffung der Mütterrente hat die Ampelkoalition angekündigt, Maßnahmen zu ergreifen, um Frauen zu mehr Arbeit anzuregen, einschließlich der Abschaffung der Steuerklassen 3 und 5 und der Einführung einer Prämie für Teilzeitbeschäftigte, die ihre Arbeitszeit erhöhen. Lesen Sie hier, was ein Ende der Steuerklassenkombination 3 und 5 für Sie bedeutet.

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