Aktie bricht ein Siemens beendet gesamtes Russland-Geschäft
Im Vergleich zum vergangenen Jahr hat Siemens deutlich weniger Gewinn zu verbuchen. Nun zieht sich der Konzern auch komplett aus Russland zurück. An der Börse kamen diese Neuigkeiten nicht gut an.
Siemens zieht sich komplett aus Russland zurück. Nachdem der Konzern die Geschäfte mit dem Staat bereits eingestellt hatte, will er das Land nun komplett verlassen, wie Siemens am Donnerstagmorgen mitteilte. Das drückt auch auf die parallel veröffentlichten Ergebniszahlen für das abgelaufene zweite Geschäftsquartal, in dem Siemens 1,2 Milliarden Euro Gewinn machte. Das ist nur noch halb so viel wie im Vorjahreszeitraum, dennoch bestätigte der Konzern seine Prognose für das laufende Jahr.
Beim gesunkenen Gewinn machen sich nicht nur die Folgen des Abschieds aus Russland bemerkbar, wo Siemens bisher rund ein Prozent seiner Umsätze generiert und etwa 3.000 Mitarbeiter hat. Das Vergleichsergebnis aus dem Vorjahresquartal war zusätzlich auch durch hohe positive Effekte nach oben verzerrt – unter anderem im Zusammenhang mit dem Verkauf von Flender.
Aktie bricht ein
An der Börse kamen der geringere Gewinn und der Rückzug aus Russland nicht gut an. Die Aktie des Dax-Konzerns wurde am Donnerstagvormittag mit einem Einbruch von 4,6 Prozent abgestraft.
- Aktueller Kurs: Wo steht die Siemens-Aktie?
Siemens-Chef Roland Busch sagte mit Blick auf die Quartalszahlen: "In einem extrem schwierigen Umfeld ist unser Geschäft weiterhin stark." Der Konzern habe im zweiten Quartal seinen Wachstumskurs fortgesetzt. "Der gestiegene Auftragseingang und Umsatz spiegeln erneut das Vertrauen unserer Kunden in uns wider." Der Umsatz lag bei 17 Milliarden Euro, das sind nominell 16 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der Auftragseingang legte sogar um 32 Prozent auf knapp 21 Milliarden Euro zu.
Verkauf von Tochterfirmen geplant
Wichtiger Teil der Rechnung: Der Verkauf von vier Tochterfirmen und Beteiligungen soll den Gewinn von Siemens im laufenden Geschäftsjahr um 2,1 bis 2,3 Milliarden Euro aufbessern. Allein der Gewinn aus dem Verkauf der Straßenverkehrs-Sparte Yunex Traffic an die italienische Atlantia reiche voraussichtlich aus, um die Belastungen aus dem Rückzug aus Russland von rund 600 Millionen Euro wettzumachen, sagte Finanzvorstand Ralf Thomas am Donnerstag in einer Telefonkonferenz.
Doch das Ende der russischen Geschäfte birgt noch weitere finanzielle Hürden. Durch die Abwicklung von Töchtern und Abschreibungen in der Finanzierungssparte SFS droht noch ein Risiko im niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionenbereich.
Sorgenkind Gamesa sorgt für schlechtere Bilanz
Schon seit längerer Zeit steht eine Trennung von Gamesa im Raum. Die spanische Windkrafttochter gehört zu Siemens Energy und drückte den Konzern bereits im ersten Quartal in die roten Zahlen. Auch nun verdirbt das Sorgenkind Siemens Energy die Quartalsbilanz.
Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas setzt nun das Management der ehemaligen Energietechnik-Tochter Siemens Energy unter Druck. "Wir sind mit der aktuellen Entwicklung keineswegs zufrieden", sagte Thomas am Donnerstag bei der Vorstellung der Quartalszahlen des Technologiekonzerns. "Und wir sind sicher nicht die einzigen Aktionäre, denen es so geht." Siemens hält noch 35 Prozent an Siemens Energy und spürt dadurch auch die Auswirkungen der schlechten Zahlen bei Gamesa. Siemens will den Anteil bis auf 25 Prozent reduzieren, schreckt aber wegen der Kursverluste davor zurück. Zudem schlagen sich die Verluste im Ergebnis des ehemaligen Mutterkonzerns nieder.
Thomas, der auch im Aufsichtsrat von Siemens Energy sitzt, setzt jetzt auf den Kapitalmarkttag am 24. Mai. Davon erwarte sich Siemens "eine klare Perspektive und mehr Planungssicherheit". Der Energietechnik-Konzern hatte vor allem wegen der operativen Probleme seiner spanischen Windkraft-Tochter Siemens Gamesa die Prognosen mehrfach korrigieren müssen.
"Das wird wegweisend, davon gehen wir aus", sagte Thomas. Bei Siemens Gamesa haben mit Jochen Eickholt und Tim Dawidowsky nun zwei erfahrene Sanierer aus dem Konzern das Sagen. "Aber die können auch nicht hexen und über Wasser gehen", sagte der Finanzchef.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters