Über 40 Prozent Strom und Gas werden noch teurer
Die Preise für Strom und Gas steigen weiter deutlich. Sorgen vor Exportstopps treiben die Kosten noch höher. Vor allem Gaskunden erwarten erneute Preissprünge.
Um die Strom- und Gasrechnung zu begleichen, müssen viele Menschen in Deutschland bald noch tiefer in die Tasche greifen als sie es ohnehin schon tun. Denn die derzeit auf einem Höchstniveau befindlichen Energiepreise werden in den kommenden Monaten insgesamt weiter steigen, wie das Vergleichsportal Verivox am Sonntag mitteilte. Es bezog sich dabei auf Veröffentlichungen von Energieanbietern.
Für die Monate April, Mai und Juni hätten Grundversorger, in deren Gebiet 13 Millionen Haushalte liegen, beim Strom 166 Preiserhöhungen angekündigt – im Schnitt verteuern sich die Tarife hierbei um 19,5 Prozent. Wie viele dieser Haushalte bei den Grundversorgern Verträge haben oder bei anderen Anbietern sind, ist nicht bekannt.
Verivox-Energiefachmann Thorsten Storck sagt, dass sich die Großhandelspreise für die Stromversorger innerhalb eines Jahres verdreifacht hätten. Immerhin fällt die EEG-Umlage Mitte 2022 weg. Das allerdings werde den Anstieg der Energiekosten für die Haushalte "nur leicht abmildern", sagt Storck.
Sorge vor Lieferstopp treibt Preise
Beim Gas zählt Verivox im zweiten Quartal 118 Preiserhöhungen von Grundversorgern, in deren Gebiet sieben Millionen Haushalte liegen. Im Schnitt verteuern sich die Tarife hierbei um 42,3 Prozent.
"Alle Gasanbieter in Deutschland haben mit historisch hohen Einkaufspreisen zu kämpfen", sagt Verivox-Experte Storck. "Der Krieg in der Ukraine und ein möglicher Gas-Lieferstopp verschärfen die Situation noch zusätzlich." Daher müssten sich die Verbraucherinnen und Verbraucher auch in den kommenden Monaten auf steigende Preise einstellen, so Storck.
Strompreise bereits um 135 Prozent gestiegen
Der Blick nach vorne ist also alles andere als vielversprechend und auch der Blick zurück ist ernüchternd. Nach Berechnung von Verivox haben sich die Strompreise in Deutschland binnen eines Jahres um etwa die Hälfte erhöht. Zahlte ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden noch 1.171 Euro per annum für Strom, so sind es nun 1.737 Euro. Die durchschnittlichen Jahrespreise sind brutto, also inklusive Mehrwertsteuer.
Beim Gas zeigte die Preiskurve noch deutlicher nach oben: Musste eine beispielhafte Familie mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden im April 2021 noch 1.184 Euro pro Jahr ausgeben, so sind es derzeit 2.787 Euro – das ist ein Anstieg von 135 Prozent.
- Nachrichtenagentur dpa-AFX