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Siemens, VW, Lufthansa: Wie der Ukraine-Krieg deutsche Unternehmen herausfordert


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Überfall auf die Ukraine
Wie der Krieg deutsche Unternehmen trifft


Aktualisiert am 25.02.2022Lesedauer: 3 Min.
Thyssenkrupp-Stahlwerk Duisburg (Symbolbild): Deutsche Unternehmen sind auch in der Ukraine vertreten.Vergrößern des Bildes
Thyssenkrupp-Stahlwerk Duisburg (Symbolbild): Deutsche Unternehmen sind auch in der Ukraine vertreten. (Quelle: Jochen Eckel/imago-images-bilder)
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Bislang steht die Energieversorgung für die deutsche Industrie, die Gaslieferungen aus Russland fließen weiter. Sorgen bereitet der Krieg in der Ukraine den Unternehmen dennoch. Ein Überblick.

Die deutsche Wirtschaft ist gleich mehrfach vom Krieg betroffen. Viele große Unternehmen haben lokale Büros in der Ukraine, die meisten in der Hauptstadt Kiew. Darüber hinaus sind die Konzerne für ihre Produktion in Deutschland oftmals von Öl und Gas abhängig.

t-online hat bei deutschen Industriekonzernen und Energieversorgern nachgefragt, wie sich der Krieg in der Ukraine auf sie auswirkt.

Industrie sorgt sich um ukrainische Mitarbeiter

Die Reaktionen in der Industrie sind bisher weitgehend zurückhaltend. Ein Siemens-Sprecher teilt auf Anfrage mit, der Konzern habe einige wenige Standorte in der Ukraine mit "einer niedrigen dreistelligen Zahl von Mitarbeitern". Deren Sicherheit gelte aktuell besondere Aufmerksamkeit. "Das Unternehmen hat daher entsprechende Maßnahmen ergriffen, um dies zu gewährleisten", äußert der Sprecher weiter.


Volkswagen äußert große "Sorge und Betroffenheit". Man hoffe auf schnelle Einstellung der Kampfhandlungen. "Der Grad der Auswirkungen auf unsere Geschäftstätigkeit in den betroffenen Ländern wird fortlaufend durch einen Krisenstab ermittelt", so ein Konzernsprecher zu t-online. Bei allen Aktivitäten vor Ort stünden "die Sicherheit und Unversehrtheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an erster Stelle".

Von Thyssenkrupp heißt es, sie bewerteten mögliche Konsequenzen kontinuierlich. "Folgen für Energie- und Gaspreise oder auch Rohstoffbezüge sind nicht auszuschließen", so ein Sprecher. In der Ukraine ist das Unternehmen mit zwei Mitarbeitern vertreten.

Energiekrise könnte Firmen betreffen

Die BASF ist ebenfalls in der Ukraine vertreten. Für die Untergesellschaften sind 235 Mitarbeiter tätig, eigene Produktionsstätten gibt es vor Ort jedoch nicht. "Zur Vermeidung von Störungen bei der Belieferung mit Erdgas stimmen wir uns eng mit Lieferanten und Netzbetreibern sowie gegebenenfalls staatlichen Stellen ab", sagt eine Konzernsprecherin über die Produktionsbedingungen in Deutschland.

Zu den Auswirkungen von möglichen Energie- oder Lieferengpässen wollte sich keines der Unternehmen äußern. Lesen Sie hier, wie abhängig Deutschland von russischen Energielieferungen ist.

Lufthansa setzt Flüge aus

Der Krieg schränkt auch die Verkehrswege ein. Die Lufthansa teilt auf Anfrage mit: "Die Lufthansa Group setzt alle Flüge in die Ukraine bis zum 26. März aus." Flüge nach Kiew und Odessa seien bereits seit Montag gestrichen, seit Donnerstag sei auch die Verbindung nach Lwiw ausgesetzt. Fluggäste würden über die Streichungen informiert.

Insgesamt werde der gesamte Luftraum gemieden. "Die Sicherheit unserer Fluggäste und Besatzungsmitglieder hat zu jeder Zeit oberste Priorität. Überflüge im ukrainischen Luftraum finden nicht statt", so der Sprecher weiter. Lesen Sie hier, wie eine Ausreise noch möglich ist.

Energieversorger bleiben optimistisch

"Auch in diesem Winter gilt: Jeder Gaskunde wird eine warme Wohnung haben", sagt die Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft, Kerstin Andreae, auf Anfrage von t-online. An den Märkten war die Unsicherheit dennoch groß. Die Preise für Öl und Gas schossen am Mittwoch und Donnerstag in die Höhe. Lesen Sie hier, wie sich der Krieg auf den Energiemarkt auswirkt.

Ein Sprecher von RWE teilt t-online mit: "Die Rohstoffmärkte reagieren deutlich auf den Krieg, und wir erwarten weiterhin eine hohe Volatilität." Für Kunden gebe es allerdings zunächst keinen Grund zur Sorge: "Einen physischen Engpass in unserer Stromerzeugung sehen wir aktuell nicht, unsere Anlagen produzieren planmäßig."

Für die Preisausschläge ist dabei auch eine besondere Ausgangslage verantwortlich. Die deutschen Gasspeicher sind dieses Jahr deutlich weniger gefüllt als in früheren Jahren. Das lag an technischen Problemen, erhöhtem Energiebedarf, der wieder hochfahrenden Wirtschaft im vergangenen Sommer und einem besonders kalten Winter. Lesen Sie hier, wie es zu den niedrigen Füllständen kommen konnte.

Verbraucher sind besonders geschützt

"Aktuell liefern die russischen Vertragspartner die vertragsgemäß zugesagten Gasmengen", sagt ein Sprecher von EnBW. Zudem gebe es Lieferungen aus Norwegen und den Niederlanden sowie Flüssigerdgas-Lieferungen (LNG-Arrivals). Bei einem normalen Temperaturverlauf "sind wir daher mit Blick auf die Versorgungssicherheit gut ausgestattet".

"Die Strom- und Gasversorgung der Vattenfall-Kunden ist gesichert – nicht zuletzt dank einer guten Gasspeicher-Infrastruktur in Deutschland und dem europäischen Gas-Verbundnetz, das einen innereuropäischen Gas-Austausch sicherstellt", teilt das Unternehmen mit. Sollte es doch zu Engpässen kommen, seien Haushaltskunden rechtlich besonders geschützt, betont ein Vattenfall-Sprecher.

Die Energiekonzerne beziehen ihre Gaslieferungen nicht direkt vom Produzenten, sondern über zentrale Handelsplätze. Dort treffen Lieferungen aus verschiedenen Ländern zusammen. Viele Energieversorger haben dabei langfristige Verträge geschlossen, sodass sich Preiserhöhungen an der Börse, wenn überhaupt, erst nachträglich für Kunden auswirken.

Alle angefragten Energieversorger sind sich darüber einig, dass in Zukunft ein breiter Energiemix geschaffen werden muss, um so dauerhaft die Versorgung zu sichern.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Anfragen an RWE, Vattenfall, EnBW
  • Anfragen an Siemens, Volkswagen, Lufthansa, Thyssenkrupp, BASF
  • Anfrage an den BDEW
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