Exklusive Auswertung Spritpreise lassen Deutsche umdenken
Pendler sind besonders betroffen, doch auch wer wenig Auto fährt, muss mehr bezahlen: Die Spritpreise sind zuletzt stark gestiegen. Laut einer Umfrage weichen viele Deutsche deshalb auf andere Verkehrsmittel aus.
Die jüngst stark gestiegenen Spritpreise zwingen die Deutschen bei der Wahl des Verkehrsmittels zum Umdenken. Vier von zehn Verbrauchern reagierten auf die hohen Benzinkosten, indem sie ihr Auto "öfter mal" stehen ließen und stattdessen aufs Rad oder die Bahn auswichen. Das zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale-Bundesverbands (VZBV), die t-online vorliegt.
Demnach gab lediglich ein Viertel der Befragten an, ihr Fahrverhalten wegen der gestiegenen Ausgaben an der Zapfsäule "gar nicht" anzupassen. Ebenso viele Teilnehmer, rund 23 Prozent, sagten, sie sparten an anderer Stelle. 14 Prozent überlegen den Ergebnissen zufolge, sich ein Elektroauto anzuschaffen, immerhin sieben Prozent erwägen, ihr Auto gänzlich abzuschaffen. Bei der Umfrage waren auch Mehrfachantworten möglich.
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Die Benzinpreise waren in Deutschland zuletzt im November auf neue Höchststände gestiegen, laut ADAC handelte es sich um den teuersten Tankmonat aller Zeiten. So kostete der Liter Super E10 am 14. November im Bundesschnitt 1,701 Euro und damit nur knapp weniger als beim Allzeithoch aus dem Jahr 2012. Damals lag der Preis zwischenzeitlich bei 1,709 Euro. Der Liter Diesel erreichte am 11. November mit einem Preis von 1,572 Euro gar einen neuen Rekordstand.
"Im Verkehr muss dringen CO2 eingespart werden"
Hintergrund für die horrenden Preise an der Zapfsäule ist einerseits die hohe Nachfrage für Energie und Kraftstoffe. Weil nach den Lockerungen der Corona-Lockdowns im Frühjahr 2021 weltweit zahlreiche Fabriken parallel wieder ansprangen, explodierte der Energiebedarf so stark, dass ihn etwa die Ölförderländer kaum bedienen konnten. Die Folge: steigende Preise für Öl und Gas, die auch maßgeblich für die verschärfte Inflation verantwortlich sind.
Andererseits trieb 2021 auch der CO2-Preis die Kosten für Mobilität hoch. Erstmals griff dieser seit Beginn vergangenen Jahres auch für Benzin und Diesel. Der Gesetzgeber will so die Verursacher klimaschädlicher Emissionen an den Kosten zum Schutz des Klimas beteiligen – und die Bürger über den Preis zu einer klimafreundlicheren Fortbewegung zu bringen.
Für Klaus Müller, Vorstand des Vzbv, stellen die Umfrageergebnisse deshalb eine gute Nachricht dar. "Klimaschutz ist eine Notwendigkeit, die den Alltag der Verbraucherinnen und Verbraucher verändert", sagte er. "Gerade im Verkehr muss dringend CO2 eingespart werden. Steigende Kraftstoffpreise veranlassen bereits heute eine Mehrheit dazu, ihr Mobilitätsverhalten verändern zu wollen."
Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs gefordert
Gleichzeitig richtet er sich mit einem Appell an die Bundesregierung. "Damit der Umstieg aber keinen Frust erzeugt, muss Bundesverkehrsminister Volker Wissing sofort ein Zukunftsprogramm für den ÖPNV auf die Agenda setzen", so Müller. "Das Angebot muss nicht nur in ländlichen Regionen erhöht, Verbindungen verbessert und Informationen zuverlässiger werden."
Für die VZBV-Umfrage hatte Forsa telefonisch rund 1.000 Menschen über 18 in Deutschland befragt. Die Umfrage fand im Zeitraum vom 22. November bis 3. Dezember statt, als die Preise für Benzin besonders hoch waren. Der statistische Fehler liegt bei 3 Prozent.
- VZBV-Pressemitteilung
- ADAC: November 2021 teuerster Tankmonat überhaupt