"Genting ist raus" Neue Hoffnung für Bremerhavener Lloyd-Werft
Im Zuge der Pleite der MV Werften hat auch die kleinere Lloyd-Werft Insolvenz anmelden müssen. Beide gehören zum asiatischen Genting-Konzern. Bei einem Verkauf könne der aber nicht mehr bei Lloyd mitreden, heißt es nun.
Der asiatische Konzern Genting hat nach der Insolvenz seiner MV Werften an der Ostsee keinen Einfluss mehr auf den Verkauf der ebenfalls insolventen Lloyd-Werft in Bremerhaven. Das sagten der vorläufige Insolvenzverwalter der MV Werften, Christoph Morgen, und MV-Geschäftsführer Carsten Haake am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. "Wir sind völlig unabhängig von Genting und können frei über die Werft verfügen", sagte Morgen.
Er hoffe, dass bald ein Käufer für die Bremerhavener Werft mit ihren etwa 300 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gefunden werde. Morgen trat Bremer Befürchtungen entgegen, dass die Trennung von Werftbetrieb und -gelände bei Lloyd den Verkauf behindern könnte.
Für den Betrieb ist seit etwa zehn Jahren die Lloyd Werft Bremerhaven GmbH zuständig, die am vergangenen Montag Insolvenz anmeldete. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Per Hendrik Heerma bestimmt. Das Werftgelände und die Anlagen gehören der Lloyd Investitions- und Verwaltungsgesellschaft mbH, die wiederum zur MV Werften Holdings Limited gehört.
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Finanzielle Probleme wegen Corona
Die Insolvenz sei für diese Holding erklärt worden, nicht für die schuldenfreie Lloyd-Besitzgesellschaft, sagte Morgen. Er sei mit Heerma im Gespräch. "Wir haben angeboten, koordiniert vorzugehen, als wäre die Lloyd-Werft in einer Hand." Wenn ein Käufer gefunden sei, werde dieser entscheiden, "mit welchen Kräften aus der Betriebsgesellschaft er die Werft weiterführt".
Der Hongkonger Tourismuskonzern Genting hatte die deutschen Werften gekauft, um Kreuzfahrtschiffe zu bauen. Doch im Stillstand der Kreuzfahrtbranche in der Pandemie konnten Genting und die MV Werften die Finanzierung zweier riesiger Schiffe nicht mehr schultern.
Es gibt mehrere Interessenten
"Genting ist raus und nicht mehr Teil des Verkaufsverfahrens", sagte auch Haake. Schon vor der Insolvenz seien Gespräche über einen Verkauf der Lloyd-Werft mit der Bremerhavener Stahl- und Schiffbaugruppe Rönner geführt worden. Er bestätigte auch ein Interesse von Investoren aus Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Das gehe auf die 2021 abgelieferte Megajacht "Solaris" zurück. "Die "Solaris" ist ein Meisterstück geworden."
Vor dem Wechsel zu MV war Haake Geschäftsführer bei Lloyd. "Die Lloyd-Werft hat einen besonderen Vorteil, weil sie auf vielen Feldern des Schiffbaus aktiv ist", sagte er über seinen alten Betrieb. Sie könne Jachten und Spezialschiffe neu bauen und Kreuzfahrt- und Containerschiffe modernisieren, umbauen, warten und reparieren.
Wichtige Entscheidung für MV Werften
Bei der Genting-Gruppe steht indes ein wichtiger Beschluss bevor. Das Landgericht Schwerin gibt am heutigen Nachmittag (14.00 Uhr) seine Entscheidung über die Auszahlung eines Landeskredits über 78 Millionen Euro bekannt.
Die Genting-Anwälte verlangen die Auszahlung, weil ein gültiger Kreditvertrag aus dem Juni 2021 vorliege. Die Anwälte der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern halten dagegen, es lägen nicht alle Auszahlungsvoraussetzungen vor. Dazu gehöre eine Einigung des Konzerns mit dem Bund über die Zukunft der MV Werften.
Derweil hat auf den MV Werften die Auszahlung der Dezember-Löhne begonnen. Die vorfinanzierende Bank habe alle Überweisungen an die Mitarbeiter ausgeführt, von denen eine Abtretungserklärung vorliege, teilte ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Christoph Morgen am Montag mit. Die weiteren Überweisungen folgten nach Eingang der noch fehlenden Erklärungen.
- Nachrichtenagentur dpa