Gewerkschaft warnt Energiepreise dürften keine "soziale Frage" werden
Hohe Kosten für Strom, Benzin oder Heizung: Die IG Metall sieht in den enormen Energiepreisen eine Gefahr für die Gesellschaft. Sie fordert: Staat und Arbeitgeber müssen die Bürger bei den Kosten unterstützen.
Die IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt will in den bevorstehenden Tarifrunden 2022 die Sicherung der Einkommen und den Kampf gegen die hohe Inflation zum Kernthema machen.
Außerdem müsse die Politik dafür sorgen, dass vor allem Energiekosten für Verbraucher wie für Betriebe nicht aus dem Ruder laufen, forderte der Bezirkschef der Gewerkschaft, Thorsten Gröger, im Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Es wäre aktuell zu früh zu sagen, dass es nicht auch noch andere Notwendigkeiten gibt. Die starken Preiserhöhungen werden aber ein Schwerpunkt sein."
Auch wenn die Diskussion über konkrete Lohnforderungen erst beginne, sei eine Erwartung schon klar, sagte Gröger: "Die Absicherung der Realeinkommen muss angesichts der derzeitigen Teuerung ein zentrales Ziel sein."
Jeder müsse sich Mobilität noch leisten können
Dabei wiederum gelte es, besonders die hohen Strompreise im Blick zu behalten. Hier nutze die neue Bundesregierung bereits "einige Stellschrauben" – etwa die Abschaffung der EEG-Umlage, über welche die Kunden den Ökostrom-Ausbau bisher mitfinanzieren, zum Jahreswechsel 2022/2023. Es könne jedoch noch mehr getan werden.
"In der Transformation der gesamten Industrie ist der Strompreis ein immer wichtigerer Faktor, auch mit Blick auf den höheren Strombedarf und die Erneuerbaren", sagte Gröger. "Wir müssen insgesamt aufpassen, dass die Energiefrage nicht zur sozialen Frage wird. Wir müssen beispielsweise darauf achten, dass sich in Zukunft nicht nur bestimmte Menschen bestimmte Formen von Mobilität noch leisten können", meinte er in Bezug auf teureren Sprit für Verbrennerantriebe bei gleichzeitig relativ hohen Kosten etwa für das Laden von E-Autos.
VW-Verhandlungen am Jahresende
In den kommenden Tarifabschlüssen werde es darum gehen, "weiter einen guten Ausgleich zwischen der materiellen Ausstattung der Verträge und sicherer Beschäftigung zu erreichen", erklärte der Chef des wichtigen IG-Metall-Bezirks. Die mit den Arbeitgebern zuletzt erzielten Lohnerhöhungen waren nach dem Geschmack der Gewerkschaft mit Rücksicht auf die angespannte Corona-Lage eher moderat ausgefallen.
Ende September laufen die Flächentarifverträge in der Metall- und Elektroindustrie aus, zwei Monate später endet dann der aktuelle Haustarifvertrag bei Volkswagen und den VW-Töchtern. Zuvor geht es ab Ende Mai schon in der Stahlindustrie weiter. Dort werden die Verhandlungen federführend vom IG-Metall-Bezirk NRW geleitet.
- Nachrichtenagentur dpa