Neue Auswertung Preise für Gas, Heizöl und Strom so rasant gestiegen wie nie
Eine neue Auswertung zeigt, wie heftig die Energiekosten im laufenden Jahr explodiert sind. Besserung ist zum Jahreswechsel kaum zu erwarten.
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Die Deutschen mussten 2021 deutlich mehr Geld ausgeben, um ihre Strom-, Gas- und Heizölrechnungen zu bezahlen: Die Preise für Energie sind im Jahresverlauf so stark gestiegen wie nie zuvor. Das geht aus einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox vom Montag hervor, über die vorab bereits das "Handelsblatt" berichtet hatte.
Gas: Plus 47 Prozent
Besonders rasant stiegen den Verivox-Zahlen zufolge die Preise für Gas. Anfang des Jahres lagen die Preise für Gas im Schnitt auf einem Niveau, dass ein Haushalt, der 20.000 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht, 1.162 Euro für diesen Zeitraum zahlen musste. Inzwischen ist Gas so teuer, dass sich die jährlichen Kosten für denselben Standard-Haushalt auf rund 1.704 Euro belaufen. Das entspricht einem Plus von fast 47 Prozent.
Ausschlaggebend für diese Entwicklung ist vor allem die weltweit hohe Nachfrage nach kurzfristigen Gaslieferungen. An den sogenannten Spotmärkten, wo Gas schnell gehandelt wird, haben sich die Preise laut Verivox 2021 gar versiebenfacht. Zuletzt riefen Händler dort Preise in Höhe von 148 Euro je Megawattstunde Gas auf. Zum Vergleich: Das langjährige Mittel liegt zwischen 10 und 25 Euro.
Diese extremen Steigerungen spüren auch die Gasversorger. Während eine Reihe von Firmen bereits pleite gegangen sind, weil sie die versprochenen günstigen Lieferpreise nicht halten können, versuchen die meisten nun die Preise zu erhöhen. Laut Verivox haben im Jahresverlauf 516 der rund 700 Gasversorger ihre Preise erhöht, und zwar im Schnitt um 9,4 Prozent. Lediglich 16 Versorger haben ihre Preise im Schnitt um 5,6 Prozent gesenkt.
Und für 2022 ist kaum Besserung in Sicht, wie Thorsten Storck von Verivox erläutert. "Im kommenden Jahr werden weitere preistreibende Effekte wirksam", sagt er. Neben den höheren Großhandelspreisen steige auch der CO2-Preis für fossile Brennstoffe zum Jahreswechsel von 25 auf 30 Euro pro Tonne. Zudem würden höhere Netzgebühren fällig. "Das zwingt fast alle Gasversorger dazu, ihre Preise teilweise kräftig nach oben anzupassen."
Die Folge: Schon jetzt haben laut dem Vergleichsportal 515 Anbieter für Januar und Februar abermalige Preiserhöhungen um durchschnittlich 23,1 Prozent angekündigt. Bei einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden entspricht das Zusatzkosten in Höhe von 339 Euro pro Jahr.
Strom: Plus 18 Prozent
Seit Jahresbeginn stieg der durchschnittliche Verbraucherpreis für Strom Verivox zufolge um 18,4 Prozent. Musste ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden zu Jahresbeginn noch 1.171 Euro bezahlen, sind es im Dezember demnach 1.386 Euro. Damit verteuerte sich Strom für solch einen repräsentativen Haushalt um 215 Euro pro Jahr.
Laut Verivox war ein solch starker Preisanstieg binnen eines Kalenderjahres zuvor nicht zu beobachten. Fünfmal in Folge habe der Verbraucherpreis für Strom zwischen Juli und November neue Rekordstände erreicht.
Auch hier sind vor allem kurzfristige Nachfragespitzen an der Spotmärkten ein wichtiger Grund für die starken Zuwächse. Aktuell liegt der Preis für eine Megawattstunde bei rund 325 Euro. Im langjährigen Schnitt bewegen sich die Preise dagegen zwischen 35 und 55 Euro.
Für etwas Entspannung bei den Endverbraucherpreisen dürfte zum Jahreswechsel zwar sorgen, dass die EEG-Umlage von 6,5 Cent auf dann nur noch 3,7 Cent je Kilowattstunde sinkt. Dennoch haben für Januar und Februar 2022 laut Verivox 280 der rund 800 regionalen Stromversorger in Deutschland Stromerhöhungen von im Schnitt 7,6 Prozent angekündigt. Das bedeute für den repräsentativen Haushalt Mehrkosten von rund 98 Euro pro Jahr.
Verivox-Experte Thorsten Storck: "Die dringend notwendige Entlastung bei den Stromkosten lässt weiter auf sich warten. Trotz der Deckelung der EEG-Umlage wird sich Strom zum Jahreswechsel im Durchschnitt weiter verteuern."
Heizöl: Plus 41 Prozent
Wer 2021 den Tank seiner Ölheizung auffüllen wollten, musste einen guten Moment dafür abpassen – und das war gar nicht so leicht. Im Schnitt nämlich stiegen die Preise für Heizöl über das gesamte Jahr immer weiter an.
Kosteten 100 Liter Heizöl im Januar im Bundesschnitt laut Verivox netto noch rund 49 Euro, sind es jetzt im Dezember rund 69 Euro. Das entspricht einem Anstieg in Höhe von rund 41 Prozent.
Wichtigster Grund für diese Entwicklung, die in ähnlicher Form auch Autofahrer an der Zapfsäule spürten: Die heiß laufende Wirtschaft, die nach dem Ende der Corona-Beschränkung in weiten Teilen der Welt parallel ansprang – und einen entsprechend großen Bedarf an Energie hatte, den die Ölförderländer so schnell nicht bedienen konnten.
So sieht es auch Verivox-Experte Thorsten Storck. "Die Heizölpreise folgen im Wesentlichen der Entwicklung der internationalen Rohölpreise", sagt er. Seine Befürchtung: "Durch den steigenden CO2-Preis werden die Heizölpreise voraussichtlich im kommenden Jahr noch weiter steigen."
- Verivox-Pressemitteilung
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP