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Ökonomen zu schärferem Lockdown: "Homeoffice-Zwang wäre absurd"


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Corona-Krise
Schärferer Lockdown? "Homeoffice-Zwang wäre absurd"


Aktualisiert am 18.01.2021Lesedauer: 3 Min.
Einen Stillstand der Industrie schließen Politiker nicht mehr aus: Verbände wie der VDMA protestieren.Vergrößern des Bildes
Einen Stillstand der Industrie schließen Politiker nicht mehr aus: Verbände wie der VDMA protestieren. (Quelle: Westend 61/imago-images-bilder)

Bund und Länder wollen erneut über mögliche Verschärfungen der Corona-Maßnahmen beraten. Im Gespräch ist offenbar auch ein bundesweiter Homeoffice-Zwang. Ökonomen sehen das kritisch.

Die Corona-Mutationen aus Großbritannien (B 1.1.7) und Südafrika (B. 1.351) besorgen Politiker und Wissenschaftler. "Brandgefährlich" nannte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach die Virusmutation, die in Großbritannien zu einer Überlastung des Gesundheitssystems führt, vor wenigen Tagen im t-online-Interview.

Am Dienstag kommen daher Bund und Länder zusammen, um über Verschärfungen des aktuellen Lockdowns zu sprechen. Da die Corona-Mutation aus Großbritannien als ansteckender gilt, fordern einige Politiker nun härtere Maßnahmen und lassen auch die Wirtschaft nicht mehr außen vor.

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Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow sprach sich vergangene Woche gegenüber t-online vehement für mehr Homeoffice aus. Gesundheitsexperte Lauterbach brachte neben der Homeoffice-Pflicht, sogar einen Stillstand der Wirtschaft für zwei bis drei Wochen ins Spiel. Das hält auch der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, für gerechtfertigt.

Ökonomen warnen vor Pleite-Welle

Ein Vorschlag, der auf wenig Gegenliebe bei vielen Ökonomen stößt. "Eine Zwangsschließung von Unternehmen würde nicht nur die unmittelbar betroffenen Unternehmen hart treffen, sondern könnte die Lieferketten unterbrechen und damit erhebliche Kosten für die gesamte Wirtschaft verursachen", sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher dem "Spiegel".

Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), warnt vor Insolvenzen: "Die Gefahr von Pleiten und Entlassungswellen wäre dann deutlich größer als im Frühjahr."

Verärgerung kommt auch aus den Verbänden: "Unternehmen lassen sich nicht wie eine Glühbirne nach Belieben aus- und einschalten", sagt Markus Jerger vom Mittelstandsverband BVMW. "Ein totaler Lockdown würde insbesondere im produzierenden Gewerbe für viele Betriebe das Aus bedeuten und dadurch massiven volkswirtschaftlichen Schaden anrichten." Priorität müsse haben, die Impflogistik zu verbessern, fordert Jerger.

Schutz auf Risikogruppen beschränken?

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) äußert ebenfalls kein Verständnis. Einen gesetzlichen Homeoffice-Zwang mit Bußgeldern nennt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann absurd. "Auch in Corona-Zeiten müssen unsere Unternehmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen und die Produktion aufrechterhalten. Die Arbeitsorganisation jedes einzelnen Betriebes ist unterschiedlich und lässt sich nicht per Behördenverordnung von außen regeln", so Brodtmann.

Der Schweizer Ökonom Thomas Straubhaar, der an der Universität Hamburg lehrt, sprach sich in einem "Handelsblatt"-Interview jüngst sogar dafür aus, nur Risikogruppen zu schützen: "Ökonomik ist manchmal brutal in ihrer Nüchternheit, wenn es um so etwas wie Kosten und Nutzen geht. Aber wir nehmen derzeit Abermilliarden von Euro an Schulden in Kauf für einen Lockdown, der alle gleichermaßen trifft, auch wenn an sich nur ein Teil der Bevölkerung besonders gefährdet ist."

Mutation kann Fallzahlen sprunghaft steigen lassen

Ökonom Andreas Peichl, Wirtschaftsprofessor an der LMU München und Direktor des Ifo-Instituts für Makroökonomie, verweist dagegen auf das kurze Zeitfenster, das Deutschland noch zur Reaktion bleibe. "Wir haben noch max. 2-3 Wochen, bevor die Mutante exponentiell so stark wächst, dass es zu spät wäre...", antwortet er dem Wirtschaftsjournalisten Mark Schieritz auf dem Kurznachrichtendienst "Twitter". Schieritz hatte gefragt, warum die Konferenz der Ministerpräsidenten nicht erst in einer Woche stattfände, da aktuell unklar sei, ob die momentane Welle sich abschwächt oder ansteigt.

Peichl verwies auf "Twitter" auch auf einen Post des US-amerikanischen Mediziners Scott Gottlieb, der eine sinkende Zahl an Krankenhauseinweisungen in den USA feststellt und dennoch warnt. Denn die Zahlen könnten wieder schnell steigen, wenn die Corona-Mutationen in der Gesellschaft verbreitet sind.

Das zeigt auch das Beispiel Irland: Hier waren die Infektionszahlen im Dezember am niedrigsten in Europa – mit der Mutation stiegen die Zahlen rapide an.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Nachrichtenagentur Reuters
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