Insolventer Spielzeugriese Toys'R'Us macht alle US-Filialen dicht
Der Spielzeughändler Toys'R'Us schließt alle seine Filialen in den USA. Noch bleiben die Läden in Deutschland geöffnet – doch auch hier ist man nervös.
Der Spielzeugriese Toys'R'Us ringt ums Überleben. Die Konkurrenz von Amazon zwingt den Konzern zur Aufgabe. Sieben Jahrzehnte nach seiner Gründung schließt oder verkauft das insolvente Unternehmen sämtliche 735 Filialen in seiner amerikanischen Heimat. Konzernchef Dave Brandon sprach von einem traurigen Tag. Es fehle die finanzielle Unterstützung, um die Geschäfte fortzuführen.
Mit dem Aus sind rund 30.000 Arbeitsplätze in den USA bedroht. Doch auch die mehr als 2000 Mitarbeiter in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind nervös. Die US-Konzernzentrale erklärte, für diese Bereiche werde auch ein Verkauf in Erwägung gezogen. Bei Toys'R'Us in Köln hieß es, die Landesgesellschaften blieben bestehen, alle Filialen und Online-Shops blieben normal geöffnet.
"Dies ist ein zutiefst trauriger Tag für uns, aber auch für die Millionen von Kindern und Familien, an die wir in den letzten 70 Jahren Spielzeug verkauft haben", erklärte Brandon. Die für ihr Logo mit dem spiegelverkehrten "R" bekannte Kette hat vor allem in den USA über Generationen hinweg Kultstatus erlangt.
Doch während sie mit ihrer schieren Größe nicht nur dort, sondern auch in anderen Ländern kleineren Rivalen hart zusetzte, wurde sie selbst Opfer neuer Konkurrenz: Der Siegeszug von Smartphones und Computern hat dazu geführt, dass Kinder und Jugendliche immer weniger Interesse an klassischen Spielen haben. Und diese kaufen viele Kunden auch nicht mehr in der Filiale im Einkaufszentrum, sondern im Online-Shop
Im Dezember gab es noch Boni-Zusagen für Manager
Schon im September hatte der damals mit mindestens fünf Milliarden Dollar verschuldete Konzern aus New Jersey Insolvenz angemeldet, begann ein Fünftel seiner heimischen Filialen zu schließen und wollte sich so aus der Klemme retten. Doch zuletzt enttäuschte selbst das Weihnachtsgeschäft, mit dem die Firma traditionell 40 Prozent ihres Jahresumsatzes macht. Dabei hatte sie sich sogar noch grünes Licht vom Insolvenzgericht für üppige Boni-Zusagen an Brandon und sein Team geben lassen, um die Manager zur Steigerung der Geschäftszahlen zu motivieren.
Doch Toys'R'Us setzte zuletzt auch der Preiskampf mit Amazon sowie mit Einzelhandelsriesen wie Walmart und Target zu. Analysten klagten, dass die Preise bei Toys'R'Us selbst im Räumungsverkauf noch über dem Standard der Konkurrenz lagen.
Mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten der Nachrichtenagentur Reuters, die Kreditgeber hätten einen klaren Plan für einen Umbau vermisst. Und: Die Gläubiger gehen davon aus, durch die Schließung und den Verkauf vorhandener Waren mehr Geld zu erlösen als durch eine Fortführung der Geschäfte. Toys'R'Us kämpfte mit Schulden, seit das Unternehmen 2005 in einem 6,6 Milliarden Dollar schweren Deal von Beteiligungsgesellschaften wie KKR und Bain Capital übernommen worden war.
Insgesamt hatte Toys'R'Us zuletzt noch knapp 1500 Märkte weltweit. Derzeit gibt es Gespräche mit Interessenten, bis zu 200 der am besten laufenden US-Geschäfte mit den kanadischen Filialen zusammenzuführen. In Großbritannien wurden zuletzt schon Geschäfte unter Zwangsverwaltung gestellt. Für die Filialen in Mitteleuropa, wozu Deutschland, Österreich und die Schweiz gehören, treibt der Konzern Umstrukturierungen und Verkäufe voran. Wie genau die Pläne aussehen, wurde in den USA zunächst nicht bekannt.
In Deutschland macht man sich Sorgen
In der Kölner Zentrale hieß es, für die internationalen Unternehmenseinheiten werde verstärkt nach Investoren gesucht. "Die Nachrichten aus den USA verstärken unsere Sorge, dass die Krise der Muttergesellschaft auch Folgen für die deutschen Standorte hat", sagte die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats von Toys'R'Us Deutschland, Daniela Rogge, der WirtschaftsWoche. Toys'R'Us betreibt 66 Filialen in Deutschland, 15 in Österreich und zehn in der Schweiz.
In Deutschland hat Toys'R'Us neben großen Spielzeugproduzenten wie Mattel und Hasbro auch Marken wie Lego, Playmobil, Ravensburger und Schleich im Sortiment. Damit dürften zusammen mit den Beschäftigten auch namhafte Spielzeughersteller um die Zukunft des vor rund 30 Jahren in Deutschland gestarteten Unternehmens zittern. Auf der deutschen Website herrschte zumindest noch am Donnerstag Optimismus: "2018 - In diesem Jahr geht die Erfolgsgeschichte weiter", hieß es dort in der Rubrik "Historie".
- Reuters