Nachfrage am Weltmarkt hoch Preisanstieg: Warum Vanille fast so teuer ist wie Silber
Vanille-Liebhaber müssen jetzt ganz stark sein: Der Weltmarktpreis steigt – und könnte das Gewürz schon bald zum teuersten auf dem Globus machen. Auf die Verbraucher in Europa könnten damit unangenehme Preissteigerungen zukommen. Werden Pudding, Eiscreme und Joghurt mit Vanille jetzt teurer?
Georges Geeraerts hat schlechte Nachrichten für Vanille-Fans. Obwohl die Ernte auf Madagaskar als größtem Vanille-Anbaugebiet der Welt noch in vollem Gange ist, zeichnet sich nach Ansicht des Chefs der dortigen Vanille-Exporteure bereits ab: "Die Preise werden noch höher liegen als im vergangenen Jahr." Dabei kennt der Vanille-Preis schon seit 2014 nur eine Richtung: steil nach oben.
Vanille nach Safran teuerstes Gewürz der Welt
Schon heute gehört es zu den teuersten Gewürzen der Welt – nur Safran erzielte bisher höhere Preise. Madagaskar, das vier Fünftel des Weltbedarfs deckt, bestimmt mit seiner Produktion die Preisentwicklung. Ein Sturm hatte dort im Frühjahr große Teile der Anbauflächen zerstört. Damit könnten auf Europas Verbraucher Kostensteigerungen zukommen, wenn die Händler ihre Mehrkosten an den Endkunden weitergeben.
Info: Vanille wird für Eiscreme, Pudding, Kuchen, Kekse, Joghurt oder Bonbons verwendet, aber auch für Seifen, Duftstoffe, Shampoos, Körperlotionen, Badezusätze oder Raumdüfte.
Vanilleschoten im Frühjahr so teuer wie Silber
Vor allem sogenannte Bourbon-Vanille, die ausschließlich aus den Anbaugebieten Madagaskar, La Réunion oder den Komoren stammen darf, wird selten und damit kostbar. Im Frühjahr 2017 lag der Preis für ein Kilogramm schwarzgebräunter Vanilleschoten bei 550 bis 600 US-Dollar. Das übertraf sogar den Preis für Silber, der derzeit bei unter 550 US-Dollar liegt. Noch vor fünf Jahren zahlten Händler nur 20 US-Dollar pro Kilo.
Vanillekilopreis bis zu 600 US-Dollar ist möglich
Rado Andrianantenaina, Produzent und Exporteur aus Antalaha im Nordosten Madagaskars geht davon aus, dass die Preise angesichts der knapper werdenden Menge an guter Ware nicht sinken werden: "Es dürfte wohl mehr oder weniger der gleiche Preis wie im Vorjahr sein, zwischen 400 und 600 US-Dollar pro Kilo." Und: "Das wird die Kunden aber nicht davon abhalten, Vanille zu kaufen."
Duft- und Aromenhersteller sieht keinen Engpass
Auch der im Vanille-Geschäft auf Madagaskar engagierte niedersächsische Duft- und Aromenhersteller Symrise geht kaum von sinkenden Preisen aus. Der Konzern aus Holzminden gehört zu den etwa zwei Dutzend Unternehmen, die Vanille von der Insel weiterverarbeiten. Engpässe bei der aktuellen Ernte sieht er nicht: "Für unsere Nachfrage sind Mengen in ausreichender Qualität verfügbar", sagt Symrise-Vorstand Heinrich Schaper.
Info: Die Vanille wird aus den fermentierten Kapselfrüchten verschiedener Arten der Orchideen-Gattung Vanilla gewonnen. Nach der Anpflanzung der Kletterorchideen dauert es im Idealfall rund vier Jahre, bis die ersten Vanilleschoten geerntet werden können.
Verbraucher wollen echte Vanille in den Produkten
Auch Schaper spricht von einer hohen Nachfrage: "Vor allem in den USA und Asien, aber auch Europa ist der Trend nach Authentizität, nach Natürlichkeit ungebrochen." Die Verbraucher wollen verstärkt wieder echte Vanille in den Produkten haben. Das hat den Markt in helle Aufregung versetzt. Das Ergebnis: Die Nachfrage steigt. Der Preis auch.
Vanilleanbau wird für andere Länder lukrativ
Damit kommen neue Anbieter auf den Plan – etwa in Indien oder im afrikanischen Uganda. Das sieht auch Geeraerts vom Verband der Vanille-Exporteure so: "Mit derartigen Preisen dürften auch andere Länder mit dem Vanille-Anbau beginnen, so dass ein Überangebot die Preise fallen lassen wird." Doch bis dahin dürfte es noch etwas dauern.