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MeinFernbus & Flixbus-Fusion setzt Deutsche Bahn unter Druck


MeinFernbus FlixBus
Angriff auf die Bahn mit doppelt so vielen Bussen

Von afp, reuters
Aktualisiert am 09.01.2015Lesedauer: 3 Min.
MeinFernbus und Flixbus - nun ein gemeinsames UnternehmenVergrößern des Bildes
MeinFernbus und Flixbus - nun ein gemeinsames Unternehmen (Quelle: dpa)

Das gerade fusionierte Fernbus-Unternehmen MeinFernbus FlixBus will bis zum Jahresende 1000 Busse auf den Straßen haben und der Bahn verstärkt Konkurrenz machen. Die bisherige Flotte von 560 Bussen solle bis Dezember nahezu verdoppelt werden, kündigte der Gründer von MeinFernbus, Torben Greve, an. Das neue Unternehmen solle "Europas innovativster und beliebtester Fernbus-Anbieter werden". Die Preise sollen trotz des Zusammenschlusses und des Wegfalls der härtesten Konkurrenten vorerst nicht steigen. Ein Branchenexperte erwartet indes doch steigende Preise.

Durch die Zusammenführung der Liniennetze der beiden deutschen Marktführer sei eine bessere Abstimmung möglich und damit eine dichtere Taktung, sagte Greve, der die Pläne des Unternehmens zusammen mit den vier anderen Geschäftsführern vorstellte. Auf Hauptlinien seien Abfahrten im Stundentakt, auf Nebenstrecken im Zweistundentakt geplant. Zwischen Berlin und Hamburg solle sogar alle 30 Minuten ein Bus verkehren, kündigte Greve an.

Künftig mehr Express- und Nachtfahrten

Heute gebe es 560 Busse auf 178 Linien mit 289 Zielen, sagte Greve. Geplant seien künftig mehr Expressfahrten, mehr Nachtlinien, mehr Direktverbindungen sowie neue Ziele in Touristenregionen. Zudem wolle das Unternehmen in die europäischen Nachbarländer expandieren und bald etwa auch Brüssel und Paris anfahren, sagte Greve.

Zudem würden Nachtbusse zwischen den größten Städten angeboten, nachdem die Deutsche Bahn diese Verbindungen zu großen Teilen eingestellt hatte. Bis Ende 2015 wolle das Unternehmen mit dann tausend Bussen 18 bis 20 Millionen Passagiere transportieren.

Fahrgäste sollen sich vorher kennenlernen

Geplant sei nach dem Vorbild von Bahn und Fluglinien ein Kundenbindungsprogramm, aber auch neue Initiativen wie "Social Seating", sagte Greve. Dabei sollen sich Passagiere bereits vor der Fahrt über soziale Netzwerke kennenlernen und können sich dann nebeneinander setzen. Wer etwa zum ersten Mal nach Paris reise, kann sich so Tipps von Mitreisenden mit gleichen Interessen holen. Der Internet-Zugang über WLAN gehört bereits jetzt zum Standard.

Obwohl die Gesellschafter nicht nur die Deutsche Bahn als Wettbewerber bezeichnen, sondern auch auf Fluglinien und das Auto verweisen, trifft die Fernbus-Konkurrenz vor allem den Staatskonzern. In diesem Jahr wird er Einbußen von mindestens 100 Millionen Euro haben, mittelfristig erwartet er Einnahmeverluste von bis zu 240 Millionen Euro. Wegen der Konkurrenz hatte die Bahn im Fernverkehr bereits auf Preiserhöhungen verzichtet. Die Busfahrten kosten meist nur einen Bruchteil der Bahn-Tickets, dauern jedoch auch meist länger.

Gemeinsame Farbe

Das aus der Fusion der beiden Marktführer entstandene Unternehmen heißt künftig MeinFernbus FlixBus. Bisher hatte MeinFernbus einen Marktanteil von 44 Prozent und FlixBus von 30 Prozent. Die gemeinsame Farbe der Busse solle grün sein, weil es zum Slogan "Fahr grün" passe, sagte Jochen Engert, Gründer von FlixBus. Die Geschäftsführer betonten, es sei schon jetzt eine Firma, doch blieben zunächst die beiden GmbHs mit ihren Standorten in Berlin und München und ihren Websites bestehen.

Der FlixBus-Gründer André Schwämmlein betonte, die Fusion sei kein Schritt zur Kosteneinsparung. Die bisherige Mitarbeiterzahl von 480 solle gehalten werden, wobei den Mitarbeitern im Zuge der nötigen Umstrukturierung der Wechsel der Standorte oder der Abteilungen ermöglicht werden solle, sagte Greve. Neu eingestiegen bei dem Unternehmen ist der US-Finanzinvestor General Atlantic, der nach den Gründern der beiden Firmen fortan der größte Gesellschafter ist.

Fernbus-Preise dürften steigen

Der Branchenexperte Christoph Gipp wertete die Fusion als positives Signal an die Kunden. Das neue Unternehmen habe ein geringeres Insolvenzrisiko, erklärte der Leiter des Bereichs Mobilität am Iges Institut. Überkapazitäten auf parallel bedienten Strecken könnten abgebaut und damit bessere Fahrpläne und ein größeres Streckennetz angeboten werden. Allerdings werde sich auch der Preiskampf abschwächen und damit würden wohl die Ticketpreise steigen, erklärte Gipp.

Laut der Iges-Marktbeobachtung kostet der Buskilometer derzeit rund zehn Cent. Ende vergangenen Jahres seien es noch 8,6 Cent gewesen. Das bisherige Tiefpreisniveau sei ohnehin nicht haltbar, doch werde der Fernbus weiter günstiger als Bahn oder Auto bleiben, erklärte Gipp. Wegen des hohen Wettbewerbs hatte Anfang November der Fernbus-Pionier DeinBus.de Insolvenz angemeldet. Zudem zog sich der ADAC aus der mit der Deutschen Post gegründeten Firma ADAC-Postbus zurück.

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