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Leben in Deutschland günstiger als bei den meisten Nachbarn


Lebenshaltungskosten
Leben in Deutschland günstiger als bei den meisten Nachbarn

Von afp, t-online, dpa
Aktualisiert am 20.06.2014Lesedauer: 3 Min.
Lebenshaltungskosten: In Deutschland liegt das Preisniveau nur knapp über dem EU-DurchschnittVergrößern des Bildes
Lebenshaltungskosten: In Deutschland liegt das Preisniveau nur knapp über dem EU-Durchschnitt (Quelle: dpa-bilder)

Verbraucher in Deutschland bekommen für ihr Geld mehr als die Menschen in den meisten Nachbarländern. Waren und Dienstleistungen für den privaten Konsum - vom Brot bis zum Friseurbesuch - liegen in Deutschland nur 1,5 Prozent über dem Durchschnitt der 28 EU-Mitgliedsstaaten. Lediglich in Polen und Tschechien sind die Lebenshaltungskosten niedriger, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden berichtet.

In Polen liegt das Niveau dagegen um 43,5 Prozent darunter, in Tschechien um 29,4 Prozent. Vor allem Skandinavien ist teuer: In Dänemark liegen die Lebenshaltungskosten um fast 40 Prozent über dem EU-Durchschnitt, in Schweden um knapp 30 und in Finnland um 23,5 Prozent. "Das hohe Preisniveau in Dänemark erklärt sich sehr stark mit den Steuern: Dort werden die Sozialversicherungssysteme über Steuern gefüllt", sagt Kater.

Das billigste EU-Land ist Bulgarien: Dort müssen die Verbraucher für den Kauf eines repräsentativen Warenkorbs nicht einmal halb so viel bezahlen wie im EU-Schnitt (minus 51,6 Prozent). Auch Rumänien und Polen (jeweils minus 43 Prozent) sind sehr günstig.

Bei den europäischen Ländern, die nicht der EU angehören, mussten die Verbraucher in der Schweiz und in Norwegen beim Einkaufen besonders tief in die Tasche greifen: In der Schweiz lag das Preisniveau 55,9 Prozent über dem EU-Durchschnitt, in Norwegen 54,9 Prozent darüber. "Länder mit einer eigenen Währung wie die Schweiz oder Norwegen haben in der Vergangenheit stark aufgewertet, weil Kapital in diese Länder floss", sagt Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Aber auch Österreich, Frankreich, Luxemburg, die Niederlande oder Belgien sind für Verbraucher teurer als Deutschland.

Osteuropäische Länder ziehen Schnitt nach unten

Insgesamt ziehen die Länder im Osten Europas den Schnitt weit nach unten. Auch in südlichen Ländern wie Portugal (minus 14), Griechenland (minus elf) oder Spanien (minus fünf) ist das Leben billiger als im EU-Schnitt. Noch günstiger lässt es sich in der Türkei (minus 36) leben. Davon profitieren auch Urlauber, die im Süden günstiger übernachten, essen, trinken oder Kleidung kaufen können als in der Heimat.

Für Italien gilt das nicht: Dort ist das Leben nach den Zahlen teurer als in der EU und auch als in Deutschland. Gerade Hotels und Restaurants, aber auch Nahrungsmittel und Getränke kosten in Italien mehr als in der Bundesrepublik.

Unterschied bei Alkohol und Tabak besonders groß

Besonders groß sind in Europa die Preisunterschiede bei alkoholischen Getränken und Tabakwaren. Die Spanne der Preisniveaus reicht von 59 Prozent des EU-Durchschnitts in Bulgarien bis 178 Prozent in Irland. "Diese große Spanne ist hauptsächlich auf Unterschiede bei der Besteuerung dieser Produkte in den Mitgliedstaaten zurückzuführen", betonen Statistiker von Eurostat in Luxemburg.

Hingegen sind die Preisunterschiede bei Unterhaltungselektronik vergleichsweise gering: Für Fernsehgeräte, Laptops oder DVD-Player bezahlen Verbraucher in Polen 86 Prozent des EU-Durchschnitts, in Dänemark, Zypern und Malta jeweils 113 Prozent.

In Deutschland sind Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke im EU-Vergleich relativ teuer: Sie kosten acht Prozent mehr als im Schnitt. Für Bekleidung müssen Verbraucher zwei Prozent mehr ausgeben als in der EU insgesamt. Hingegen kosten Autos (minus zwei), Unterhaltungselektronik (minus sechs) sowie Alkohol und Tabak (minus zehn) deutlich weniger als im Schnitt der 28 EU-Länder.

Lohnentwicklung in Deutschland langsamer

Einen wesentlichen Grund für das vergleichsweise niedrige Preisniveau in Deutschland sieht Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), in der Lohnentwicklung der vergangenen Jahre: "60 Prozent der Deutschen haben heute geringere Realeinkommen als zur Jahrtausendwende." In anderen Ländern stiegen die Löhne deutlich schneller.

Allerdings dürfte sich die relativ günstige Situation in Deutschland in den kommenden Jahren wieder langsam verschlechtern, glaubt Kater: "Weil die Löhne hier stärker steigen als in anderen Ländern wird auch die Inflation über die nächsten Jahre hinweg höher sein als im EU-Schnitt." Zumal die Unternehmen angesichts der starken deutschen Konjunktur auch wieder Preiserhöhungen durchsetzen können.

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