Vonovia Übernahme der Deutschen Wohnen steht vor dem Aus
Vonovia droht ein zweites Mal zu scheitern: Die Übernahme der Deutschen Wohnen platzt wohl erneut. Zum Fristende boten nur 47,6 Prozent der Investoren ihre Aktien an.
Der Kauf des Berliner Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen durch den Konkurrenten Vonovia steht vor dem Aus. Zu wenige Deutsche-Wohnen-Aktionäre hätten das Übernahmeangebot angenommen, teilte Vonovia am Freitag mit. Für Vonovia-Chef Rolf Buch ist es ein erneuter Rückschlag. Schon vor fünf Jahren hatte er vergeblich versucht, den Branchenzweiten zu übernehmen.
Vonovia mit Sitz in Bochum wollte mit der Übernahme Europas größten Immobilienkonzern mit rund 550 000 Wohnungen schmieden. Vorstand und Aufsichtsrat der Deutsche Wohnen hatten ihren Aktionärinnen und Aktionären empfohlen, das Übernahmeangebot anzunehmen. Die notwendigen Investitionen in bezahlbares Wohnen, Klimaschutz und Neubau ließen sich nach einem Zusammenschluss gemeinsam besser schultern.
Vonovia: "Werden alle Optionen prüfen"
Vonovia wurden nach eigenen Angaben bis kurz vor dem Ende der Nachbuchungsfrist am Freitag um 18 Uhr rund 47,6 Prozent der Aktien der Deutsche Wohnen angedient. Nötig für eine Übernahme sind 50 Prozent. "Wir werden die möglichen Optionen, wie zum Beispiel einen Verkauf der derzeit von Vonovia gehaltenen Aktien an der Deutsche Wohnen, ein erneutes öffentliches Angebot oder den Erwerb weiterer Aktien nun sorgfältig prüfen", sagte Buch laut Mitteilung.
Brancheninsider hatten schon zuvor berichtet, dass es knapp werden könnte. Die Annahmefrist für die Deutsche-Wohnen-Aktionäre war in der Nacht zum Donnerstag abgelaufen. Doch bis alles Rückmeldungen von Investoren vorliegen, könne es bis Montag dauern, so eine Vonovia-Sprecherin.
ETFs müssen auf klare Verhältnisse warten
Mehrere Investmentbanken hatten zuletzt große Aktienpakete an Deutsche Wohnen gemeldet; sie halten diese oft treuhänderisch für Hedgefonds. Die Fonds seien sich womöglich zu sicher gewesen, dass Vonovia auch ohne ihre Aktien auf die geforderten 50 Prozent kommen würde, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Aus der Deckung gewagt hatte sich nur der aktivistische Investor Elliott, der im Juni eine Beteiligung von drei Prozent gemeldet hatte.
Ein zusätzliches Problem bei Übernahmen: Indexfonds (ETFs) dürfen ihre Anteile erst dann abgeben, wenn feststeht, dass die Fusion perfekt ist und das Unternehmen letztlich aus dem Index ausscheidet, den sie abbilden. Mit ihren Papieren kann ein Bieter daher erst im zweiten Anlauf rechnen.
Das mögliche Scheitern der Übernahme belastet die Aktien der Deutsche Wohnen stark. Sie sind am Freitag der bisher größte Dax-Verlierer, um knapp 2 Prozent ist der Kurs nach der Meldung gefallen. Zwischenzeitig rutsche der Aktienwert unter 50 Euro. Die Papiere der Vonovia gaben um 0,7 Prozent nach.
- Nachrichtenagentur Reuters und dpa