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Zum journalistischen Leitbild von t-online.60-Meter-Rotor abgerissen Mega-Windrad E-126 hat für Schrecken gesorgt
Sie ist fast 200 Meter hoch, ihre zweigeteilten Rotorblätter messen knapp 60 Meter: Die Enercon E-126 des Auricher Herstellers Enercon ist mit einer Leistung von rund 7,6 Megawatt (MW) derzeit die stärkste Windkraftanlage weltweit und der "Mercedes der S-Klasse", wie die "Rhein Zeitung" (RZ) schreibt. Doch das Vorzeigestück der Windkrafttechnik hat kürzlich im Windpark Schneebergerhof in Gerbach in der Pfalz für Schrecken gesorgt: Ein Rotorblatt riss ab, der tonnenschwere Flügel flog laut der "RZ" 20 bis 30 Meter weit. Der Vorfall, dessen Ursache noch ungeklärt ist, wirft die Frage auf: Droht ein ähnlicher Unfall auch bei anderen Rädern dieses Typs?
Solche Bedenken sind nicht unbegründet - zumal der Grund des Desasters offen ist und es zu der betreffenden Zeit nicht einmal einen Sturm gab. Die defekte E-126, die im November 2010 ans Netz ging, steht der Nachrichtenagentur dpa zufolge mit vier weiteren Windrädern und einer Photovoltaik-Anlage in dem Windpark Schneebergerhof.
50 weitere E-126 bundesweit
Wie die Agentur meldete, sind laut dem Energieunternehmen Juwi, das die Anlage betreibt, bundesweit rund 50 weitere Windräder des Typs E-126 in Betrieb. Die vor allem in Norddeutschland stehenden Giganten seien "bislang alle störungsfrei gelaufen".
Im Windpark Estinnes in der Wallonie in Belgien gingen im Juni 2011 elf E-126 an den Start. Laut Enercon liegt deren prognostizierter Jahres-Energieertrag bei 187 Gigawattstunden (GWh). Der Park könne rund 50.000 Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgen, so das Unternehmen.
Milliarden-Umsatz mit Riesen-Windrädern
Für Juwi ein einträgliches Geschäft: Die in Wörrstadt ansässige Gruppe macht mit ihren Windkraftriesen nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von rund einer Milliarde Euro. Der Stückpreis einer E-126 soll bei elf Millionen Euro liegen.
Auch der Windpark Ellern im Hunsrück verfügt über fünf solcher Räder. "Die Frage lautet: Betrifft uns der Vorfall in Gerbach? Und was ist zu tun?", sagte Christian Keimer, Kreisverwaltungsdirektor des Rhein-Hunsrück-Kreises, der Zeitung.
Unglücksanlage nicht baugleich mit anderen des Typs
Keimer und der Juwi-Sprecher Michael Löhr betonten im Gespräch mit dem Blatt aber zugleich, dass die Anlage am Schneebergerhof Prototyp-Charakter habe und nicht baugleich mit den Windrädern in Ellern sei.
Große Gefahr, dass Menschen bei einem solchen Rotor-Abbruch zu Schaden kommen könnten, besteht offenbar weniger. Die nächste Kreisstraße liege 300 bis 400 Meter vom Standort des Unglücks-Windrades entfernt, meldete die "RZ".
Suche nach den Ursachen
Techniker von Enercon prüfen nach den Angaben derzeit die Betriebssicherheit der Anlagen, nehmen Material und Schwingungsverhalten unter die Lupe. Bis zum Montag sollen die Kontrollen beendet sein, heißt es in dem Bericht.
Bis ein Ergebnis vorliegt, dürfte es allerdings noch etwas dauern. "Die Untersuchungen werden Zeit brauchen", erklärte Juwi nach dem Vorfall in der Pfalz.