Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wieder mehr Zinsen Das sind die Vor- und Nachteile eines Festgeldkontos
Festgeld klingt altmodisch, kann aber ein wichtiger Baustein Ihrer Geldanlage sein. Was für Zinsen Sie erwarten können und für wen Festgeld taugt.
Für Sparer sah es lange düster aus: Wer sein Geld möglichst sicher anlegen wollte, muss in der Vergangenheit mickrige bis gar keine Zinsen in Kauf nehmen.
Seit die Europäische Zentralbank die Leitzinsen erhöht hat (mehr dazu hier), sieht das zwar wieder anders aus – angesichts der hohen Inflation verliert Ihr Geld aber dennoch an Kaufkraft. Umso wichtiger ist es, das beste Angebot für sich zu finden.
Am ertragreichsten unter den sicheren Anlagearten ist dabei das Festgeld. Allerdings müssen Sie dafür an anderer Stelle Abstriche machen. Wir erklären, ob Festgeld zu Ihnen passt, was das überhaupt ist und zeigen Ihnen die Vor- und Nachteile dieser klassischen Geldanlage.
Was ist Festgeld?
Mit Festgeld legen Sie Ihr Geld über einen fest vereinbarten Zeitraum und zu einem vorab festgelegten Zins an. Das heißt, Sie kommen vor Ablauf der Laufzeit nicht an Ihr Geld heran.
Dafür kassieren Sie aber in der Regel auch höhere Zinsen als für Tagesgeld und Sie können sicher sein, dass der Zinssatz nicht schwankt. Man nennt Festgeld auch Termingeld oder Termineinlage, weil Sie Ihr Geld bis zu einem bestimmten Datum anlegen.
Im Gegensatz zu Sparbriefen, bei denen ebenfalls eine Laufzeit festgelegt ist, können Sie Festgeld zu deutlich kürzeren Laufzeiten anlegen (siehe auch nächster Abschnitt). Das Geld aus einem Sparbrief wird Ihnen allerdings nach Ablauf der vereinbarten Zeit automatisch gutgeschrieben und der Sparbrief aufgelöst, ein Festgeldkonto müssen Sie hingegen fristgerecht kündigen. Mehr zu Sparbriefen lesen Sie hier.
Welche Laufzeiten sind möglich?
Festgeld können Sie für unterschiedlich lange Zeiträume anlegen. Es gibt Angebote ab einem Monat, aber auch bis zu mehreren Jahren. Experten empfehlen allerdings, Laufzeiten von 36 Monaten nicht zu überschreiten, weil sich kaum absehen lässt, wie sich die Zinserträge entwickeln – und es wäre schließlich ärgerlich, wenn Sie noch Jahre an einen Zinssatz gebunden sind, während das Zinsniveau eigentlich schon wieder gestiegen ist.
Zudem gilt zwar, dass mit der Höhe der Anlagedauer auch die Höhe der gewährten Festgeldzinsen steigt, ab etwa vier Jahren erhöhen sie sich aber bei vielen Banken nicht mehr. Lesen Sie hier, bei welchen Banken es aktuell die höchsten Festgeldzinsen gibt.
Bei noch längeren Laufzeiten von zehn oder 15 Jahren lohnt sogar ein Blick auf den Aktienmarkt. Sparpläne auf sogenannte Indexfonds, inzwischen besser bekannt unter der Abkürzung ETF, bringen dann in der Regel höhere Erträge.
- Beliebte Geldanlage: Wie viel Rendite werfen ETFs ab?
- ETF-Sparplan: So sorgen Sie ganz leicht fürs Alter vor
Wollen Sie in Festgeld anlegen, empfehlen Experten, das Geld aufzuteilen: einen Teil in ein zweijähriges Festgeldkonto, den anderen Teil ein Jahr später in ein anderes zweijähriges Festgeldkonto. So wird jedes Jahr eine der beiden Anlagen fällig und Sie können das Geld erneut anlegen.
Achtung: Wenn Sie Ihr Festgeld nicht vor Ende der Laufzeit kündigen, verlängern viele Anbieter die Geldanlage für den gleichen Anlagezeitraum. Diese automatische Wiederanlage nennt sich Prolongation ("Verlängerung"). Sie erhalten dann den aktuellen Zinssatz, den der Anbieter gerade gewährt. Dieser kann höher, aber auch niedriger sein als der ursprünglich vereinbarte Festgeldzins.
Wie lege ich Festgeld an?
Um Festgeld anzulegen, benötigen Sie ein Festgeldkonto. Die besten Konditionen gibt es meist bei Direktbanken – Sie können das Anlagekonto also nicht in einer Filiale eröffnen. Stattdessen kommt bei Direktbanken entweder das sogenannte Postident-Verfahren zum Einsatz, das Videoident- oder E-Ident-Verfahren.
Alle drei Verfahren dienen dazu, Ihre Identität zu bestätigen. Beim klassischen Postident-Verfahren drucken Sie den Antrag für die Kontoeröffnung aus und gehen damit in die nächste Postfiliale. Dort zeigen Sie einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter Ihren Personalausweis oder Reisepass. Der oder die Postangestellte schickt Ihre unterschriebenen Unterlagen dann weiter zur Bank.
Beim Videoident-Verfahren sparen Sie sich den Weg zur Post und weisen sich stattdessen im Videochat aus. Für die E-Ident-Verfahren benötigen Sie ein Smartphone mit NFC-Funktion und einen Personalausweis mit PIN. Über die NFC-Funktion ist es möglich, Daten über kurze Strecken auszutauschen. E-Ident- und Videoident-Verfahren bieten allerdings noch nicht alle Banken an.
Für ein Anlagekonto ohne Zahlungsfunktion, wie es bei Festgeld der Fall ist, benötigen Sie zusätzlich ein sogenanntes Referenzkonto. Das ist meist ein normales Girokonto. Manche Anbieter verkaufen Anlagekonto und Referenzkonto bereits als Paket, oft müssen Sie das Referenzkonto aber separat eröffnen.
Auf Vergleichsportalen wie Verivox und Check24 können Sie die aktuell besten Festgeldangebote einsehen. Statt ein Konto direkt bei einer Bank zu eröffnen, können Sie alternativ auch Vermittlungsportale wie Weltsparen nutzen, die anteilig an vermittelten Spareinlagen verdienen. Diese Provisionen bezahlen nicht Sie als Kunde, sondern die entsprechende Partnerbank.
Lohnt sich Festgeld?
Generell ist es immer ratsam, einen Teil seines Vermögens sicher anzulegen. Hohe Zinserträge sind dann nicht das entscheidende Auswahlkriterium – auch wenn diese bei Festgeld in der Regel höher sind als bei der ebenfalls sicheren Anlage Tagesgeld. Lesen Sie dazu auch unseren Ratgeber zur Vermögensaufteilung.
Ob Festgeld etwas für Sie ist, hängt davon ab, wie flexibel Sie auf Ihr Geld zugreifen möchten. Die höheren Erträge bezahlen Sie bei Festgeld mit geringerer Verfügbarkeit.
Tipp: Legen Sie Festgeld zu verschiedenen Laufzeiten an. Dafür teilen Sie den Betrag auf, den Sie zur Seite legen wollen, und schließen gestaffelte Festgeldverträge ab – also zum Beispiel einen Vertrag, der nach einem Jahr ausläuft, einen zweiten für zwei und einen dritten für drei Jahre. So können Sie jedes Jahr auf einen Teil Ihres Geldes zugreifen, wenn Sie wollen. Oder Sie legen ihn erneut an. Dieses Vorgehen nennt sich Zinstreppe.
Generell lohnt es sich, regelmäßig zu kontrollieren, ob die Festgeldzinsen Ihrer Bank noch zu den besten am Markt gehören. Ist das nicht der Fall, sollten Sie wechseln – sofern das Ende der Laufzeit naht. Einen guten Vergleich verschiedener Festgeldkonten bieten zum Beispiel die Stiftung Warentest oder auch Portale wie Verivox oder Check24.
Was sind Vor- und Nachteile?
Der größte Vorteil von Festgeld besteht darin, dass es sich um eine absolut sichere Form der Geldanlage handelt. Beträge bis zu 100.000 Euro je Kunde sind in allen EU-Ländern gesetzlich abgesichert. Im Falle einer Bankenpleite ist Ihr Geld also nicht verloren. Das nennt sich Einlagensicherung. Mehr dazu lesen Sie hier.
Ein weiterer Vorteil von Festgeld ist der Zinssatz. Er ist von vornherein festgelegt und schwankt nicht. Festgeldzinsen sind dabei meist höher als Tagesgeldzinsen – und in jedem Fall höher als auf dem Sparbuch. Allerdings kann sich der fixe Zins auch in einen Nachteil verwandeln.
Denn falls das allgemeine Zinsniveau steigt, während Sie noch fest an Ihren vereinbarten Satz gebunden sind, fällt Ihr Ertrag vergleichsweise schmal aus. Sie kommen zudem nicht vor Ende der Laufzeit an das Geld heran. Legen Sie deshalb nie Ihr gesamtes Vermögen in Festgeld an, sondern behalten Sie immer einen Notgroschen für Unvorhergesehenes in der Hinterhand – zum Beispiel auf einem Tagesgeldkonto.
- Eigene Recherche
- BaFin
- Stiftung Warentest
- Finanztip