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Nvidia-Supermargen: An der Börse top, im Umsatz Flop?


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Börsenstar mit Supermargen
Wie lange geht das gut?

MeinungEin Gastbeitrag von Daniel Saurenz

18.07.2024Lesedauer: 3 Min.
Im Sommer 2024 ist der Chip- und Grafikkartenhersteller Nvidia das wertvollste Unternehmen an der Börse.Vergrößern des Bildes
Im Sommer 2024 ist der Chip- und Grafikkartenhersteller Nvidia das weltweit wertvollste Unternehmen an der Börse. (Quelle: IMAGO/Jonathan Raa/imago)

Der US-Konzern Nvidia taucht unter den 50 größten Firmen nach Umsatz weltweit nicht auf. In Sachen Börsenwert ist er aber die Nummer eins. Wie lange geht das gut?

Es ist schon kurios. Da machen Firmen wie Walmart, Amazon, Apple oder sogar Volkswagen Umsätze in der Größenordnung von mehreren Milliarden Dollar pro Jahr und gehören nach dieser Maßzahl zu den 20 größten Firmen weltweit. Beim Börsenwert aber –der sich errechnet aus der Anzahl der frei handelbaren Aktien multipliziert mit dem aktuellen Aktienkurs – findet man VW weltweit nicht einmal unter den Top 50.

"Deutschland kann schon froh sein, dass mit SAP auf Platz 48 im Börsenwert-Ranking wenigstens ein deutscher Konzern auftaucht, knapp vor Novartis, Roche und Pepsi", rechnet der Broker RoboMarkets in einer Erhebung aus. Natürlich ist SAP damit auch der wertvollste börsennotierte Konzern in Deutschland.

Der Chiphersteller Nvidia wiederum ist – mit 3,4 Billionen US-Dollar bewertet – das wertvollste börsenorientierten Unternehmen der Welt, liefert aber "nur" rund 100 Milliarden Umsatz, so die Auswertung von RoboMarkets. Wie kann das sein?

Ohne Nvidia keine KI-Systeme

Der Clou bei Nvidia ist die alles überragende Marge von mehr als 50 Prozent. Die kann der Konzern nehmen, weil viele große Firmen, darunter Microsoft, Amazon und Meta, auf die Nvidia-Technologie angewiesen sind. Ohne die Grafikprozessoren von Nvidia etwa wäre der Aufbau großer KI-Systeme undenkbar.

Die Schweizer Großbank UBS – in Person ihr Analyst Timothy Arcuri – hat etwa die Vermutung, dass 19 Prozent des Umsatzes von Nvidia im Geschäftsjahr 2024 von Microsoft stammten. Die Einkäufer brauchen die Technologie von Nvidia. Und dürften im Stillen wenig begeistert sein.

Für sie bleibt nur zu hoffen, dass bald Konkurrenten auf den Markt treten, die ähnliche Produkte ins Schaufenster stellen und die gigantische Marge unmöglich machen.

Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen.
Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen. (Quelle: Goldlicht Fotografie)

Zur Person

Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.

Alle Gastbeiträge von Daniel Saurenz lesen Sie hier.

Man muss die Geschichte von Nvidia in Zahlen vor Augen haben. Noch vor wenigen Jahren war der heutige Börsenwert-Champion nur Tech-Enthusiasten ein Begriff. "Wer vor zehn Jahren 1.000 Euro in die Aktie investierte, freut sich heute über 360.000 Euro", so die Experten vom Lynx-Broker in einer Berechnung.

Kein Vergleich zu Cisco

Nvidia wird daher gerne mit dem Aufsteiger Cisco um die Jahrtausendwende verglichen. Anders als der Hersteller von Netzwerkprodukten erwirtschaftet Nvidia aber bereits heute hohe Gewinne, die in Zukunft weiter steigen sollen. Entsprechend moderat fallen klassische Bewertungskennzahlen aus.

Die Datenbank der Börse München spuckt aus, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Sicht der nächsten zwölf Monate mit rund 40 daherkommt. Die Kennzahl soll Aufschluss darüber geben, ob die Aktie eines Unternehmens gemessen am (erwarteten) Geschäft angemessen oder bereits zu teuer gehandelt wird.

Ein KGV von 40 im Technologieumfeld ist nicht wenig, eine krasse Übertreibung sieht aber anders aus. Natürlich ist die Frage entscheidend, ob Nvidia die eingepreisten Gewinnsteigerungen am Ende tatsächlich liefern wird.

Die Abhängigkeit der Konkurrenz

Gerade die größten Nachfrager wie Microsoft und Amazon werden versuchen, ihre Abhängigkeit von Nvidia so schnell wie möglich zu reduzieren. Wer jetzt viel Geld für KI-Chips ausgibt, hofft darauf, dass sich die Investitionen möglichst schnell auszahlen.

Umgekehrt wird die Nachfrage nur dann hoch bleiben, wenn die Unternehmen tatsächlich von KI profitieren. Im Moment profitiert Nvidia noch stark vom Hardware-Hype um die Chips, aber der nächste Schritt ist mindestens genauso wichtig. Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen.

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Nvidia investiert nicht nur viel Geld in die Forschung, sondern beteiligt sich auch verstärkt an Start-ups, um die neuesten Trends frühzeitig zu erkennen. Nur wenn es Nvidia gelingt, sein schon vorhandenes Ökosystem mit Chips, Netzwerkkomponenten und Software weiter auszubauen und sich ähnlich wie Apple zu einer Software-Plattform zu wandeln, dürfte die Aktie auch in Zukunft ganz oben im Ranking der wertvollsten Konzerne mitspielen und nicht wie Cisco in den Keller stürzen. Die Fallhöhe ist nämlich nicht unerheblich.

Ein Blick auf die Kurse genügt und könnte für jeden wertvoll sein. Denn der Nvidia-Kurs lag noch im November 2023 bei 40 Dollar. Gegenwärtig werden rund 130 Dollar aufgerufen. Es wäre nicht unmöglich, dass Nvidia die Hälfte der rasanten Bewegung korrigiert. Das wäre dann ein Kurslevel von 85 Dollar. Dies würde allzu gierigen Anlegern, die auf dem Kurshoch einsteigen, dann doch schon wehtun. Wer aber schon langfristig engagiert ist, kann entspannt bleiben oder dann sogar aufstocken.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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