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Lebensversicherung: Warum sie nicht sinnvoll ist – das ist die Alternative


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No risk, no fun
Die Lebensversicherung als deutscher Fetisch

MeinungEin Gastbeitrag von Daniel Saurenz

Aktualisiert am 27.08.2023Lesedauer: 3 Min.
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Die Lebensversicherung als Vorsorgeschutz: Wenn die Zinsen steigen, profitieren dann auch Kunden von Lebensversicherungen? (Quelle: Jonas Walzberg/dpa/dpa)
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In keinem anderen Land weltweit werden derart viele Lebensversicherungen verkauft wie in Deutschland. Bitte gehen Sie andere Wege.

Das Wort allein schon beschreibt ein urdeutsches Problem. Die Lebensversicherung suggeriert, man könne auf irgendeine Art und Weise sein Leben versichern. Das Leben ist aber Freude und Enttäuschung, Überraschung und Emotion und vor allem lebensgefährlich und unberechenbar. Amerikaner wissen das und bewegen sich finanziell deshalb mit Vorliebe am Aktienmarkt.

Aktien sind anders als festverzinsliche Anlagen sogenannte Risiko-Assets. Man kann theoretisch 100 Prozent seines Einsatzes verlieren, aber eben auch Tausende und Abertausende Prozent an Rendite herausholen. Fragen Sie mal nach bei vor allem US-amerikanischen Anlegern, die seit Jahrzehnten Aktien von Apple, Starbucks, Monster Energy oder Google ihr Eigen nennen.

Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen.
Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen. (Quelle: Goldlicht Fotografie)

Zur Person

Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.

Alle Gastbeiträge von Daniel Saurenz lesen Sie hier.

Ohne Risiko keine Chance

In Deutschland dagegen hat mehr als jeder vierte Einwohner eine Kapitallebensversicherung. Meist wird sie einem irgendwann im Alter zwischen 20 und 30 Jahren aufgeschwatzt, da man finanziell unerfahren ist und natürlich Risiken minimieren möchte. Vor allem, wenn eine Familie geplant ist, soll eine Sicherheit her.

Das Investment in Indexpapiere oder einen selbst gebauten Aktienkorb wäre in den allermeisten Fällen wohl besser, aber Allianz und Co. verdienen nun einmal prächtig am Versicherungsverkauf und darüber hinaus wollen auch die zahlreichen Berater bezahlt werden.

Aktien sind eben riskant

Als Antwort von Menschen, die Aktien kritisch gegenüberstehen, erhält man dagegen häufig, dass man sich mit Aktien eben nicht auskenne. Gut, ich kenne mich auch mit dem Bausatz eines iPhones unzureichend aus und bei meinem Audi A6 fällt es mir schwer, die Einfüllstutzen für Waschwasser und Kühlflüssigkeit sofort zu unterscheiden. Trotzdem kaufe ich beide Produkte mit recht groben Informationen und bin zufrieden.

Am Aktienmarkt ist die Informationslage weit besser. "Ein breit gestreuter Aktienkorb bringt gut sieben Prozent Rendite pro Jahr – nachweislich im Schnitt und das seit etlichen Jahrzehnten", rechnet Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets vor. Wie einfach ist also die Aktienanlage im Vergleich zum Autokauf oder Smartphone-Erwerb.

Ein einziges Auto kann sich als Montagsauto entpuppen, ein Handy gestohlen werden oder im See versinken. Am Aktienmarkt sorgen die Streuung und die lange Investmentdauer für extrem kalkulierbaren Ertrag.

Wo bleibt die Rendite?

Kurioserweise wird Ihr Lebensversicherer mit genau diesem berechenbaren Ertrag arbeiten, bloß dass ein großer Teil der sieben Prozent Rendite bei ihm bleiben und nur ein kleiner Rest final bei Ihnen landen wird. Dazu passt auch die Erfahrung einer meiner besten Freunde, der als angehender Arzt an der Uni Mainz von den obligatorisch umherstreunenden Beratern der MLP Finanzberatung abgegriffen wurde.

Diese verkauften ihm Anfang der 2000er ein Kombiprodukt aus Versicherung und Aktienanlage. Die Rendite bisher – null Komma null. Als ich ihm 2022 im Herbst zum gefühlt zehnten Mal in 20 Jahren riet, den erneuten Rücksetzer am Aktienmarkt doch für einen Einstieg zu nutzen, wurde er endlich wach. Die positiven Rückmeldungen zu seinen Indexpapieren auf Nasdaq und MDax lassen mich seither lächelnd zurück.

Risiken gehören dazu

So bleibt das Credo momentan aber das gleiche wie 2022. Es gibt gegenwärtig erneut sehr gute Gründe, keine Aktien zu kaufen und in der Tat bräuchten die Aktienmärkte noch eine kleinere Korrektur. Risiken sind vorhanden. Aber sind Risiken nicht immer vorhanden? Welches Risiko hätten Sie gern? Rezession wird flankiert von Energiekrisen, Angebotsproblemen, Zinssorgen und nicht zu vergessen politischen Unsicherheiten sowie Konsumentendepression.

Aber Gegenfrage: Gab es im März 2009 einen Grund, Aktien zu kaufen? Oder Ende 2008? Damals befanden sich die Aktienmärkte im Würgegriff der Lehman-Pleite, mussten Merkel und Steinbrück die Spareinlagen psychologisch elegant garantieren. Wer damals Aktien kaufte, musste verrückt sein.

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Für wen geeignet?Mittel- bis Langfristanleger
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Risikoklasse: Mittel
Laufende Gebühren: 0,5 Prozent, sparplanfähig

Chance-Risiko beachten

"Risikobewusste Anleger, wohlgemerkt keine Hasardeure oder Zocker, sehen immer das Chance-Risiko-Verhältnis am Aktienmarkt", findet Stefan Riße vom Fondshaus Acatis. Diese Anleger werden in den kommenden Wochen und Monaten merken, dass man für sein Risiko auch eine schöne Chance erhält. Somit sollte man seine Absicherungen vom Jahresbeginn jetzt langsam verabschieden und in die Angst der anderen hinein langsam und Stück für Stück zukaufen.

"Keine Risiken und günstige Kurse als Mix wird es an der Börse nie geben", meint RoboMarkets-Analyst Molnar. Wenn keiner Risiken sehen will, sind die Kurse oben und Aktien teuer. Das wird immer so sein. Und wie Sie wissen – das Leben ist ohnehin lebensgefährlich und sicher ist nichts außer … na, Sie wissen schon.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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