Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Jetzt zuschlagen An der Börse gibt es gerade Sonderangebote
Der Kursrutsch an der Börse hat in vielen Depots tiefe Krater hinterlassen. Auch die Gewinne vieler Sparpläne sind deutlich geschrumpft. Ein Grund, die Reißleine zu ziehen, ist das aber nicht.
Haben Sie sich in den vergangenen Tagen oder Wochen die Entwicklung Ihrer Fonds- und ETF-Sparpläne angeschaut? Wenn nicht, dann lassen Sie es auch besser. Falls doch, dann kommt jetzt ein wenig Balsam für Ihre geschundene Anlegerseele.
Es ist ja leider, wie es ist: An den Aktienmärkten geht es nicht immer nur aufwärts. Schlechte und sehr schlechte Phasen gehören zum Börsianerleben leider dazu. Es gilt, durchzuhalten. Auch wenn das sehr schwerfällt, wenn der Depotwert sinkt und sinkt. Doch bleiben Sie tapfer! Alles wird gut.
Zugegeben: Das erste Halbjahr war das schlechteste der vergangenen Jahrzehnte. Alle Börsenindizes sind abgestürzt, es gab so gut wie keine Gewinner. Auch wenn es einige Aktien weniger stark erwischt hat als andere, ging es grundsätzlich abwärts.
Die Börsenexpertin
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Zuletzt ist ihr jüngstes Buch "Warum wirklich jeder entspannt reich werden kann" erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
Das galt auch für fast alle Fonds und vor allem börsengehandelte Indexfonds (ETFs), die ja auf Gedeih und Verderben am Index hängen. Außer mit Rohstoffaktien – und den entsprechenden Fonds und ETFs – waren an der Börse keine großen Gewinne zu machen. Im Gegenteil. Das zeigt auch ein Blick in die Statistik des Fondsverbandes BVI.
Aktien waren im ersten Halbjahr keine gute Anlage. So ehrlich muss man sein. Anleihen waren es allerdings auch nicht. Inflation, Zinswende, Ukraine-Krieg, Russland-Krise, Corona-Nachwehen – das war ein Mix, der unseren Fonds- und ETF-Sparplänen nicht gut bekommen ist. Je geringer die Spardauer, desto übler hat es sie erwischt.
Sparplanrenditen unter Druck
Wenn Sie seit zehn Jahren Monat für Monat 100 Euro in einen Aktienfonds oder ETF gespart hätten, der in europäische Aktien investiert, dann wären aus den eingezahlten 12.000 Euro gerade mal 14.216 Euro geworden. Eine magere Rendite von durchschnittlich 3,3 Prozent pro Jahr wäre das.
Gut, mit Spareinlagen oder sicheren Anleihen hätten Sie noch schlechter abgeschnitten. Aber von den historischen Aktienrenditen sind Sie weit entfernt, die liegen bei sechs bis acht Prozent. Und genau da lagen sie auch, wenn wir uns die Sparplanstatistik des BVI nicht mit Stichtag 30. Juni 2022 anschauen, sondern mit Stichtag 31. Dezember 2021. Damals hätte Ihre Rendite bei gleicher Spardauer und Sparrate bei 7,8 Prozent gelegen. Aus Ihren eingezahlten 12.000 Euro wären 17.988 Euro geworden.
Global investierende Fonds schnitten besser ab
Etwas besser durch die jüngste Krise kamen global investierende Fonds und ETFs. Das verwundert kaum, denn Europa ist von der Ukraine-Krise stärker betroffen als andere Regionen der Welt. Aber auch hier schnurrte die durchschnittliche jährliche Rendite von 9,5 Prozent per Jahresende auf "nur" noch 5,7 Prozent zusammen. Und es ist natürlich ein Unterschied, ob der Wert Ihrer angesparten Fondsanteile bei 19.662 Euro oder bei 16.101 Euro liegt.
Viel besser sieht es übrigens auf Sicht von 20 und mehr Jahren aus. Zwar ist die Rendite ebenfalls um einige Prozentpunkte gesunken, aber weniger stark.
Das sind natürlich Durchschnittswerte. Und in der Statistik sind aktiv gemanagte Fonds genauso wie ETFs vertreten. Für die Fonds gilt: Manche schneiden besser ab als der Durchschnitt (und ihr Vergleichsindex), viele aber auch schlechter. Und ETFs gibt es überhaupt erst seit etwas mehr als 20 Jahren, daher fließen auch nicht so viele in die Statistik ein. Aber das macht nichts. Uns zeigen sie, dass wir nur die Nerven bewahren müssen. Alles wird gut.
An der Börse gibt es gerade Sonderangebote
Aktien sind eine langfristige Geldanlage. Das gilt auch für Sparpläne. Oder besser: Das gilt gerade für Sparpläne. Psychologisch mag es mitunter schwierig sein, dabei zu bleiben. Sollten auch Sie zuletzt ein paar Zweifel gehabt haben, denken Sie daran: An der Börse gibt es gerade Sonderangebote. Sie bekommen viel mehr Anteile für Ihr Geld. Das nennt man im Börsendeutsch übrigens "Cost-Average-Effekt". Stehen die Kurse hoch, gibt es weniger Anteile, stehen sie tief, eben mehr. Langfristig ist das eine ziemlich gute Sache.
Auch wenn die Einmalanlage auf Dauer die bessere Rendite bringt (mehr dazu lesen Sie hier), ergeben Sparpläne sehr viel Sinn. Sie nehmen uns die Entscheidung über den vermeintlich richtigen Einstiegszeitpunkt ab, sie sind herrlich automatisiert und es geht schon mit kleinen Summen los.
Bleiben Sie einfach dran, freuen Sie sich über die Sonderangebote. Wenn nicht jetzt, dann auf jeden Fall, wenn die Kurse wieder steigen. Vielleicht erhöhen Sie ja auch Ihre Sparrate in der Krise. Das geht schließlich mit wenigen Klicks.
Bleiben Sie dran oder fangen Sie an
Apropos Sparrate: Die meisten Privatanleger investieren eher kleine Beträge in Fonds- und ETF-Sparpläne. In mehr als die Hälfte aller Sparpläne werden monatlich weniger als 100 Euro eingezahlt, wie eine Umfrage des BVI unter seinen Mitgliedern zeigt.
Ein weiteres Ergebnis: Die Zahl der Sparpläne ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Kein Wunder, haben sie doch so viele Vorteile. Sie haben noch keinen Sparplan? Dann fangen Sie doch einfach jetzt an.