Ströer prüft Milliarden-Verkauf des Kerngeschäfts - Aktie steigt weiter

13.01.2025, 09:20

KÖLN (dpa-AFX) - Der Werbevermarkter Ströer erwägt den milliardenschweren Verkauf seiner Außenwerbesparte. Der Kölner Konzern bestätigte am Freitag nach Börsenschluss entsprechende Berichte zu ersten Angeboten von Finanzinvestoren. Dem Kerngeschäft mit der Außenwerbung (Out-of-Home, OOH) sowie digitalen Medien werde durch die Angebote eine indikative Bewertung deutlich oberhalb der Marktkapitalisierung von Ströer beigemessen, hieß es vom Konzern. Die Aktie des MDax-Konzerns stieg am Montag zum Handelsstart um rund zwei Prozent auf 56,20 Euro. Allerdings war sie schon am Freitag nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg über Verkaufsambitionen im Hauptgeschäft um rund ein Fünftel gestiegen.

t-online aktuell 13.01.2025

In dem Bloomberg-Bericht war zuvor von rund 4 Milliarden Euro für die OOH-Sparte die Rede gewesen - auch das ist bereits deutlich mehr als der Börsenwert von Ströer von rund 2,6 Milliarden Euro vor Bekanntwerden der Gespräche.

Der Marktwert von Ströer zog mit dem Kursanstieg zum Wochenbeginn auf gut 3,1 Milliarden Euro an. Ein Händler sagte, der kolportierte Preis von 4 Milliarden Euro für die Außenwerbung sei "teuer" und treibe damit den Aktienkurs in die Höhe. Die Papiere des Konzerns waren in den ersten Handelstagen des Jahres auf den tiefsten Stand seit November 2023 gefallen. Um den Jahreswechsel 2020/21 waren die Aktien noch mehr als 80 Euro wert gewesen.

Goldman-Sachs-Analyst James Tate taxierte in einem aktuellen Kommentar das Außenwerbegeschäft von Ströer - auf Basis des Unternehmenswertes - allein mit rund 3,65 Milliarden Euro, das Digitalgeschäft sei dazu in seinem Modell knapp 1,1 Milliarden Euro wert. JPMorgan-Experte Marcus Diebel verwies in seiner Einschätzung darauf, dass die Großaktionäre Udo Müller und Dirk Ströer zusammen rund 44 Prozent der Anteile in ihren Händen hielten. Müller ist Co-Vorstandschef des Kölner Konzerns.

Das Unternehmen selbst nannte keine Namen von Interessenten. Es handele sich um ergebnisoffene Gespräche, hieß es von den Kölnern. "Es gibt bisher keine Vereinbarung über die Bedingungen und Konditionen einer möglichen Transaktion, einschließlich des möglichen Kaufpreises", teilte das Unternehmen mit. Die Gespräche dauerten an und es sei derzeit noch nicht abzusehen, ob es letztlich zum Abschluss eines Kaufvertrags kommen werde. Zudem müsste den Angaben zufolge die Hauptversammlung einem solchen Geschäft zustimmen.

Der Konzern habe Interesse von den Finanzinvestoren Hellman & Friedman sowie KKR für die Außenwerbung geweckt, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Auch die Gesellschaften CVC und EQT hätten sich mit Ströer bereits befasst, hieß es in dem Bericht weiter.

Ströers Außenwerbesparte enthält sowohl klassische Anzeigeflächen (Classic OOH) als auch elektronische Anzeigen wie etwa Monitore an Bahnhöfen (Digital OOH). Daneben führt der Konzern das Geschäft mit Internetwerbung und Callcentern in einer separaten Sparte Digital & Dialog Media.

Mit der Außenwerbung kam Ströer in den ersten neun Monaten 2024 auf 661 Millionen Euro Umsatz und eine bereinigte operative Marge (Ebitda-Marge) von gut 46 Prozent. In der Sparte für Onlinewerbung und Callcenter erzielte das Unternehmen 631 Millionen Euro Erlös bei einer Marge von knapp 17 Prozent. Die beiden Hauptsparten steuerten den Löwenanteil des Gesamtgeschäfts von 1,46 Milliarden Euro bei.

Analyst Tate von Goldman Sachs verwies darauf, dass das Ströer-Management bisher vornehmlich signalisiert hatte, die Randgeschäfte mit dem Onlineshop Asam Beauty sowie dem Statistik-Anbieter Statista auf den Prüfstand zu stellen, mit der Option, sich später auch das Callcenter-Geschäft genauer anzusehen./men/mis/stk

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