(neu: Struktur, Analysten, Kurs.)
LONDON (dpa-AFX) - Der aggressive Preiskampf auf seinem wichtigsten Markt Deutschland setzt dem britischen Vodafone-Konzern verstärkt zu. Im Buhlen um Mobilfunkkunden rechnet der Widersacher von Deutscher Telekom und Telefonica Deutschland damit, dass im zweiten Geschäftshalbjahr (Oktober bis Ende März) hierzulande weniger operativer Gewinn rumkommt als in den ersten sechs Monaten. Anleger reagierten verschnupft auf die Aussichten: Im frühen Handel gab die Vodafone-Aktie in London um sechs Prozent nach. Damit verpufft die jüngste Kurserholung.
Grund für die düsteren Aussichten dürfte vor allem der Münchner Kontrahent Telefonica Deutschland (O2) sein, der seit dem Verlust seiner Partnerschaft mit 1&1 aggressiv auf Kundenfang geht. Dabei lockt das Unternehmen unter Führung des langjährigen Chefs Markus Haas unter anderem mit überdurchschnittlich großen Internetvolumina. Telefonica will damit den eigenen Kundenschwund kompensieren, nachdem die United-Internet-Tochter mit ihren Verträgen zu Vodafone gewechselt ist und das Netz der Briten nutzt, solange das eigene noch nicht vollständig steht. Telefonica fehlen also die ehemaligen 1&1-Kunden.
Für Vodafone könnte damit das "Jahr des Übergangs", wie der Deutschland-Chef Marcel de Groot die derzeitige herausfordernde Situation bezeichnet, länger dauern als gedacht. "Es sieht so aus, als dass die Erholung in Deutschland schwächer ausfällt als gedacht", kommentierte JPMorgan-Analyst Akhil Dattani. UBS-Branchenexperte Polo Tang zeigte sich überrascht, dass sich der Serviceerlös im vierten Quartal wohl nicht wesentlich verbessern wird. Er hatte gehofft, dass sich Vodafone in den drei Monaten bis Ende März erstmals von den Negativfolgen einer gesetzlichen Regelung erholen wird.
Seit Mitte 2024 dürfen Vermieter in Deutschland die Kosten für einen Kabel-TV-Anschluss nicht mehr beliebig in den Nebenkosten an die Mieter weitergeben, Hunderttausende Kunden kehrten dem Konzern daraufhin den Rücken. In der Vergangenheit hatte Vodafone durch das sogenannte "Nebenkostenprivileg" einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz - damit ist mittlerweile Schluss.
So verlor Vodafone zuletzt im TV-Bereich weiter Kunden - wenn auch deutlich langsamer. Im Jahresendquartal 2024 sank die Anzahl der TV-Kunden um 66.000 auf 8,83 Millionen. Vor einem Jahr waren es noch mehr als 12 Millionen gewesen. Der deutsche Gesamt-Serviceerlös rutschte um 6,4 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro ab. Mit dem Serviceerlös verdienen Telekomunternehmen maßgeblich ihr Geld. Anders dagegen entwickelte sich Afrika: Während Vodafone in Südafrika Kunden mit Sonderangeboten lockte, halfen in Ägypten höhere Preise.
Ohne Portfolio- und Wechselkurseffekte sowie bereinigt um die Hyperinflation in der Türkei kletterte der Konzern-Serviceumsatz im dritten Geschäftsquartal im Jahresvergleich um 5,2 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro - das war mehr als von Analysten im Schnitt gedacht. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sowie nach Leasingverbindlichkeiten (Ebitda AL) stieg aus eigener Kraft um 2,2 Prozent auf gut 2,8 Milliarden Euro. An den Jahreszielen auf Konzernebene will Chefin Margherita Della Valle festhalten./ngu/men/mis
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