SALZGITTER (dpa-AFX) - Der Salzgitter-Konzern bläst die Übernahme durch ein Konsortium ab. Aufgrund "signifikant unterschiedlicher Vorstellungen über den aktuellen und zukünftigen Wert des Unternehmens" seien die Gespräche mit den Bieter-Unternehmen GP Günter Papenburg und TSR Recycling beendet worden, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Freitag nach Börsenschluss mit. "Die Salzgitter AG bleibt ein eigenständiges Unternehmen", sagte der Vorstandsvorsitzende Gunnar Groebler laut Mitteilung vom Freitagabend. Die Salzgitter-Aktie gab am Montag nach.
Das Papier verlor im frühen Handel am Montag um 2,0 Prozent und gehörte damit zu den wenigen Verlierern im Index für kleinere Unternehmenswerte SDax. Das Konsortium hatte früheren Angaben zufolge ein nicht-bindendes Angebot von rund 18,50 Euro je Aktie vorgelegt. Am Freitag war das Papier allerdings bei 24,00 Euro aus dem Handel gegangen.
Auftrieb bekamen deutsche Stahlaktien zuletzt durch die von der künftigen Bundesregierung geplanten Ausgaben für Infrastruktur und Rüstung. Die Salzgitter-Aktie legte seit dem Jahreswechsel um fast die Hälfte zu. Der von den USA losgetretene internationale Zollstreit sorgte allerdings für Unsicherheit mit Blick auf die Nachfrage, hieß es am Montag von der Deutschen Bank. Analyst Bastian Synagowitz senkte deshalb für zahlreiche europäische Stahlaktien seine Kursziele, darunter auch jenes für Salzgitter von 23 auf 21 Euro.
"Wir glauben fest an die Zukunftsfähigkeit der Salzgitter AG", sagte Groebler. Deshalb setze das Unternehmen den Weg der Eigenständigkeit "konsequent und im engen Schulterschluss" mit den übrigen Interessengruppen im Konzern fort. "Gemeinsam vertrauen wir in unsere Stärke als Vorreiter der Transformation der gesamten Stahlindustrie", so Groebler.
GP Günter Papenburg ist mit 25 Prozent bereits zweitgrößter Aktionär des Stahlherstellers. Der größte Anteilseigner - das Land Niedersachsen - stand einer Übernahme von Anfang an skeptisch gegenüber. Auch die IG Metall hatte sich deutlich gegen die Pläne ausgesprochen und sich mit Protestaktionen zur Wehr gesetzt. Die Gewerkschaft befürchtete massive Auswirkungen auf die Beschäftigung und die Mitbestimmung im Unternehmen, sollte der Stahlkonzern seine Unabhängigkeit verlieren.
Bereits Ende März hatte Unternehmenschef Groebler angekündigt, angesichts roter Zahlen seinen Sparkurs zu verschärfen. Statt der bisher angepeilten 250 Millionen Euro pro Jahr sollen bis 2028 nun jährlich 500 Millionen Euro eingespart werden. Sparen will der Salzgitter-Chef vor allem bei Einkauf, Logistik und Vertrieb. Und auch die Investitionen will der Konzern noch einmal unter die Lupe nehmen und prüfen, was zwingend notwendig ist und was sich verschieben lässt.
Personalabbau solle dabei nicht im Vordergrund stehen. Ganz ohne Stellenabbau werde es aber nicht gehen, räumte der Salzgitter-Chef ein. Der solle aber sozialverträglich erfolgen. Über Details werde mit den Arbeitnehmervertretern verhandelt./ngu/mne/nas
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