BOULOGNE-BILLANCOURT (dpa-AFX) - Der französische Autobauer Renault stellt sich angesichts der anhaltenden Branchenflaute in diesem Jahr auf fallende Renditen ein. 2024 hatte der Konzern, der mitten in einer Produktoffensive steckt, bei steigenden Erlösen einen operativen Rekordgewinn erzielt. Renault-Chef Luca de Meo äußerte sich unterdessen auf der Pressekonferenz anlässlich der Zahlenvorlage am Donnerstag lobend zur neuen Partnerschaft mit dem chinesischen Autohersteller Geely - und befeuerte damit zugleich die Spekulationen über das Schicksal der langjährigen Allianz mit dem japanischen Hersteller Nissan weiter. Die zuletzt stark gelaufene Renault-Aktie gab um zwei Prozent nach.
Die Partnerschaft mit Geely sei "wahrscheinlich natürlicher als die unterschiedlichen Ansichten, die Renault und Nissan in der Vergangenheit hatten", sagte de Meo. Geely sei zudem ein hervorragendes Unternehmen, das sehr schnell arbeite. "Es gibt viele Dinge, die wir gemeinsam tun können."
Renault und Geely hatten diese Woche Pläne für die gemeinsame Produktion und den Verkauf von Elektrofahrzeugen und schadstoffarmen Fahrzeugen in Brasilien angekündigt. Die beiden Unternehmen arbeiten bereits in Südkorea sowie über ihr Gemeinschaftsunternehmen Horse an Verbrennungsmotoren und Hybridantrieben zusammen. Der chinesische Autokonzern, der im Besitz des chinesischen Milliardärs Li Shufu ist, kontrolliert Automarken wie Volvo und Lotus. Li Shufu ist auch zweitgrößter Aktionär bei Mercedes-Benz.
Die Harmonie zwischen Renault und Nissan ist angesichts zunehmender Rivalitäten und gegenseitiger Verdächtigungen schon länger aus dem Gleichgewicht. Renault hatte deshalb die 1999 geschmiedete Allianz teilweise aufgelöst und verkaufte zuletzt sukzessive Nissan-Anteile. Aktuell halten die Franzosen aber immer noch knapp 36 Prozent an dem japanischen Automobilhersteller.
Nissan wiederum hatte eine Fusion mit dem heimischen Konkurrenten Honda erwogen, diese Pläne wurden aber kürzlich abgeblasen. Die Partnerschaft von Renault mit Geely sei nicht an eine Beteiligung gebunden und werde flexibel bleiben, betonte de Meo.
Für 2025 schließt Renault derweil einen Rückgang der operativen Rendite nicht aus, denn im laufenden Jahr dürften sich laut dem Konzern die neuen strengeren Abgasvorschriften negativ auf die Profitabilität auswirken. Geplant ist eine operative Marge von mindestens 7 Prozent, nachdem diese 2024 leicht auf 7,6 Prozent zurückgegangen war. Damit hatte Renault etwas schlechter abgeschnitten als von Analysten erwartet.
Dennoch konnte sich der französische Hersteller dank seiner Produktoffensive vergleichsweise erfolgreich gegen die Branchenflaute stemmen: Während die meisten Rivalen wie etwa der Vielmarkenkonzern Stellantis oder die deutschen und amerikanischen Autobauer ihre Gewinnprognosen dämpfen mussten, behielt Renault seine Ziele bei - und traf diese auch.
Der Erlös kletterte im Vergleich zum Vorjahr um 7,4 Prozent auf 56,2 Milliarden Euro und der operative Gewinn stieg um knapp vier Prozent auf etwa 4,3 Milliarden Euro, wie der Konzern weiter mitteilte.
Der Autokonzern habe ein insgesamt starkes Zahlenwerk präsentiert, das im Rahmen der Konsensschätzungen gelegen habe, schrieb Analyst Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan. Dabei verkaufte Renault - wie bereits seit Januar bekannt - mit knapp 2,3 Millionen etwas mehr Fahrzeuge als noch vor einem Jahr.
Unter dem Strich musste Renault allerdings kräftige Gewinneinbußen hinnehmen, da der Anteilsverkauf an Nissan zu einem hohen Buchverlust führte. Dadurch entfiel auf die Aktionäre im vergangenen Jahr lediglich noch ein Überschuss von 752 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte der französische Autobauer noch einen Gewinn von 2,2 Milliarden ausgewiesen.
Dennoch sollen die Aktionäre für 2024 mehr Dividende erhalten: Die Ausschüttung steigt um rund ein Fünftel auf 2,20 Euro je Aktie./tav/men/mis
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