(neu: Aktienkurs aktualisiert und ausgebaut, weitere Details, Analystenstimmen)
SANTA CLARA (dpa-AFX) - Der KI-Boom ist für den Chip-Konzern Nvidia zu einer Goldgrube geworden - und das Geschäft wird immer größer. Im vergangenen Quartal schoss der Umsatz im Jahresvergleich um 94 Prozent auf 35,1 Milliarden Dollar (33,3 Mrd Euro) hoch. Der Gewinn wurde mehr als verdoppelt auf 19,3 Milliarden Dollar. Allerdings hatten sich Anleger eine noch bessere Prognose für das laufende Quartal erhofft. Die Aktie des mit einem Börsenwert von rund 3,5 Billionen Dollar weltweit wertvollsten Unternehmens gab am Donnerstag im vorbörslichen US-Handel nach.
Die seit kurzem auch im US-Leitindex Dow Jones gelisteten Scheine verloren am Vormittag mehr als 3 Prozent. Angesichts der Sphären, in denen Nvidia sich bewegt, könnte sich der Marktwert im Haupthandel damit schnell im niedrigen dreistelligen Milliardenwert reduzieren. Gleichzeitig dürfte es für die erfolgsverwöhnten Anleger zu verschmerzen sein: Allein im laufenden Jahr hat sich die Aktie im Wert fast verdreifacht. So könnten die Kursverluste auch auf Gewinnmitnahmen hindeuten.
Schlüsselrolle für KI-Software
Nvidias Chip-Systeme werden rund um die Welt für das Training von Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz verwendet. Schwergewichte wie Google oder der Facebook-Konzern Meta füllen ganze Rechenzentren damit - aber auch KI-Start-ups wie die ChatGPT-Erfinderfirma OpenAI setzen darauf. Diese Schlüsselposition lässt das Geschäft von Nvidia immer weiter wachsen.
Allein im vergangenen Quartal sprang Nvidias Umsatz bei Technik für Rechenzentren im Jahresvergleich um 112 Prozent auf 30,8 Milliarden Dollar hoch. Das lag über den Erwartungen der Analysten.
Nächste Chip-Generation auf dem Weg
Im laufenden Vierteljahr will Nvidia erste Systeme mit dem neuen Chip "Blackwell" an die Kunden liefern. Zugleich schränkte der Konzern ein, dass die Nachfrage sowohl nach "Blackwell"-Prozessoren als auch nach der aktuellen Generation mit dem Namen "Hopper" das Angebot noch in mehreren Quartalen übersteigen werde.
Der Übergang zur neuen Generation könnte nach Einschätzungen von Analysten die Margen von Nvidia negativ beeinflussen. Sie können sich gut vorstellen, dass der Konzern bei Blackwell den Preis etwas weniger aggressiv ansetzt, um die Akzeptanz bei den Kunden zu erhöhen und den Wettbewerb in Schach zu halten.
Nvidia-Chef erwartet KI-Revolution
Börsen-Händler reagierten entspannt: Das vergangene Quartal sei ohnehin keines gewesen, indem erwartet worden wäre, dass Nvidia die Erwartungen sprengen würde. Und auch die Aussagen des Managements in der Investoren-Konferenz hätten keinen Anlass zur Sorge gebracht, hieß es am Markt.
Nvidia-Chef Jensen Huang sieht die Computer-Welt zugleich erst am Anfang des Umbruchs hin zu Künstlicher Intelligenz und lernenden Maschinen. Man sei auf dem Weg in eine Zukunft, in der Programme eigenständig Aufgaben erfüllen und Beschäftigte von "KI-Kollegen" und Robotern unterstützt würden. Das alles führe zu einem großangelegten Umbau der Rechenzentren.
Von Grafik-Karten zu KI-Dominanz
Noch vor einigen Jahren war Nvidia vor allem Gamern als Anbieter von Grafikkarten ein Begriff. Doch dann stellte sich heraus, dass sich die Technik dahinter auch hervorragend für Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz eignet.
Damit hatte Nvidia einen entscheidenden Vorsprung, als der aktuelle KI-Boom mit der Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT vor rund zwei Jahren Fahrt aufnahm. Chip-Rivalen wie AMD und Intel liegen weit zurück. So stellt sich AMD für dieses Jahr auf Erlöse von rund fünf Milliarden Dollar mit KI-Chips ein.
Verhaltene Quartalsprognose
Für das laufende Vierteljahr sagte Nvidia einen Umsatz von 37,5 Milliarden Dollar voraus - mit der Einschränkung, dass er um zwei Prozent höher oder niedriger ausfallen könne. Das entsprach in etwa den Markterwartungen. Einige Analysten hatten sich jedoch eine noch bessere Prognose erhofft. Es gebe "Aufwärtspotenzial", nannten es die Experten von der UBS.
Abgesehen von der verhaltenen Prognose, lieferte der Quartalsbericht nach Ansicht der Analysten von Bernstein allerdings auch weiteren Anlass für Kritik: Sie verwiesen darauf, dass die Bruttomarge Anfang des kommenden Jahres weiter zurückgehen könnte. Zudem habe die Nachfrage nach Netzwerkanbindungen geschwächelt.
Unterm Strich waren sich die meisten Marktexperten einig: Die Aussichten für die Geschäfte von Nvidia sollten weiterhin positiv bleiben, angesichts des massiven Wachstums und des geringen Wettbewerbs./so/DP/lew/tav/nas
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