HEIDELBERG (dpa-AFX) - Die Neuregelung zur faireren Verteilung der Stromnetz-Ausbaukosten hat laut einer Verivox-Analyse zu fast gleich hohen Stromnetzgebühren in ländlichen und städtischen Gebieten geführt. "Zum Jahreswechsel sind die Stromnetzentgelte in ländlichen Gebieten um neun Prozent gesunken und liegen nun auf dem gleichen Niveau wie in städtischen Gebieten", heißt es in einer Auswertung des Vergleichsportals.
Ob sich dies auf die Strompreise auswirkt, hängt davon ab, wie die Versorger die Änderungen weitergeben. Laut Verivox machen Stromnetzgebühren rund 29 Prozent der Stromrechnung aus. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hatte die Stromversorger im Oktober aufgefordert, etwaige Gebührensenkungen der Netzbetreiber an die Endkunden weiterzugeben.
Der Auswertung zufolge zahlten Verbraucher in ländlichen Gegenden 2024 bei einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden im Schnitt noch 44 Euro mehr als Haushalte in städtischen Gebieten. Jetzt zahlen laut Verivox umgekehrt die Städter zwei Euro mehr als die Haushalte auf dem Land. Postleitzahlen-Gebiete mit bis zu 5.000 Haushalten wurden für die Analyse von Verivox als ländlich, Gebiete ab 20.000 Haushalten als städtisch eingeordnet.
Kosten für Netzausbau werden auf alle Stromkunden umgelegt
Hintergrund ist der Stromnetzausbau in vielen ländlichen Gebieten, um die steigende Zahl von Windrädern und Photovoltaik-Anlagen anzuschließen. Dieser Ausbau wird aus den sogenannten Netzentgelten finanziert, die alle Stromkunden zahlen müssen. Dies hatte in der Vergangenheit dazu geführt, dass in Regionen mit starkem Ökostrom-Ausbau die Netzentgelte höher lagen als in anderen Regionen.
Die von der Bundesnetzagentur vorgenommene Neuregelung sorgt nun dafür, dass die Mehrkosten auf alle Stromkunden umgelegt werden, und zwar durch einen Anstieg der Netzumlagen um gut 0,9 Cent je Kilowattstunde. Im Gegenzug werden Netzbetreiber, die besonders viel ausbauen müssen, entlastet. In Deutschland gab es 2024 laut Bundesnetzagentur 866 Verteilnetzbetreiber.
Durch den Ausgleichsmechanismus sind die durchschnittlichen Stromnetzgebühren für Haushalte (4.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch) in Städten zum Jahreswechsel laut Verivox um knapp ein Prozent auf 426 Euro pro Jahr gestiegen. In ländlichen Gegenden sind sie hingegen um rund neun Prozent auf 424 Euro gefallen.
Verivox: "Kosten der Energiewende wurden nun gerechter verteilt"
"Bisher mussten Haushalte in eher dünn besiedelten Gebieten mit einem starken Ausbau erneuerbarer Energien auch höhere Stromnetzgebühren bezahlen. Diese Kosten der Energiewende wurden nun gerechter verteilt", sagte Verivox-Energieexperte Thorsten Storck.
Am stärksten seien die ländlichen Gebiete in Schleswig-Holstein entlastet worden, und zwar um 28 Prozent. Es folgen dünn besiedelte Gegenden in Mecklenburg-Vorpommern (minus 26 Prozent), Brandenburg (minus 19 Prozent) und Bayern (minus 12 Prozent). Leichte Steigerungen um drei Prozent habe es in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gegeben./tob/DP/zb
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