Mercedes-Benz stellt sich auf Durststrecke ein - Sparprogramm

20.02.2025, 13:28

(neu: Kurs, Aussagen Management zu Sparkurs, Mittelfristambitionen und möglichen Zöllen.)

t-online aktuell 20.02.2025

STUTTGART (dpa-AFX) - Der Autobauer Mercedes-Benz rechnet im laufenden Jahr mit noch stärkerem Gegenwind und einem deutlich schlechteren Ergebnis. Vorstandschef Ola Källenius begründete das am Donnerstag mit einem weiterhin herausfordernden Umfeld. Sowohl im Geschäft mit Pkw als auch mit Lieferwagen dürfte die Profitabilität weiter schwinden, die Investitionen in Anlagen sowie Forschung und Entwicklung sollen dagegen zulegen. Källenius steuert mit einem Sparprogramm gegen. Zwar sinkt die Dividende, gleichzeitig wollen die Stuttgarter aber ein Aktienrückkaufprogramm über bis zu 5 Milliarden Euro auflegen. Die im Dax notierte Aktie geriet zu Handelsbeginn unter Druck, dämmte die Verluste aber später ein.

Das Papier lag am frühen Nachmittag Mittag 1,5 Prozent im Minus bei 60,25 Euro. Im laufenden Jahr ist der Kurs um rund zwölf Prozent gestiegen. Im vergangenen Jahr war die Aktie zum Hoch mehr als 75 Euro wert gewesen, bevor es ab Mitte April nach unten ging. Analyst Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan wertete den Finanzmittelzufluss im vierten Quartal als stark, die Prognose für das neue Jahr sei wie erwartet ausgefallen.

Die um Sondereffekte bereinigte Marge vor Zinsen und Steuern im Pkw-Geschäft dürfte 2025 bei 6 bis 8 Prozent des Umsatzes liegen, teilte der Konzern mit. Analysten hatten nach dem schwachen Lauf im vergangenen Jahr bereits befürchtet, dass die am Kapitalmarkt viel beachtete operative Marge im wichtigsten Geschäftsteil weiter fallen dürfte. Im Schnitt lagen die Erwartungen für dieses Jahr bisher aber in der oberen Hälfte der neuen Bandbreite.

Mercedes-Finanzchef Harald Wilhelm sagte zudem in einer Präsentation, mögliche neue US-Zölle in Höhe von 10 Prozent könnten die Margen noch einmal um einen Prozentpunkt schmälern. US-Präsident Donald Trump droht mit steigenden Einfuhrzöllen auf Importe. Im Gespräch sind dabei bis zu 25 Prozent Einfuhrabgaben.

2024 fiel die Marge im Pkw-Bereich bei Mercedes bereits auf 8,1 Prozent - von 12,6 Prozent ein Jahr zuvor. Vor allem der chinesische Markt erweist sich als Problem.

So kaufen auf dem wichtigsten Einzelmarkt China wohlhabende Kunden weniger teure Autos von Mercedes, was die hohe Profitabilität der Vorjahre schmelzen ließ. Und alsbald wird es auch nicht wieder besser werden. Erst ab 2027 peilt Mercedes dank Kostensenkungen wieder prozentual zweistellige Margen an.

Das neue Sparprogramm soll dabei helfen und die Produktionskosten des Konzerns bis 2027 um ein Zehntel senken. "Um die künftige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens in einer zunehmend unbeständigeren Welt sicherzustellen, ergreifen wir Maßnahmen, um das Unternehmen schlanker, schneller und stärker zu machen", sagte Källenius laut Mitteilung.

Dazu soll die Produktionsstruktur weltweit effizienter und flexibler gestaltet werden. Wie Finanzchef Harald Wilhelm in einer Präsentation in Sindelfingen sagte, soll die Produktionskapazität insgesamt von 2,5 auf rund 2,0 bis 2,2 Millionen Autos gekappt werden. In Deutschland hat das ebenfalls eine Reduktion von einer Million auf rund 900.000 Autos zur Folge. Stellen sollen vorwiegend über natürliche Fluktuation abgebaut werden. Wie viele es im Detail sein sollen, wollte das Management nicht verraten. Der ungarische Standort Kecskemet wird jedenfalls wichtiger: Der Anteil von Niedriglohnländern an der Produktion in Europa soll von derzeit 15 auf 30 Prozent verdoppelt werden.

Das Sparprogramm hat laut Wilhelm im Vergleich mit bisherigen internen Planungen einen Umfang von rund 5 Milliarden Euro. Dazu soll auch das Direktvertriebsmodell beitragen. Händler verkaufen dann Mercedes-Autos für eine Provision und nicht mehr auf eigene Rechnung. Das soll vor allem den Rabattwettbewerb der Händler untereinander ausschalten.

Der Konzernumsatz dürfte dieses Jahr leicht unter dem Niveau des Vorjahres bleiben. Die Stuttgarter erwarten beim Absatz von Pkw ebenfalls einen leichten Rückgang. Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern dürfte deutlich fallen. Auch der freie Mittelzufluss im Industriegeschäft - also ohne die Finanzdienstleistungen gerechnet - sollte der Prognose zufolge deutlich unter dem Vorjahreswert von 9,2 Milliarden Euro liegen. Deutlich heißt bei Mercedes in diesem Fall mindestens ein Viertel weniger - maximal dürften diesmal also rund 6,9 Milliarden Euro in die Kassen fließen.

Der sogenannte Free Cashflow ist bei Mercedes-Benz vor allem für den möglichen Rückkauf eigener Aktien relevant. Das Management hatte es sich im vergangenen Jahr zur Richtlinie gemacht, dass nach Abzug von Dividendenzahlungen übrig bleibende Mittel des freien Finanzmittelzuflusses für den Erwerb von Aktien genutzt werden.

Bei Investoren ist das beliebt, weil der Gewinnanteil pro verbleibender Aktie steigt und damit kurzfristig auch Kursanstiege einhergehen können. Es gibt aber auch Kritik - so fehlen die Mittel dann etwa für Investitionen in neue Produkte oder neue Technik, die den Geschäftserfolg der Zukunft sichern könnten. Oft bemessen sich auch Boni von Vorständen am Aktienkurs. In den beiden vergangenen Jahren hatte Mercedes-Benz bereits 6,8 Milliarden Euro für Aktienrückkäufe ausgegeben.

2024 mussten die in den Vorjahren erfolgsverwöhnten Schwaben unter dem Strich einen deutlichen Gewinneinbruch verkraften. Das Konzernergebnis fiel im Jahresvergleich um gut 28 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro. Die Dividende soll um einen Euro auf 4,30 Euro je Aktie gekürzt werden. Den geplanten weiteren Aktienrückkauf muss die Hauptversammlung noch genehmigen.

Mögliche Anteilsverkäufe an der ehemaligen Tochter Daimler Truck sollen laut Wilhelm "marktschonend" erfolgen und sind nach seinen Angaben in den Prognosen für die Finanzmittel enthalten. Mercedes hält unmittelbar noch 30 Prozent an dem Lkw-Bauer aus dem Dax./men/tav/jha/

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