(neu: Vergleich des Gewinnziels 2025 mit den Analystenschätzungen, Details zum Sanierungsprogramm, Aussage Spohr aus Pressekonferenz zu Ita, aktualisierte Kursreaktion nach Börsenstart samt Air France-KLM)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Streiks, gestiegene Kosten und gesunkene Ticketpreise haben der Lufthansa-Kernmarke 2024 rote Zahlen eingebrockt. Obwohl es bei anderen Gesellschaften des Hauses besser lief, brach der Gewinn im Tagesgeschäft konzernweit ein. Für 2025 nimmt sich Vorstandschef Carsten Spohr eine deutliche Verbesserung vor - auch wegen des laufenden Sparprogramms. Das Flugangebot soll weiter wachsen, dürfte aber immer noch nicht das Niveau aus der Zeit vor der Corona-Pandemie erreichen. Das liegt auch an der verspäteten Auslieferung neuer Flugzeuge.
Am Finanzmarkt kamen die Neuigkeiten nach anfänglicher Irritation gut an: Nachdem die Lufthansa-Aktie im vorbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate an Wert verloren hatte, legte ihr Kurs nach Börsenstart zeitweise um fast neun Prozent zu.
Nach rund einer Handelsstunde lag das Papier mit 7,5 Prozent im Plus bei 7,75 Euro und gehörte damit zu den stärksten Gewinnern im MDax, dem Index der mittelgroßen Werte. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier rund ein Viertel an Wert gewonnen.
Mit dem Kursanstieg war die Lufthansa an diesem Donnerstag nicht allein: So ging es für die Aktie der französisch-niederländischen Rivalin Air France-KLM um mehr als 15 Prozent aufwärts. Die Gesellschaft will sparen und plant nach einem Gewinnrückgang im vergangenen Jahr wieder einen Aufschwung ein. Die Aktien der British-Airways-Mutter IAG und des Billigfliegers Easyjet verloren hingegen leicht. Ryanair-Papiere gewannen etwas hinzu.
Branchenexperte James Gordon von der US-Bank JPMorgan wertete die Aussagen der Lufthansa-Spitze zum Gewinn im laufenden Jahr positiv. Ein konkretes Ziel nannte die Lufthansa allerdings nicht. Analysten gingen zuletzt von einem bereinigten operativen Gewinn von knapp zwei Milliarden Euro aus. Das wäre immer noch deutlich weniger als die fast 2,7 Milliarden aus dem Jahr 2023.
Konzernchef Spohr bezeichnete 2024 als ein zweigeteiltes Jahr. "In den ersten sechs Monaten mussten wir noch einen deutlichen Rückgang des operativen Gewinns verkraften - unter anderem durch Streiks, verspätete Flugzeugauslieferungen und operative Herausforderungen an unseren Drehkreuzen." Danach habe es eine Trendumkehr gegeben. Im vierten Quartal habe der Konzern sogar mehr verdient als ein Jahr zuvor.
Insgesamt fielen die Ergebnisse jedoch angesichts des weltweit boomenden Luftverkehrs eher mager aus. Vor Zinsen, Steuern und Sonderposten (bereinigtes Ebit) verdiente der Lufthansa-Konzern im vergangenen Jahr rund 1,65 Milliarden Euro und damit über eine Milliarde weniger als im Vorjahr.
Bereits im Frühjahr und Sommer hatte Spohr seine Prognose senken müssen: von zunächst rund 2,7 Milliarden auf nur noch 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro. Nun lag das Ergebnis immerhin oberhalb der Mitte dieser Spanne. Analysten hatten zuletzt einen noch stärkeren Einbruch erwartet.
An fehlender Nachfrage liegt es jedenfalls nicht. So beförderten die Konzern-Airlines wie Lufthansa, Swiss, Austrian, Brussels und Eurowings im vergangenen Jahr 131 Millionen Passagiere, rund sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz legte um sechs Prozent auf 37,6 Milliarden Euro zu.
Auch die Passagier-Airlines konnten ihre Erlöse steigern. Dennoch brach ihr bereinigter operativer Gewinn wegen des Verlusts der Kernmarke um fast die Hälfte auf noch gut eine Milliarde Euro ein. Die Frachttochter Lufthansa Cargo und die Wartungssparte Lufthansa Technik konnten ihre operativen Gewinne hingegen steigern - auch wenn das Ergebnis im Cargo-Geschäft weit unter dem Rekordwert von 2022 blieb.
Unter dem Strich verdiente die Lufthansa konzernweit knapp 1,4 Milliarden Euro und damit 18 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Aktionäre sollen dennoch eine unveränderte Dividende von 30 Cent je Aktie erhalten.
Von ihrem Flugangebot aus der Zeit vor der Corona-Pandemie ist die Lufthansa indes noch ein ganzes Stück entfernt. 2024 lag die angebotene Kapazität noch rund neun Prozent niedriger als im Jahr 2019. Im laufenden Jahr will Spohr das Sitzplatzangebot um rund vier Prozent ausweiten - was dann etwa 95 Prozent des Vorkrisen-Niveaus entspräche.
Zusätzlichen Schub verspricht sich der Vorstand von der Übernahme der italienischen Staatsfluglinie Ita. "Es ist die größte Airline-Übernahme in unserer Geschichte", sagte Spohr bei der Bilanzvorlage in Frankfurt.
Die Lufthansa war erst vor wenigen Wochen nach langem Ringen mit einem Minderheitsanteil von 41 Prozent bei Ita eingestiegen und will die Nachfolgerin der früheren Alitalia in den kommenden Jahren komplett schlucken. Ita solle schon 2025 zum Gewinn des Konzerns beitragen, hatte Spohr Anfang Februar angekündigt.
Auch bei der Kernmarke Lufthansa soll es künftig wieder besser laufen. Schon im vergangenen Jahr hatte Spohr ein Sanierungsprogramm vorgestellt, das den operativen Gewinn bis zum Jahr 2028 um 2,5 Milliarden Euro heben soll. Erste Auswirkungen soll es schon 2025 geben. Im kommenden Jahr will er bereits eine Verbesserung um 1,5 Milliarden erreichen./stw/men/stk
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