General Atlantic könnte durch Deal zu ProSiebenSat.1-Aktionär werden

06.03.2025, 13:09

(neu: Kurs, Analysten, Details aus Konferenz.)

t-online aktuell 06.03.2025

UNTERFÖHRING (dpa-AFX) - Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 will seinen Partner General Atlantic als Aktionär an Bord holen. Zugleich soll eine bessere Grundlage für einen schnelleren Verkauf von Randaktivitäten geschafft werden. Die Unterföhringer beabsichtigen, das E-Commerce-Geschäft NuCom und die ParshipMeet Group komplett zu übernehmen - in beiden Fällen halten sie bereits die Mehrheit. Im Gegenzug könnte General Atlantic bei ProSiebenSat.1 einsteigen. Weder das Tauschgeschäft noch die Zahlen zum abgeschlossenen Jahr oder der Ausblick konnten der Unternehmensaktie helfen: Am Donnerstag rutschte sie mit einem Minus von 13 Prozent auf den letzten Platz im Kleinwerteindex SDax. Dieser legte hingegen leicht zu.

Der Medienkonzern könnte als Gegenleistung für den Erwerb der Minderheitsbeteiligungen des Finanzinvestors eine Pflichtwandelanleihe ausgeben oder eigene Aktien an ihn übertragen, wie er am Mittwochabend mitteilte.

Voraussetzung für den Deal ist, dass sich ProSiebenSat.1 von der Online-Parfümerie Flaconi und dem Vergleichsportal Verivox trennt - mindestens eine dieser Beteiligungen muss entsprechend veräußert werden. Falls zunächst nur eins von beiden Geschäften verkauft wird, soll General Atlantic direkt eine Minderheitsbeteiligung an der nicht veräußerten Gesellschaft erhalten. Bislang ist das nur indirekt der Fall, da beide Geschäfte bei NuCom gebündelt sind.

Der ProSiebenSat.1-Großaktionär MediaForEurope (MFE) drängt seit Monaten darauf, dass sich der TV-Konzern von seiner E-Commerce-Sparte trennt und auf sein Kerngeschäft fokussiert. Die Verhandlungen über die Verkäufe von Flaconi und Verivox dauern aber seither an. Finanzchef Martin Mildner sagte in einer Telefonkonferenz mit Journalisten, dass er "auf gutem Wege" sei, um im vergangenen Jahr genannten Zeitraum von 12 bis 18 Monaten die Verkäufe zu realisieren. Der von der Berlusconi-Familie kontrollierte MFE-Konzern hält mittlerweile 29,99 Prozent der Aktien des Medienkonzerns und steht damit kurz vor der Schwelle, bei der er ein Übernahmeangebot unterbreiten müsste.

Derweil stellt sich ProSiebenSat.1 erneut auf ein herausforderndes Jahr ein. So könnten Umsatz und operativer Gewinn sowohl zulegen als auch rückläufig sein. Der Erlös dürfte 2025 laut Mitteilung vom Donnerstag zwischen 3,85 und 4,15 Milliarden Euro liegen. Bereinigt um Sondereffekte dürfte der Gewinn im Tagesgeschäft (Ebitda) 500 bis 600 Millionen Euro betragen. Während Analysten beim Umsatz in etwa den Mittelwert auf dem Zettel haben, erwarteten sie beim operativen Gewinn einen Wert in der oberen Hälfte der Spanne.

Die Konsumzurückhaltung könnte sich allerdings mit dem vorgeschlagenen Investitionspaket für Rüstung und Infrastruktur von Union und SPD abschwächen und damit die Nachfrage nach Werbeplätzen ankurbeln, betonte JPMorgan-Analyst Daniel Kerven. Annick Maas von Bernstein merkte dagegen an, dass der Jahresausblick den Schnitt bei den Markterwartungen nach unten ziehen dürfte.

Konzernchef Bert Habets stellte in einer Konferenz mit Journalisten Zahlen für Kostensparmöglichkeiten vor. So dürfte zwar im zweiten Halbjahr 2025 ein mittlerer zweistelliger Millionen-Euro-Betrag für Restrukturierungen anfallen. Dafür dürften im Gesamtjahr aber die Kosten ebenfalls im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich sinken. Ab 2026 erhofft sich der Manager dadurch zudem jährlich Bruttoersparnisse von mehr als 100 Millionen Euro.

Vor allem im Kerngeschäft Entertainment will Habets die Kosten drastisch zurückfahren. Dabei sollen "Effizienzen" gefunden und Arbeitsabläufe angepasst werden. Konkreter - etwa wie viele Stellen wegfallen könnten - wurde der Manager auch in der Konferenz nicht.

Im abgeschlossenen Jahr verhagelte eine getrübte Konsumlaune dem Konzern das wichtige vierte Quartal mit Einkaufsanlässen wie dem Black Friday und Weihnachten. So stieg der Umsatz 2024 um knapp zwei Prozent auf gut 3,9 Milliarden Euro, während das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um vier Prozent auf 557 Millionen Euro zurückging. Grund dafür waren stärkere Investitionen, um das Wachstum der Streaming-Plattform Joyn zu stärken. Der Erlös fiel erwartungsgemäß aus, beim operativen Gewinn hatten Branchenkenner auf etwas mehr gehofft. Der bereinigte Nettogewinn lag bei 229 Millionen Euro nach 225 Millionen im Vorjahr.

Zugleich warb der Vorstand für Flaconi und Verivox. Die Online-Parfümerie sei trotz anhaltender Konsumzurückhaltung gewachsen und insgesamt sei die E-Commerce-Sparte "sehr profitabel".

Die Aktionäre, zu denen neben MFE die tschechische PPF-Gruppe gehört, sollen für das abgelaufene Jahr erneut eine Dividende von fünf Cent je Aktie erhalten. PPF hält neuesten Daten nach knapp 13 Prozent an ProSiebenSat.1./ngu/lew/zb/men/mis

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