ESSEN (dpa-AFX) - Evonik-Chef Christian Kullmann warnt vor den Folgen der US-Zollpolitik. Der Essener Spezialchemiekonzern Evonik sieht sich mit Blick auf direkte Auswirkungen der aggressiven Zollpolitik der neuen US-Regierung gut gewappnet, eine mögliche Wirtschaftsschwäche würde aber auch den MDax-Konzern treffen. "Unmittelbar machen wir uns keine Sorgen, 80 Prozent des Evonik-Umsatzes in Amerika machen wir mit Produkten, die wir in den USA herstellen", sagte Kullmann der "Rheinischen Post" am Wochenende. "Wir haben dort rund 4.400 Mitarbeiter. Weil die Zölle nun die Exporte unserer Konkurrenten aus China in die USA drastisch verteuern, können wir dort sogar profitieren." Mittelbar seien die Folgen der Trump'schen Zollpolitik aber verheerend: "Es drohen Wohlstandsverluste auf der ganzen Welt, das Risiko einer neuen Weltwirtschaftskrise ist groß."
US-Präsident Donald Trump hatte Anfang April mit weltweiten Zöllen internationale Handelsstreitigkeiten losgetreten. Er will angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren und Produktion in die USA verlagern. Zugleich sollen die Zolleinnahmen dazu dienen, sein teures Wahlversprechen großer Steuersenkungen zumindest teilweise gegenzufinanzieren.
Zwar hatte Trump dann nach großen Turbulenzen an den Aktien- und Finanzmärkten entschieden, vielen Staaten 90 Tage lang eine Pause von bestimmten Zöllen zu gewähren, um Zeit für Verhandlungen zu schaffen. Das Thema sorgt allerdings weiterhin für Unsicherheiten, die sich auf Investitionsentscheidungen vieler Unternehmen auswirken und auch Konsumenten zuletzt schon zurückhaltender stimmten.
Abseits des Zollthemas erklärte Kullmann, dass Evonik in den nächsten beiden Jahren "keine Zukäufe tätigen" wolle. Das Unternehmen konzentriere sich derzeit voll auf den größten Umbau in der Evonik-Geschichte. "Unser Dreisprung - sparen, umbauen, wachsen - ist komplex genug. Nach 2027 sehen wir weiter", sagte der Vorstandsvorsitzende der Zeitung. Beim geplanten Stellenabbau in der Verwaltung sei die Hälfte erreicht. Bis 2027 sollen 2.000 Stellen, 1.500 davon in Deutschland, wegfallen./mis/lic/DP/niw/nas
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