WASHINGTON (dpa-AFX) - China und Kanada reagieren auf die seit heute Nacht geltenden neuen US-Importzölle ihrerseits mit Gegenzöllen. Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau kündigte bereits vor dem Inkrafttreten der US-Zölle Gegenmaßnahmen in gleicher Höhe an. China teilte am frühen Morgen deutscher Zeit mit, man werde ab dem 10. März zusätzliche Zölle vor allem auf landwirtschaftliche Produkte aus den USA erheben.
Kurz zuvor - nach Mitternacht US-amerikanischer Zeit - waren laut US-Medien die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle für Waren aus China, Mexiko und Kanada in Kraft getreten. Dies berichteten unter anderem "New York Times", "Wall Street Journal" und der Sender CNN.
Konkret gelten demnach nun Strafabgaben in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus Kanada und Mexiko, die in die USA importiert werden. Zudem hatte Trump ankündigt, ab heute die im Februar angeordneten Importzölle auf Waren aus China auf 20 Prozent zu verdoppeln.
Gegenzölle in Kanada und China
Kanada werde seinerseits Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren einführen, ließ Trudeau zuvor mitteilen. Dies gelte zunächst nur für Waren mit einem Gesamtwert von 30 Milliarden Dollar, hieß es in der Mitteilung. Nach 21 Tagen werde diese Zahl auf insgesamt 155 Milliarden Dollar erhöht. "Sollten die US-Zölle nicht eingestellt werden, führen wir aktive und laufende Gespräche mit Provinzen und Territorien, um mehrere nichttarifäre Maßnahmen zu ergreifen", so Trudeau. Dies könnte mutmaßlich eine Einschränkung oder gar den Stopp von Öl-Exporten in die USA bedeuten - eine Maßnahme, die die Vereinigten Staaten hart treffen würde.
China kündigte Gegenzölle auf Agrarprodukte und weitere Maßnahmen gegen US-Firmen an. China werde ab dem 10. März zusätzliche Zölle in Höhe von 15 Prozent auf Hühnerfleisch, Weizen, Mais und Baumwolle aus den USA erheben, wie das Handelsministerium in Peking mitteilte. Für andere landwirtschaftliche Produkte, darunter Sojabohnen, Schweinefleisch und Rindfleisch, werde ein Zusatzzoll von zehn Prozent gelten. Auch kündigte Peking an, weitere US-Unternehmen auf eine Liste unzuverlässiger Einheiten zu setzen, womit ihnen Einschränkungen oder vollständige Verbote für Geschäftsaktivitäten in China drohen. Zudem beschwerte sich China mittels des Streitschlichtungsmechanismus der Welthandelsorganisation (WTO) über die USA.
Eine Stellungnahme von Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum wurde für Dienstagmorgen mexikanischer Zeit (gegen Nachmittag deutscher Zeit) erwartet.
Mögliche Abwendung eines Handelskriegs offen
Es ist offen, ob sich Kanada und Mexiko erneut mit Trump einigen können, um die Strafmaßnahmen schnell abzuwenden. Anfang Februar war ein nordamerikanischer Handelskrieg zunächst noch kurzfristig abgewendet worden. Trump ließ sich nur wenige Stunden vor dem Inkrafttreten der angedrohten Strafzölle auf Waren aus den Nachbarländern Mexiko und Kanada auf Zugeständnisse vor allem zur Grenzsicherung ein. Dafür schob er die Handelsbeschränkungen mindestens 30 Tage auf.
Handelskonflikt belastet Börsen
An den US-Börsen wurden die Indizes zum Wochenstart von Zoll- und Konjunktursorgen erheblich belastet. "Die Börsen sind politisch getrieben wie lange nicht", kommentierte Analyst Thomas Altmann von QC Partners. "Und mit der Dominanz politischer Themen steigt die Volatilität an."
Der deutsche Leitindex hatte noch am Montag ein Rekordhoch von mehr als 23.000 Punkten erreicht - nach den Zoll-Nachrichten aus Übersee kehrte allerdings Ernüchterung ein. Im frühen deutschen Handel sackte der Dax wieder unter die Rekordmarke. Auch das Eurozonen-Leitbarometer EuroStoxx 50 gab am Dienstag nach.
Trump-Zölle gegen die EU können Häfen treffen
Auch US-Zölle gegen die EU stehen im Raum. Und die könnten sich auch auf die deutschen Häfen auswirken, wie der Schifffahrtsexperte Burkhard Lemper der Deutschen Presse-Agentur sagte. Sollten EU-Produkte tatsächlich mit Zöllen belegt werden, treffe das zumindest Häfen mit nennenswertem USA-Verkehr, sagte Lemper, der das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik in Bremen leitet. Verringerte Zuwachsraten oder Verluste des Handelsvolumens seien möglich.
Das Ausmaß sei im Vorhinein kaum zu bestimmen, sagte Lemper. Bislang sei unklar, ob sich Importe mit lokaler Produktion ersetzen ließen und die Nachfrage aufgrund der Preissteigerungen falle. In der Schifffahrt wirkten sich Handelseinschränkungen zwischen den USA und dem Rest der Welt vor allem auf global tätige Reedereien aus./nau/ddo/jpt/juc/DP/jha
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