BMW-Gewinn bricht ein wegen China-Schwäche und Bremsenproblemen

06.11.2024, 13:24

(neu: Kurse, Aussagen Management, Analysten.)

t-online aktuell 06.11.2024

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Autobauer BMW hat im dritten Quartal wegen der technischen Probleme mit Bremssystemen und der Schwäche auf dem wichtigen chinesischen Markt einen massiven Gewinneinbruch erlitten. Der Konzernüberschuss sackte um fast 84 Prozent auf 476 Millionen Euro ab, wie der Dax-Konzern am Mittwoch in München mitteilte. Der Umsatz schrumpfte wegen gesunkener Verkäufe um knapp 16 Prozent auf 32,4 Milliarden Euro. Konzernchef Oliver Zipse bemühte sich zwar, Zuversicht zu versprühen. Die BMW-Aktie verlor dennoch deutlich.

Die BMW-Aktie sackte am Mittag um 5,2 Prozent auf 68,86 Euro ab. Der Kurs hat in diesem Jahr damit fast ein Drittel eingebüßt. Vor allem die Prognosesenkung im September hatte die Anleger geschockt. BMW habe die niedrigen Erwartungen mit seinen Resultaten verfehlt, schrieb Analyst Patrick Hummel von der Schweizer Großbank UBS. Für das vierte Quartal liege die Latte nun sehr hoch, um die Prognose noch zu schaffen. Philippe Houchois vom Investmenthaus Jefferies verwies auf das schwache Abschneiden beim freien Finanzmittelfluss (Free Cashflow).

Die US-Wahlen dürften zur Wochenmitte ebenfalls im Fokus der Anleger gestanden haben angesichts drohender neuer Zölle unter dem früheren und neuen US-Präsidenten Donald Trump.

Zipse wollte in einer Telefonkonferenz Sorgen um die Auswirkungen der Wahl auf den eigenen Konzern zerstreuen. Das Hauptvolumen der in den USA verkauften Autos werde dort im Werk Spartanburg auch hergestellt - die Wagen wären von erhöhten Einfuhrzöllen also nicht betroffen. BMW sei auch darauf vorbereitet, in den USA größere Mengen zu produzieren, sollte dies nötig werden. UBS-Experte Hummel schrieb, im Fall höherer Zölle sei BMW unter den deutschen Autobauern am besten positioniert.

Im vergangenen Quartal musste BMW erhebliche Schwierigkeiten bewältigen. Die Kosten für technische Maßnahmen und der Auslieferungsstopp infolge der Probleme mit von Continental zugelieferten Bremsen lasteten auf der Profitabilität im Kerngeschäft mit dem Autobau. Es fiel ein Gewährleistungsaufwand im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich an.

Weil auch das einst so wachstumsträchtige chinesische Geschäft stotterte und BMW chinesischen Händlern finanziell unter die Arme griff, rutschte die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern in der Autosparte um 7,5 Prozentpunkte auf 2,3 Prozent ab. Das war ein noch deutlicherer Rückgang, als Experten ohnehin befürchtet hatten. BMW hatte wegen der Probleme bereits im September seinen Ausblick gesenkt.

"Nach den außergewöhnlichen Belastungen im dritten Quartal geht unser Blick nach vorne: Im vierten Quartal nehmen wir trotz hoher geplanter Vorleistungen wieder Kurs auf ein stärkeres Ergebnis, um damit unsere Jahresziele zu erreichen", sagte Zipse.

Der Manager wollte nicht in die derzeitigen Molltöne aus der Branche bezüglich des Marktes für Elektroautos einstimmen und verwies darauf, dass BMW seine Hausaufgaben gemacht habe. BMW kann auch in diesem Jahr trotz der Förderkürzungen auf ein Wachstum bei den Batterieautos verweisen. Selbst im schwierigen und hart umkämpften Markt China wachse man mit E-Autos, sagte Zipse.

Fast jeder fünfte BMW insgesamt wird mittlerweile mit einem vollelektrischen Antrieb verkauft. Auch die im kommenden Jahr verschärften CO2-Abgasregeln der EU will Zipse nicht verschieben - die Bayern haben viel in ihre Elektroautos investiert und sind zuversichtlich, die Emissionsgrenzen einhalten und so Strafen umgehen zu können. Gleichwohl forderte Zipse, dass Brüssel die ungleich schärferen Abgasgrenzen ab dem Jahr 2030 noch einmal überprüfen sollte.

Allerdings sind die Elektrowagen noch nicht so profitabel wie die Brot- und Buttermodelle der Münchener, der 5er BMW etwa oder die unter anderem in den USA gebauten SUV-Modelle der X-Baureihe. Im kommenden Jahr bringt BMW mit der "Neuen Klasse" eine neue Elektroautogeneration auf den Markt. Dafür investiert der Autobauer in diesem Jahr auf Rekordniveau.

Der Auslieferungsstopp für Autos wegen der technischen Probleme mit Bremsen sorgte bei den Bayern für einen hohen Mittelabfluss (Free Cashflow). Weil viele Teile und Autos auf Lager liegen, flossen im Autogeschäft im Quartal fast 2,5 Milliarden Euro ab - nach einem Zufluss in ähnlicher Größenordnung ein Jahr zuvor.

Profianleger beäugen die Cashflow-Kennzahl kritisch, weil sie ein Indikator für die aktuelle Finanzkraft eines Unternehmens ist und damit Aufschluss geben kann über eine mögliche Dividendenzahlung oder Aktienrückkäufe. Finanzchef Walter Mertl kündigte in einem Analystenkonferenz an, sich auf der kommenden Hauptversammlung wieder die Ermächtigung für weitere Aktienkäufe einholen zu wollen.

Im vierten Quartal soll sich die Lage bei BMW wieder bessern, auch dank wieder anziehender Auslieferungen. Mertl will es mit einem Schlussspurt noch schaffen, dass auf Jahressicht mehr als 4 Milliarden Euro in die Kassen fließen - bis Ende September lag die Kennzahl 191 Millionen Euro im Minus./men/stk/mis

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