(Neu: Jefferies-Analyst, Kursentwicklung aktualisiert.)
FRANKFURT/NECKARSULM (dpa-AFX) - Die träge Konjunktur und die Investitionszurückhaltung der öffentlichen Hand stimmen den IT-Dienstleister Bechtle vorsichtig für 2025. Insbesondere das erste Halbjahr dürfte schwach verlaufen, erklärte Unternehmenschef Thomas Olemotz am Freitag auf der Bilanzpressekonferenz. Umsatz und Vorsteuergewinn könnten daher im Gesamtjahr steigen oder fallen. Nach anfänglichen Verlusten legte die Aktie stark zu.
Die konjunkturelle Situation bei den Mittelstandskunden sei nach wie vor angespannt und vor allem ließen konkrete Bestellungen der öffentlichen Hand vor der Regierungsbildung in Deutschland auf sich warten, so Olemotz. "Wir haben aktuell die Situation, die wir so noch nie hatten. (...) Wir hatten noch nie zum Jahresstart ein höheres Rahmenvertragsvolumen im Bereich der öffentlichen Kunden und gleichzeitig ist die Ausschöpfung dieser Verträge so gering wie noch nie."
Das Potenzial sei also groß. Aber: Solange die Bundesregierung noch nicht im Amt und damit handlungsfähig ist und vor allem der Haushalt für dieses Jahr noch nicht verabschiedet ist, "müssen wir davon ausgehen, dass dieses Rahmenvertragsvolumen zunächst einmal ein Zukunftspotenzial bleibt." Das Geschäft mit der deutschen öffentlichen Hand ist mit einem Anteil von rund einem Viertel am Konzernumsatz äußerst wichtig für Bechtle.
Daher rechnet Olemotz 2025 beim Geschäftsvolumen mit Nullwachstum oder einem leichten Plus von bis zu 5 Prozent. Der Umsatz könnte um bis zu 3 Prozent fallen oder steigen, hier darf das Software-Geschäft wegen bestimmter Bilanzierungsvorschriften nicht in voller Höhe ausgewiesen werden. Das Vorsteuerergebnis könnte 2025 entsprechend um bis zu 5 Prozent sinken oder steigen.
Im vergangenen Jahr war das Geschäftsvolumen wegen guter Software-Geschäfte um 2 Prozent auf gut 7,9 Milliarden Euro geklettert, der Umsatz indes trotz einer Belebung zum Jahresende hin um fast zwei Prozent auf 6,3 Milliarden Euro gefallen. Das Vorsteuerergebnis sank um knapp 8 Prozent auf 345 Millionen Euro. Damit bestätigte Bechtle die Anfang Februar veröffentlichten Eckdaten für 2024.
Der auf die Aktionäre entfallende Gewinn unter dem Strich sank im alten Jahr um 7,5 Prozent auf 245,5 Millionen Euro. Die Dividende soll dennoch mit 0,70 Euro je Anteilsschein stabil bleiben. Damit liege die Ausschüttungsquote zwar etwas über der langjährigen Dividendenstrategie, doch sei das ein Zeichen der Zuversicht in puncto der künftigen Geschäftsentwicklung, so Olemotz.
An der Börse geriet der Bechtle-Kurs nach der Veröffentlichung des Ausblicks zunächst unter Druck, berappelte sich dann aber. Am frühen Nachmittag waren die Papiere mit einem Plus von gut sieben Prozent auf 40,38 Euro unter den Favoriten im MDax. Die Kurserholung vom Mehrjahrestief unter 29 Euro aus dem Januar läuft damit weiter.
Branchenkenner Martin Comtesse vom Investmenthaus Jefferies sah den vorsichtigen Ausblick der Neckarsulmer im Kontext der enttäuschenden Entwicklung des Vorjahres. Er sei eher als Boden der Entwicklung im neuen Jahr zu betrachten. Comtesse rechnet mit vielen guten Neuigkeiten über Aufträge der öffentlichen Hand, sobald die neue deutsche Regierung im Amt ist.
Positiv auf den Aktienkurs wirkte auch, dass das geplante milliardenschwere Paket für Verteidigung und Infrastruktur von Union und SPD wohl eine wichtige Hürde genommen hat. Die Fraktionsspitzen von Union, SPD und Grüne haben sich nach langen Diskussionen geeinigt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen erfuhr./mis/men/stk
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